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Big Brother lässt grüßen: Pentagon will Internet weltweit überwachen

13.11.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Das US-Verteidigungsministerium entwickelt ein System zur weltweiten Kontrolle des Internets. Ziel sei es, die Spur von Terroristen überall hin verfolgen zu können, sagte der Chef des zuständigen Informationsbüros IAO (Information Awareness Office) John Poindexter in einem Interview der "Washington Post". Das IAO untersteht der DARPA (Defense Advanced Research Projects Agency) des Pentagon.

Die Kontrolle soll unter anderem den Zugriff auf Datenbanken umfassen, deren Datenbestände systematisch nach Kreditkartenabrechnungen, verdächtigen Reiseaktivitäten oder ungewöhnliche Medikamentenverschreibungen, etwa zur Milzbrandbehandlung, durchsucht werden sollen. Wie das Projekt technisch realisiert werden soll, scheint noch unklar. Zwar stehen dem IAO 200 Millionen Dollar zur Verfügung, Poindexter sagte jedoch, es würden noch Jahre vergehen, bis das System entwickelt sei.

Kritiker bezweifeln den Nutzen des Projekts. Bereits jetzt fehlten dem Verteidigungsministerium die Kapazitäten, die vom Telefonüberwachungssystem Echelon erhobene Datenflut auszuwerten. Außerdem werde die USA kaum die Zustimmung von Drittstaaten bekommen, das Schnüffelsystem auf nationale Datenbanken aufzusetzen.

Poindexter, der im April den "Big Brother Award" der britischen Datenschutzorganisation Privacy Internatonal bekam, machte bereits in den 80er Jahren von sich reden. Damals musste er seinen Posten in der Reagan-Regierung aufgrund Verwicklungen in die Iran-Contra-Affäre räumen. Dabei ging es um illegale Waffenschiebereien in den Iran, aus deren Erlösen nicaraguanische Rebellen unterstützt werden sollten. (lex)