Cultural fit

Bewerber müssen zur Unternehmenskultur passen

21.02.2017
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Cultural Fit – also die Frage, wie ein Bewerber zum künftigen Arbeitgeber passt - wird von vielen Arbeitgebern in der IT-Branche unterschätzt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der auf die Vermittlung von SAP-Experten spezialisierten Personalberatung Hype.

Obwohl IT-Arbeitgeber nach eigenen Aussagen großen Wert darauf legen, dass ein Bewerber auch kulturell gut zu ihnen passt, nutzen die meisten von ihnen keine standardisierten Verfahren und Werkzeuge, um dies sicherzustellen. Hype befragte dazu in seiner Studie "360° Cultural Fit-Studie für die IT-Branche" 122 IT-Unternehmen und -Recruiter sowie 248 IT-Experten in Deutschland.

Um die Frage zu beantworten, ob ein Bewerber zum zukünftigen Arbeitgeber passt, werden laut einer Studie von Hype meist noch keine standardisierten Verfahren genutzt.
Um die Frage zu beantworten, ob ein Bewerber zum zukünftigen Arbeitgeber passt, werden laut einer Studie von Hype meist noch keine standardisierten Verfahren genutzt.
Foto: lianna2013 - Fotolia.com

Dies ist umso erstaunlicher, als dass Cultural Fit im Recruiting längst als zentraler Erfolgsfaktor gilt, wie Hype-Inhaber Frank Rechsteiner betont: "Stellenbesetzungen können nur dann gelingen, wenn Arbeitgeber neben der fachlichen Eignung der Kandidaten, auch gemeinsame Werte, Normen und Einstellungen berücksichtigen. Dies lässt sich am besten mit standardisierten Methoden erreichen."

Zwar ist der Großteil der befragten IT-Arbeitgeber und -Personalberater davon überzeugt, dass die kulturelle Übereinstimmung von Bewerbern und Unternehmen zu einer höheren Bindung, Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter führt. Als weitere Vorteile werden geringere Fluktuationsraten und Recruiting-Kosten genannt. Trotzdem lehnen 75 Prozent der IT-Unternehmen und -Recruiter den Einsatz IT-gestützter Methoden zur systematischen Cultural Fit-Messung ab. Sie bevorzugen noch klassische Interviews, Lebenslaufanalysen, Probetage, Referenzen und Persönlichkeitstests. 55 Prozent der IT-Arbeitgeber ziehen herkömmliche Stellenanzeigen gegenüber Job-Portalen vor, die den Schwerpunkt auf Cultural Fit-Aspekte legen.

Transparenz bezüglich der Unternehmenskultur gewünscht

Diese Haltung steht im Gegensatz zu den Wünschen und Bedürfnissen der befragten Softwareentwickler, Anwendungsbetreuer, Administratoren, IT-Berater und Projekt-Manager. So würden es mehr als 70 Prozent der befragten IT-Profis begrüßen, wenn in den Bewerbungsverfahren strukturierte, IT-gestützte Instrumente zur Cultural-Fit-Messung zum Einsatz kämen. Über 60 Prozent sprechen sich dafür aus, dass spezielle Fragebögen ihre Ansprüche an eine passende Unternehmenskultur ermitteln. Und fast drei Viertel der befragten IT-Spezialisten beklagen, bei früheren Bewerbungen von IT-Arbeitgebern mit beschönigenden Aussagen über die eigene Unternehmenskultur getäuscht worden zu sein. Nahezu alle IT-Experten geben an, dass sie wegen einer nicht passenden Arbeitskultur den Job wechseln würden - oder dies sogar schon einmal getan haben.

"Wie die Studie zeigt, besteht in der IT-Branche dringender Handlungsbedarf nach Einführung eines wirksamen kulturbasierten Recruitings", betont Rechsteiner. "Denn gerade die IT-Unternehmen müssen heute alles daran setzen, um die passenden Mitarbeiter zu finden und dauerhaft an sich zu binden." Die finanziellen Auswirkungen von Fehlbesetzungen wirkten sich in der IT-Branche noch schwerer als anderswo aus, da hier überdurchschnittliche Gehälter bezahlt würden.

Cultural Fit stufenweise integrieren

IT-Arbeitgeber, die Cultural Fit in ihre Recruiting-Strategie integrieren möchten, rät Hype-Geschäftsführer Rechsteiner zu einem stufenweisen Vorgehen. Zunächst sollten die Firmen die unternehmenseigenen Wertvorstellungen, Verhaltensmuster und Rituale transparent machen und zum Aufbau einer unverwechselbaren Arbeitgebermarke nutzen. Um Klarheit über die eigene Unternehmenskultur zu erlangen, bieten sich etwa Mitarbeiter-Workshops an. Sie trugen laut Rechsteiner zur Einheitlichkeit der Vision bei und fördern gleichzeitig Motivation und Zusammengehörigkeit des Teams.

Frank Rechsteiner, Inhaber von Hype: „Stellenbesetzungen können nur dann gelingen, wenn Arbeitgeber neben der fachlichen Eignung der Kandidaten, auch gemeinsame Werte, Normen und Einstellungen berücksichtigen."
Frank Rechsteiner, Inhaber von Hype: „Stellenbesetzungen können nur dann gelingen, wenn Arbeitgeber neben der fachlichen Eignung der Kandidaten, auch gemeinsame Werte, Normen und Einstellungen berücksichtigen."
Foto: Frank Rechsteiner

Beim Recruiting sollten die IT-Arbeitgeber auf spezielle Softwarelösungen setzen, die die Personalauswahlprozesse in Hinblick auf Cultural Fit unterstützen. Dazu gibt das genutzte Werkzeug dem Unternehmen laufend automatische Rückmeldungen, ob ein IT-Kandidat tatsächlich zur eigenen Kultur passt - oder nicht.

Umfrageergebnisse

Frank Rechsteiner hat die Umfrageergebnisse in dem Themendossier "360° Cultural Fit - Studie für die IT-Branche" zusammengefasst und um weitere Handlungsempfehlungen für IT-Arbeitgeber und -Recruiter ergänzt. Das Themendossier steht zum Download bereit unter http://www.frankrechsteiner.de/whitepaper/cultural-fit-studie.