Quasi-Standardisierung bei Hard- und Software, Teil 2:

Betriebssysteme laufen um den ersten Platz

03.09.1982

Das Betriebssystem CP/M - ursprünglich als reines Dateiverwaltungssystem für den PL/Z-Compiler des Mikroprozessor-Herstellers Intel entwickelt - wurde. 1975 erstmals kommerziell angeboten. Die derzeitige Version 2.xx stellt ein Plattenbetriebssystem für den interaktiven Einbenutzerbetrieb eines Rechners, basierend auf einer Intel 8080/8085 oder Zilog Z 80 A/B CPU mit mindestens einer Diskette/Platte als externem Speicher dar. Dieses Betriebssystem von zirka 55 KB enthält die üblichen Routinen zur Dateiverwaltung, einen zeilenorientierten Editor, einen leistungsfähigen Makro-Assembler nebst Bibliothek und Binder. Der hauptspeicherresidente Teil des Betriebssystems von 10 KB läßt sich mit einem Systemgenerierungsmodul einfach der effektiven Hauptspeichergröße anpassen und in den Systemteil der Diskette schreiben. Eine besondere Funktion ("patching") -des Debug-Moduls wird dazu verwendet, um die Gerätetreiber im BIOS (Basic Input/Output System) zu modifizieren. Aufwärtskompatible Betriebssysteme wie CDOS von Cromemco, DOS von North Star oder KOS von Kontron enthalten neben solchen Anpassungen noch Full-Screen-Editoren, Module zur Verarbeitung von Kommandoprozeduren und weitere Generierungsoptionen (Funktionstastenbelegung, Setzen von Zeitmarken). Ebenfalls von Digital Research stammt die CP/M aufwärtskompatible Mehrbenutzer- und Multitasking-Version MP/M (900 Mark), die vor allem große Festplattenspeicher unterstützt (maximal 16 logische Laufwerke). Anschließbar sind bis zu 16 Terminals.

Für einen effektiven Mehrbenutzerbetrieb wird für jeden Teilnehmer meist eine eigene Hauptspeicherkarte von maximal 64 KB hinzugefügt; MP/M stellt daher eine softwaregesteuerte Speicherbankumschaltung bereit, um die Begrenzung des direkten Adreßraumes auf 64 KB zu überwinden.

Vordringen von 16-Bit-Mikros

Mit dem raschen Vordringen von 16-Bit-Mikroprozessoren (wie Zilog Z 8000, Motorola 68000, Intel 80) in Mikrorechnern haben sich Hersteller und Softwarehäuser erneut dem legendären, ursprünglich von Bell Laboratories entwickelten Betriebssystem UNIX (Version 7) zugewandt, das sich durch ein Ringkonzept zum Datenschutz auszeichnet und über leistungsfähige Dispatching- und Task-Management-Strategien verfügt. Dieses Multi-user, Multi-tasking-Betriebssystem wurde unter anderem für 8-Bit-Rechner (Z 80 A) von Cromemco unter dem Namen "Cromix" und für 16-Bit-Rechner (Z8000) von Onyx unter der Bezeichnung "Onix" adoptiert. Onix ist identisch mit dem von Western-Electric für die PDP 11-Familie lizensierten Betriebssystem.

Entsprechend den bisherigen Marktverhältnissen bei Hard- und vor allem Software der 8-Bit-Mikrorechner zeichnet sich jetzt bereits ab, daß die UNIX-kompatiblen Betriebssysteme in Kürze eine ähnliche Rolle als Quasistandard einnehmen können wie CP/M und MP/M. Darüber hinaus sind so leistungsfähige Betriebssysteme wie BOS und Oasis erschienen, die ebenso auf Großsystemen installiert sind und am dem Anwender den Zugriff auf dort entwickelte komfortable Software ermöglichen. Es bleibt daher abzuwarten, welches der Betriebssysteme sich durchsetzen wird. Der Benutzer wird auch hier wieder in den Genuß einer weitgehenden Portabilität der Software bei unterschiedlicher Hardware kommen. Von Microsoft werden bereits die von Z 80 auf Z 8000 als Zielprozessor konvertierten Compiler Cobol (Ansi 1974) CBasic, Fortran (ANSI 1977), C und UCSD-Pascal sowie der Interpretierer Microsoft-Basic angeboten.

Im Zuge der Bemühungen, bereits für 8-Bit-Rechner mehr Leistung oder doch ein breiteres Anwendungsspektrum verfügbar zu machen, findet sich inzwischen ein vielfältiges Angebot an Soft- und Hardware zur Kommunikation zwischen Rechnern oder zum Aufbau von Rechnernetzen. Erwähnt sei hier insbesondere Software, die Mikrorechner befähigt, IBM 3780, 3741, 2980 und 2770 Terminals unter dem BISYNC Protokoll zu emulieren, so der Remote Batch Terminal Emulator von Cromemco, Comspak-1 von Transdata Limited oder asynchrone Kommunikationssoftware.

