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Betrugsverdacht gegen italienische Finmatica

21.01.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Nach Parmalat hat Italien einen zweiten - wenn auch deutlich kleineren - Bilanzskandal: Die SCM-Softwareschmiede (Supply Chain Management) Finmatica teilte gestern mit, gegen Teile ihres Managements liefen Ermittlungen wegen Verdachts auf Bilanzbetrug und Marktmanipulation. Tags zuvor hatte der Aufsichtsrat eine unpopuläre Ausgabe von Wandelanleihen gestoppt.

Im Visier der Ermittler stehen offenbar Finmaticas Angaben zu Barreserven sowie die Bilanzen für das Geschäftsjahr 2002 und einzelne Quartale des Jahres 2003. Das Unternehmen erklärte, es sei zuversichtlich, dass es aus der Ermittlung als unschuldig hervorgehen werde. Namen der unter Verdacht stehenden Manager und Mitglieder des internen Buchprüfungsausschusses wollte Finmatica laut "Wall Street Journal" nicht nennen.

Der Aufsichtsrat von Finmatica, das eine Marktkapitalisierung von 366 Millionen Euro aufweist, hatte am Montag die Ausgabe von Wandelobligationen im Wert von 55 Millionen Euro zurückgezogen, nachdem Anleger angesichts der gemeldeten liquiden Mittel in Zweifel gezogen hatten, die Firma bedürfe des Zuflusses weiterer Gelder. Die Aktie von Finmatica, das seit dem Jahr 2000 börsennotiert ist, hat seit Anfang Dezember aufgrund von Zweifeln an der Liquidität des Unternehmens rund 30 Prozent verloren. Gestern wurde das Papier vom Handel ausgesetzt, nachdem es zuletzt bei 7,90 Euro notierte.

Unter Berufung auf vorläufige Zahlen hatte Finmatica in der vergangenen Woche erklärt, es sei zu Ende 2003 mit 89,3 Millionen Euro netto verschuldet gewesen und verfüge über 135 Millionen Euro Cash. Die Schulden stiegen seit Ende September an, die Barreserven schrumpften. Hauptwirtschaftsprüfer von Finmatica ist Italaudit (vormals Grant Thornton), das auch die Bücher von Parmalat-Töchtern testiert hatte. (tc)