IBMs Parallelsysteme mit RISC- und 390-CPU

Big Blue will Servergeschaeft mit dreigeteilter Strategie stuetzen

29.01.1993

Erstmals auf der Supercomputing 92 in Minneapolis lueftete Big Blue den Schleier ueber seinen Technologieprojekten, die das stagnierende Mainframe-Geschaeft abloesen sollen. Der "Power/4"- Rechner arbeitet mit vier RISC-CPUs, die auch in RS/6000- Workstations eingesetzt werden.

Die IBM zeigte im noerdlichen US-Bundesstaat Minnesota ferner ein Parallelsystem ihres "Highly Parallel Supercomputing Systems Laboratory" (HPSSL) mit 64 RISC-CPUs (Vgl. CW Nr. 49 vom 4. Dezember 1992, Seite 29: "Big Blue will mit..."). Inoffiziell wird in der Branche die Information gehandelt, kommende Woche - am 2. Februar - werde die IBM ihr 64-Prozessor-Modell auch in Deutschland praesentieren. Ein Unternehmenssprecher aus Stuttgart lehnte gegenueber der COMPUTERWOCHE jedoch jeglichen Kommentar ab.

Mehr Leistung fuer die Mainframes

Donofrio und Jack Kuehler, President und Technologie- Verantwortlicher bei den Armonkern, hatten darueber hinaus im Dezember des vergangenen Jahres vor der Presse IBMs dreigeteilte Strategie entfaltet, mit Parallelrechnern die Wachabloesung der traditionellen Grossrechner vorzubereiten.

Erstens werde man die bestehende Mainframe-Linie in puncto Leistung weiter ausbauen und dabei attraktivere Preise bieten koennen. Entsprechende Produktvorstellungen duerften dabei noch im ersten Halbjahr 1993 anstehen. So lange Kunden weiterhin Interesse an Grossrechner-Systemen zeigen wuerden, werde man diese auch anbieten, erklaerte Donofrio.

Zweitens verfolge Big Blue - so Donofrio weiter - das Ziel, massiv-parallele Supercomputer auf den Markt zu bringen. Diese wuerden fuer den Bereich wissenschaftlicher Anwendungen bereits in diesem Jahr auf den Markt kommen. An kommerziellen Anwendungen interessierte Kunden koennten ab 1994 auf massiv-parallele blaue Systeme spekulieren.

Drittens verrieten die IBM-Manager, man werde fuer Parallelrechner-Projekte auch auf die Prozessorarchitektur der /390-Mainframes zurueckgreifen. Entsprechende moderat-parallele, mit 390-Mikroprozessoren ausgeruestete, Maschinen plant Big Blue zudem dutzendweise zu verbinden, also zu clustern. Hierzu favorisiert der Mainframe-Monopolist offensichtlich den Fibre Channel Standard (FCS), der als Datentransportweg gegenueber Ethernet um den Faktor zehn bis 100 leistungsfaehiger sein soll.

Bei den /390-Prozessor-bewehrten Multi-CPU-Systemen handelt es sich Informationen aus den USA zufolge zunaechst um eine Datenbankmaschine, die DB2-konform sei. Das Design des Parallelsystems koenne bis zu 100 Prozessoren bedienen. Neben einer auf Parallelverarbeitung ausgerichteten Version des DB2-Datenbank- Management-Systems werde der Rechner mit CICS-Transaktions- Processing-Software sowie dem MVS-Betriebssystem ausgestattet sein, vermeinten Branchenanalysten.