Zur Vernetzung von Mikrorechnern, um unter CP/M die knappen Peripherieressourcen - wie Festplatten, schnelle Drucker, neuerdings auch Magnetbänder - besser aufzuteilen, findet man ein breites Angebot (CP/Net von Digital Research, HiNet von Digital Microsystem, Arcnet von Datapoint, Z-NET von Zilog).

BOS steht für Business Operating System. BOS ist ein aufwärtskompatibles System, das im wesentlichen für kommerzielle Lösungen geeignet ist und als Programmiersprache Cobol verwendet. Daneben existiert eine Vielzahl von Programmerstellungshilfen wie Programmgeneratoren und Maskengeneratoren.

BOS ist bisher in mehreren Ausbaustufen verfügbar. In einem Level 1 werden Einplatzsysteme mit Disketten, in einem Level 2 Einplatzsysteme mit Fest- und/oder Wechselplatten, in Level 3 Mehrplatzsysteme und in Level 4 sogenannte Micromainframesysteme für IBM und DEC angeboten (darüber hinaus wird eine lauffähige Version für 32-Bit-Prozessoren angekündigt).

Ausgedehntes Job-Control-Programm

BOS unterstützt die gesamte Standardperipherie. Es ist auf 8-Bit- und 16-Bit-Systemen einsetzbar und läßt zur Zeit eine Adressierung von 1-MB-Arbeitsspeicher zu. Der Systembenutzer sieht sich fast einem Komfort wie bei Großrechnern gegenüber, wenn er mit dem Multitasking von BOS arbeitet. Als Datenzugriffsmethoden werden sequentielle, indexsequentielle und direkte Zugriffe eingesetzt sowie symbolische Schlüssel verarbeitet. Die Dateiverwaltung erlaubt Kopieren, Vergleichen, Reorganisieren, Anzeigen Drucken, Schützen, Ändern oder die Vergabe von Seriennummern. Für die Datensicherheit ist ein gesondertes Programmpaket vorhanden.

Bei der Datenfernübertragung werden BSC-Prozeduren 2780, 3780, MSV-1 und MSV-2 zur Verfügung gestellt. Es werden fast alle Terminals der wesentlichen Hersteller emuliert.

Neben den wesentlichen Hilfsmitteln eines Report-Generators, eines Bildschirmmaskengenerators und einer Spooling-Möglichkeit steht dem Benutzer ein ausgedehntes Job-Control-Programm zur Verfügung.

BOS ist zur Zeit für weit über 30 Systeme lieferbar. Bei Bedarf besteht die Möglichkeit, das Betriebssystem für jedes neue System anzupassen. Voraussetzung ist, daß das Zielsystem mit einer Auswahl gängiger Mikroprozessoren arbeitet (8080, 8085, 8086, 8088, Z 8, Z 80, Z 8000, 6800, 6809, 68000, 9900, PDP 11, LSI 11, IBM-System 1, Micro-Nova). BOS wird von Parasoft, Eschborn vertrieben.

Das von Phase One, USA, entwickelte Betriebssystem zeigt sich als gelungene Kombination der Vorteile von UNIX und BOS. Während UNIX eher die technische Anwendungsseite durch Fortran und Pascal unterstützt, BOS mit Cobol die kommerzielle Anwendung sieht, bringt Oasis die Integration durch den Einsatz von Cobol, Fortran, Pascal, FORTH und C.

Oasis ist sowohl als Einplatz- als auch als Mehrplatzsystem einsetzbar.

Betriebssystem und Hilfsmittel weisen den in der professionellen kommerziellen Datenverarbeitung bekannten Komfort auf. Neben einer Job Control Sprache (JCL) finden sich Diagnostic- und Conversion-Routinen, Texteditor, Script-Prozessor, Kommunikations-Paket für Kommunikation zwischen Oasis-Systemen und Terminal-Emulation, Macro-Assembler, Online-debugging (mit online dump und trace) und BSC-Prozeduren (2780,3780).

Neben dem Standardhilfsmittel Programmgenerator wird unter Oasis eine relationale Datenbank angeboten, die über eine in Umgangssprache verfügbare Query verfügt. Auf das hochstehende Niveau dieser Query werden wir unter dem Punkt "Programmiersprachen" noch gesondert hinweisen.

Oasis wird für Zentraleinheiten mit Z 80 geliefert. Für die 16-Bit-Version, Oasis 16, werden 8086, Z 8000 und 68000 unterstützt. Vertrieb und Wartung von Oasis führt in Deutschland die mbp Dortmund durch.

Wird fortgesetzt