Konkurrenz zwingt IBM zu Einführung eines PC-Zwitters:

Big Blue läßt AT-Bus wieder aufleben

23.09.1988

NEW YORK (IDG) - Der AT-Bus feiert definitiv ein Comeback. Was seit Wochen ein offenes Geheimnis war, wurde jetzt von IBM offiziell bestätigt. Big Blue bringt das Einstiegsmodell 30 286 auf den Markt und trägt damit dem Ruf der Anwender nach einer Verbindung zwischen der PS/2- und AT-Welt Rechnung.

Unterdessen scheint die Konzernspitze Sympathien für das "ungeliebte Kind" zu entwickeln. Schließt es doch eine Marktlücke, die durch die Einstellung der AT-Produktion entstanden war. Außerdem werden mit dem neuen Modell Anwender angesprochen, die bislang ihre Software nicht auf den Mikrokanal umstellen wollten.

Bei Big Blue ist man widerwillig zu der Einsicht gelangt, daß PS/2 und OS/2 zunächst nur mit Hilfe des AT-Buses auf Touren kommen werden. Deshalb hat IBM in seiner entschlossenen PS/2-Gangart unter dem Druck der Anwender die Zügel zugunsten des AT-Buses gelockert. Indiz: IBM bietet jetzt Mikrokanal-Programme an, die auf dem /36-Prozessor laufen.

Eindeutig für den AT-Bus und das Modell 30 286 auf der Basis des Prozessors 80286 von Intel sprechen die positiven Verkaufszahlen. Trotzdem gesteht Big Blue die falsche PS/2-Taktik nicht ein, und flüchtet sich IBMs Vicepräsident Bill Lyons in die Ausrede: "Wenn wir zum gleichen Preis den Mikrokanal in den Rechner 30 286 einbauen könnten, würden wir es bestimmt machen." Das Modell 30 286, so Lyon, ziele auf Anwender, die zunächst mit ihrer DOS-Umgebung weiterarbeiten wollen, sich aber die Möglichkeit offenhalten, später auf OS/2 umzusteigen.

Der "Zwitter" wird in Raleigh gebaut und kommt in zwei Versionen auf den Markt. Modell 30 286-E21 mit 20-Megabyte-Festplatte wird rund 2600 Dollar kosten, das Modell

30 286-E01 2000 Dollar.