In einem "SPIEGEL"-Interview bewies Telekom-Chef Helmut Ricke diplomatisches Geschick und Wortwitz, als er sich durch eine Anspielung auf Helmut Kohl nicht aus der Fassung bringen liess. Die "SPIEGEL"-Frage lautete: "Vielleicht verkennen Sie die neuen Moeglichkeiten der Kommunikation? Der Kanzler gab dafuer ein inzwischen beruehmtes Beispiel: Er forderte freie Fahrt fuer Autos, als er in einer Talk-Show zu Daten-Highways befragt wurde." Darauf Ricke: "Es steht mir nicht an, das zu bewerten. Wir sind ueber jeden Politiker froh, der ein bisschen Bewegung in die Reihen bringt und den Blasebalg auf die Glut haelt."

Wir haben uns dieses Zitat aus zwei Gruenden ausgeborgt: wegen des Themas, der kommunikationstechnischen Moeglichkeiten, und wegen der "Firma", deren Chef Ricke ist. Die Telekom beteiligt sich an einer Initiative der CW und der Deutschen Messe AG, Hannover, im Rahmen der Messe "Qualifikation '94", die vom 27. bis 30. September in der niedersaechsischen Landeshauptstadt stattfindet.

Auf dem "PROF/IT-Technologiezentrum" (siehe nebenstehenden Beitrag) praesentieren sich Anwender und Anbieter von Multimedia- und Workflow-Systemen als "Gewinner". Einige Loesungen werden in diesem Schwerpunkt vorgestellt. Neue elektronische Medien und neue kommunikationstechnische Strukturen machen Unternehmen zu "lernenden", teamorientierten Organisationen. Management sollte keine Frage der Vorrechte mehr sein, sondern der kollektiven Leistung, die in der staendigen Erprobung des Neuen besteht - das Scheitern nicht ausgeschlossen. Das gleiche gilt fuer die Ausbildung: Innovation kann man nicht lernen.

Dass die PROF/IT-Initiative damit der klassischen Aus- und Weiterbildung eine Absage erteilt, ist kein Widerspruch: Die Abkehr von ueberkommenen Modellen fuer die Fuehrung und Steuerung von Unternehmen muss auch das Thema Qualifikation einbeziehen. Wenn jedoch vermeintliche Fixpunkte wie Stabilitaet und Reife, was die industrielle Potenz von Volkswirtschaften und Unternehmen betrifft, immer mehr zu "beweglichen" Zielen werden, dann kommt auch dem Faktor "Erfahrung" eine neue Bedeutung zu: An das "Bewaehrte" wird man sich immer weniger halten koennen.

"Die wahre Kraft der Technologie liegt nicht in der Verbesserung alter Prozesse, sondern darin, dass sie Unternehmen ermoeglicht, alte Regeln zu brechen und neue Arbeitsweisen aufzubauen", sagt der "Lean"-Experte Michael Hammer. Das meinte wohl auch Ricke, als er den Blasebalg bemuehte. Ein bisschen davon versprechen wir uns auch von der PROF/IT-Initiative.