Bildschimeinsatz - ideal bei der Auftragsabwicklung:Organisationskitt für Bereichsspalten

16.09.1977

Im Verfeld der Auftragsabwicklung kommt es bei konventioneller Organisation in vielen Fällen zu sachlichen Konflikten, die sich nicht selten auf die persönlichen Beziehungen der Mitarbeiter, also auf das Betriebsklima auswirken. So entzünden sich die Gemüter an bestehenden Kapazitätsengpässen und Lieferzeiten. Der Hauptgrund hierfür ist die Zerschneidung des logistischen Informationsflusses durch Führungsbereiche und Abteilungen.

Realistische Auftragsbestätigungen können nicht schnell genug ausgestellt werden, obwohl der Vertrieb möglichst jeden Kundenwunsch sofort erfüllen will. Lieferzeiten hängen zu stark von organisatorischen Arbeiten (Belegerstellung etc.) ab. Auftragsänderungen können nur außerhalb unzumutbarer Schlußdaten berücksichtigt werden und verursachen mehrfachen Papierkrieg. Die Produktion möchte möglichst nur eines oder wenige Produkte kontinuierlich fertigen und alle Rohstoffe sofort in genügender Menge verfügbar haben. Die Beschaffung wiederum will - möglichst periodisch - große Losgrößen einkaufen und immer lieferbereit sein.

Neueste Erfahrungen zeigen, daß die Steuerung aller Güter zwischen Lieferanten und Kunden durch den Betrieb am rationellsten mit einem integrierten logistischen Steuerungssystem erfolgt. Für aktuelle Information sorgt dabei der Einsatz von Bildschirmen am Arbeitsplatz. Bildschirme lassen sich überall dort vorteilhaft einsetzen, wo Daten möglichst zum Zeitpunkt ihres Bekanntwerdens mehreren Anwendern verfügbar gemacht werden sollen. Das gilt insbesondere dann, wenn die Anwender räumlich voneinander getrennt sind. Zu diesen Aufgaben zählen grundsätzlich alle dispositiven Arbeiten wie Auftrags-, Material-, Fertigungs-, Lager- und Transportdisposition.

Tücken verharmlost

Ein Blick in die Broschüren der wichtigsten EDV - Hersteller zeigt, daß unabhängig von der Branche (Industrie, Handel, Banken) vorwiegend dispositive Systeme mit Bildschirmen organisiert werden. Dem Interessenten werden jedoch oft die Schwierigkeiten und Tücken des Einsatzes von bildschirmgestützten Informationssystemen verschwiegen, die sich nicht nur auf das Antwortzeitverhalten und psychologische Momente der Bediener beschränken. Andererseits bieten bildschirmgestützte Dispositionssysteme die Möglichkeit, Ablauf und Aufbau organisatorischer Maßnahmen nach kybernetischen Gesichtspunkten zu konzipieren. Nach herkömmlicher Organisation klar voneinander abgegrenzte Funktionsbereiche werden auf ihr Zusammenwirken hin untersucht und neu gruppiert.

Eine aus kybernetischen Gesichtspunkten mit dem Ziel der bestmöglichen Marktversorgung erdachte Wirkungseinheit ist die industrielle Logistik, die alle betrieblichen Funktionen zusammenfaßt, welche für den Material - und Produktefluß in der Auftragsabwicklung verantwortlich sind. Während der Abwicklung eines Auftrages stehen alle logistischen Funktionen in enger kommunikativer Beziehung. Da liegt es nahe, den Material - und Produktefluß zwischen Lieferanten und Kunden auf dem Wege durch das Unternehmen aktuell zu verfolgen. Bildschirmgestützte Informationssysteme bieten sich an.

Integrationsfeindliche Einzellösungen

Trotz der Erkenntnis, daß alle Beteiligten möglichst die gleiche aktuelle Information benötigen, wird erfahrungsgemäß immer wieder versucht, Teilbereiche der Logistik mit EDV - Programmen zu rationalisieren. Insbesondere das vielfältige Angebot an EDV -Programmen für Materialwirtschaft und Fertigungssteuerung stärkt diese Tendenz. Es entstehen Einzellösungen die sich oft als integrationsfeindlich herausstellen, wenn sie mit benachbarten Funktionskreisen in direkter Kommunikation gebracht werden sollen. Gleichermaßen enden manchmal Rationalisierungserfolge eines modernen Informationssystems an den Schnittstellen zu konventionellen Organisationsabläufen.

Teilerfolge lenken im allgemeinen nur kurze Zeit von der Erkenntnis ab, daß die größten Verbesserungen in der Logistik nur durch ein durchgängiges, gleichmäßig leistungsstarkes Informationssystem erreicht werden können.

Ganzheitliche Planung unerläßlich

Der Aufbau und der Betrieb eines bildschirmgestütztes logistischen Informationssystems erfordert abteilungs - und bereichsüberschreitendes Denken und Handeln. Das bedeutet, daß es ganzheitlich geplant und gepflegt werden muß, auch wenn die Realisierung in funktional ausgerichteten Schritten erfolgt.

Es sei zugestanden, daß die eingangs genannten Konflikte mit den üblichen Organisationsmitteln nicht hinreichend zu lösen waren. Der straffe Datenfluß eines bildschirmgestützten Informationssystems auf Basis einer gemeinsamen Datenbank ermöglicht neue, objekt - statt funktionsbezogener Formen der Aufbauorganisation unter den Zielen einer besseren Versorgung der Absatzmärkte, rationellerer Beschaffung und Fertigung sowie konfliktärmerer Arbeitsbeziehungen.

Es gibt eine Reihe von Beispielen dafür, wie in Unternehmen durch den Einsatz bildschirmgestützter Informationssysteme die Auftragsabwicklung wesentlich rationalisiert werden konnte. Es lohnt sich, von den dort gemachten Erfahrungen zu profitieren.

- Der Autor hält vom 26. - 28. 10. 1977 ein Seminar zu diesem Thema

Information: INTEGRATA, Biesingerstr. 10, 7400 Tübingen