Experten diskutieren auf der Münchner Weiterbildungsmesse

Bildungssystem von heute meistert nicht die Anforderungen von morgen

30.04.1999
Von Ingrid Weidner* Gross war das Interesse vor allem an Informationstechnik- und Multimedia-Training auf der vierten Weiterbildungsmesse in München, die vom 22. bis 24. April viele Bildungshungrige und Schulungsanbieter ins MOC Messeforum lockte.

Bevor der große Run auf die zahlreichen Messestände, Vorträ- ge und Workshops begann, sprach Rolf Dobischat, Dekan der Gerhard-Mercator-Universität in Duisburg, über "Veränderungen des Lernens durch neue Technologien". Seiner Meinung nach wird es zukünftig immer weniger feste Stellenbeschreibungen und geradlinige Ausbildungswege geben. Die notwendigen Qualifikationen für den beruflichen Erfolg müssen sich die Arbeitnehmer stärker als bisher in Eigenregie aneignen. Neue Lernmöglichkeiten, etwa durch das Internet, treten an die Stelle der klassischen Ausbildung.

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde deutlich, daß das bisherige Bildungssystem nicht mehr den Anforderungen einer permanenten Weiterbildung gewachsen ist und die zukünftige Wissensgesellschaft neue Lösungen braucht. Helmut Paulik, Geschäftsführer der IHK-Akademie München, hält die duale Ausbildung weiterhin für sinnvoll, denn sie schafft eine gute Grundlage.

Unternehmen fordern stärkere Eigeninitiative

Die Diskussionsteilnehmer waren sich allerdings einig, daß diese Qualifikationen nicht mehr für das gesamte Berufsleben ausreichen. Doch das schönste Lernprogramm ist überflüssig, wenn die notwendigen Grundkenntnisse zur Bedienung fehlen oder die Lehrkräfte nicht entsprechend ausgebildet sind. Hier ist eine fundierte Schulung vorrangig.

Die Formen der beruflichen Weiterbildung sind zukünftig vielseitiger. Neben dem klassischen Seminar spielen Online-Lernen und computerbasiertes Training (CBT) eine größere Rolle, da diese Möglichkeiten kostengünstiger und flexibler sind. Immer mehr Anbieter wollen in den lukrativen Bildungsmarkt einsteigen und das erhöht den Konkurrenzdruck bei den Dienstleistern enorm. Die betriebliche Weiterbildung ist zwar nach wie vor wichtig, allerdings läßt das Engagement der Unternehmen aus Kostengründen nach.

Eigeninitiative der Arbeitnehmer oder Arbeitslosen tritt immer mehr in den Vordergrund. Das Lernen durch und mit den neuen Medien spielt dabei eine wichtige Rolle. Um solche Lernkonzepte einzusetzen, ist eine hohe Medienkompetenz notwendig.

180 Aussteller auf der Messe

Zwar haben auch in Zukunft alle Bildungswilligen die Möglichkeit, ihre Qualifikationen zu verbessern, so Erich Blume, Direktor des Arbeitsamtes München. Allerdings liegt die große Herausforderung für neue Bildungskonzepte seiner Meinung nach darin, die Kluft zwischen hochqualifizierten Mitarbeitern mit einem enormen Bildungsbedarf und den Menschen, die momentan ohne Arbeit und den Potentialen für eine berufliche Qualifizierung sind, zu überbrücken.

An den vier Messetagen konnten sich die Besucher bei über 180 Ausstellern informieren und in 115 Vorträgen, Workshops und Diskussionen einen Überblick über den Weiterbildungsmarkt verschaffen. Schwerpunkt der Messe und beim Interesse der Besucher waren viele Stände zum Thema IT-Weiterbildung und alles rund um den Multimedia-Bereich.

*Ingrid Weidner ist freie Journalistin n München.