Das raten Personalprofis

Bewerber sollen nicht als Bittsteller auftreten

30.11.2009
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Bewerber und Jobwechsler sollten sich als Dienstleister in eigener Sache und nicht als Bittsteller präsentieren - auch in schwierigen Zeiten.

Um die individuellen Talente besser zu erkennen, empfehlen die Karriere-Manager Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel jemanden zu suchen, der einem den Spiegel vorhält. Der Lebenspartner, dessen Charakter häufig ähnlich ist, ist oftmals nicht der richtige Spiegelhalter. Daher sollte man einen anderen oder auch mehrere Mitmenschen finden, die diese Rolle übernehmen. Dies können Bekannte, Kollegen, Exkollegen, (ehemalige) Lehrer oder Vereinskameraden sein.

Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel warnen vor Besserwisserei im Bewerbungsgespräch.
Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel warnen vor Besserwisserei im Bewerbungsgespräch.
Foto: Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel

Es wird vielleicht etwas Überwindung kosten, aber man sollte sich ein Herz nehmen und den Sparring-Partner fragen, was ihm ganz allgemein gesehen auffällt. Personen, die mit einem längere Zeit in Verbindung standen, erkennen die Besonderheiten oft blitzschnell und intuitiv. Im Dialog lassen sich dann die individuellen Stärken herausarbeiten. "Trauen Sie sich, Mitmenschen um diesen Gefallen zu bitten und sich mit den Augen anderer zu sehen. Es lohnt sich!", lautet die Aufforderung der beiden Karriereprofis.

Beim gemeinsamen Erkennen der Talente wird jeder feststellen, dass es schwierig ist, die eigenen Stärken treffend zu bezeichnen - insbesondere interpersonelle Eigenschaften sind schwer zu charakterisieren. Man kann sie nur beschreiben. Im gesamten Bewerbungsprozess ist es daher entscheidend, seine Talente illustrativ darzustellen: in den Bewerbungsunterlagen, aber auch im Vorstellungsgespräch. "Legen Sie sich ein überzeugendes Beispiel zurecht, anhand dessen Sie anschaulich Ihre Talente beschreiben", empfehlen Vogel und Detambel.

Denken Sie nicht an Ihre Schwächen!

Besonders eigneten sich konkrete Situationen oder abgeschlossene Projekte, in denen sich Position, Aufgabe und Erfolg verdeutlichen lassen. Der Kandidat muss sich bewusst machen, dass der Personaler seinen Charakter und seine Talente nicht kennt, aber innerhalb kurzer Zeit eine möglichst nachvollziehbare und überzeugende Einschätzung von ihm bekommen muss.

"Konzentrieren Sie sich beim Nachdenken über Ihre Eigenschaften nicht auf Schwächen", lautet ein weiterer Ratschlag der Karriereexperten. Jeder sollte seine Talente herausarbeiten und sich damit von der Bittstellerhaltung entfernen. Dieses Umdenken erfordere Disziplin und falle zunächst nicht leicht, aber es ermögliche, auf die Gesprächspartner überzeugend und glaubwürdig zu wirken. "Widerstehen Sie der Versuchung, sich all jene Talente und Eigenschaften anzudichten, die als Standardfloskeln in keiner Stellenanzeige fehlen dürfen, und werden Sie nicht zum Besserwisser, indem Sie mit den Problemen argumentieren, die Sie für Ihren Arbeitgeber lösen wollen", bringen es Vogel und Detambel auf den Punkt. Als Außenstehender könne man "nicht einmal ansatzweise" beurteilen, welche Probleme der potenzielle Arbeitgeber habe.

Die Karriereprofis

Die Karriereberater Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel aus Wiesbaden raten jedem Bewerber, bei der Jobsuche eine persönliche Strategie zu entwickeln, nach der er die eigenen Talente ganz egoistisch in den Mittelpunkt stellen kann. Auch wenn das Herausfinden der individuellen Talente anfangs Mühe kostet, hat sich diese Methode bewährt.