Big Blue positioniert Betriebssysteme Workplace-Konzept soll vorerst nicht mit OS/2 konkurrieren

03.12.1993

FRAMINGHAM (IDG) - IBMs Betriebssystem der Zukunft, das Workplace OS, ist vorerst nicht als Alternative zu OS/2 und AIX gedacht, erklaerten Vertreter des Unternehmens. Anscheinend soll mit einer derartigen Strategiekundgebung die gerade einsetzende Marktstabilisierung von OS/2 unterstuetzt werden.

Die auf der Comdex von IBMs Personal Software Products Group (PSP) verkuendete Botschaft richtete sich besonders an Entwickler, die in dem Workplace-Konzept eine groessere strategische Bedeutung fuer die unmittelbare Zukunft vermutet hatten. Die Reaktion einiger Programmierer war eindeutig: Man werde dem auf IBMs Microkernel- Technik basierenden Betriebssystem vorerst keine Prioritaet einraeumen. Ausserdem gebe es derzeit noch keine verbindlichen Aussagen zum Zeitplan der Einfuehrung von Workplace.

Konzernvertreter haben die Entwicklergemeinde indessen wiederholt beruhigt, dass die in OS/2- und AIX-Anwendungen investierte Arbeit nicht umsonst gewesen sei: OS/2-kompatible 32-Bit-Applikationen liessen sich stufenweise mit Objekttechniken des Opendoc- Konsortiums wie IBMs "System Object Model" (SOM) versehen, so dass eine Migration zum Workplace OS reibungslos erfolgen koenne.

Debuet auf Power-PCs ist noch nicht sicher

Unklar ist allerdings, auf welcher Plattform das Workplace OS, dessen Microkernel mit aufgesetzten Betriebssystem-Personalities arbeitet, debuetieren soll. IBM-Chefstratege James Cannavino sprach kuerzlich noch von einer ersten Implementierung auf den Power-PCs, Big Blues neuen RISC-Maschinen. Demnach wuerde tatsaechlich keine hausgemachte Konkurrenz fuer OS/2-Desktops entstehen. Die PSP- Gruppe wuenscht sich dagegen inoffiziell einen Start auf Intel- Basis. Erst wenn dort eine stabile Systemumgebung gewaehrleistet ist, soll die Portierung auf Power-PCs erfolgen.