Erstes weltweit konsolidiertes Konzernergebnis

Bilanz 1990: Steuer frißt der Software AG die Gewinne weg

26.07.1991

DARMSTADT (gfh) - Ungewöhnlich hohe Steuerzahlungen drückten 1990 den Jahresüberschuß der Software AG (SAG) auf 3,47 Millionen Mark gegenüber 13,6 Millionen Mark im Vorjahr. Beim Umsatz konnten die Darmstädter gerade noch ihren ersten Platz auf der Hitliste der deutschen Software-Unternehmen halten.

In der Softwarerangliste des Redaktionsbüros Lünendonk, Bad Wörishofen, wird der Umsatz der Software AG mit 584 Millionen Dollar angegeben, womit das Softwarehaus vor der SAP AG liegt, deren Umsatz 501 Millionen Mark beträgt. In der SAG-Bilanz erscheint der Konzernumsatz allerdings nur mit 458,8 Millionen Mark. Die SAP rangiert allein deshalb nicht ganz oben auf der Lünendonk-Liste, weil die Software AG bei ihrem Konzernergebnis die Umsätze ihrer Distributoren mit einrechnet.

Kommentiert Vorstandsmitglied Peter Page: "Es kommt nicht auf die Rangfolge an. Wir hatten nie den Ehrgeiz, den Markt zu beherrschen, sondern nur den, darin zu bestehen." Aus diesem Grunde habe die Software AG einerseits kein Interesse an ungebremstem Wachstum und könne andererseits ohne Scheu mit Mitbewerbern kooperieren.

Im Geschäftsjahr 1990 wuchs der Umsatz um 5,2 Prozent, während der Gewinn auf ein Viertel des Vorjahreswertes zurückging. Der Grund: Zwei Jahre nach der Übernahme der amerikanischen Software AG mußten die Darmstädter den Konzernzuwachs mit 17 Millionen Mark versteuern.

Der Gewinn vor Steuern liegt mit 30,9 Millionen Mark um zwei Millionen Mark oder knapp sieben Prozent über dem Wert von 1989. Die Software AG gibt sich mit diesem Ergebnis angesichts der hohen Steuern und des Kursverlustes des Dollars durchaus zufrieden. Letzterer habe den Gewinn um fast 13 Millionen Mark geschmälert.

Den Löwenanteil des Umsatzes machten die Darmstädter mit Produktlizenzen, der mit 329,9 Millionen nur knapp 2,5 Millionen Mark über dem Vorjahreswert lag. Den größten Zuwachs verbuchte die SAG bei der Anwendungsentwicklung mit über 28 Prozent von 57,4 Millionen auf 73,7 Millionen Mark. Anteilsmäßig liegt hier der Bereich Applikationen und Implementierungen mit 33 Prozent Anteilen vor den Lizenzen für die Adabas-Datenbank, die mit 27 Prozent am Ertrag beteiligt ist. Die CASE-Produkte folgen mit 17 Prozent.

Besonders erfolgreich waren die Darmstädter im Inlandsgeschäft. Hier erzielten sie mit 126 Millionen Mark und einer Steigerungsrate von 19,2 Prozent die besten Ergebnisse - ein Trend, der sich bei einem Auftragsvolumen von 42,8 Millionen Mark im Mai 1991 auch in diesem Jahr fortzusetzen scheint. Den Verlust des gerade erst aufgebauten Kuwait-Geschäftes durch den Golfkrieg Anfang des Jahres soll ein 18-Millionen-Mark-Auftrag in der Tschechoslowakei ausgleichen.