Betriebsdatenerfassung - einmal anders:SKF bleibt beim Telefonieren

14.10.1977

STUTTGART - "Auch wenn "Fernsehen", sprich Bildschirm-Dialog, jetzt "in" ist, wir bleiben beim Telefon." So kommentiert Organisationsleiter Hans Felten (38) sein "Kind", die Betriebsdatenerfassung bei der SKF Kugellagerfabriken GmbH in Stuttgart. Der deutsche Pionier-Anwender des IBM-Systems 2750 - später 3750 - ermittelt seine Betriebsdaten bereits seit 1971 per Telefon und will von anderen Verfahren auch gar nichts wissen, im Gegenteil: Die Anwendung wird mehr und mehr ausgebaut.

Neben dem Produktionsbereich sind heute noch der Werkzeug- und Maschinenbau, die Kantine und die Anlagenbuchhaltung an das Telefonnetz angeschlossen. Dazu Felten: "Und das ist noch lange nicht alles. Demnächst werden unsere Stempelkarten abgeschafft und durch Telefonapparate, gekoppelt mit Ausweisleser ersetzt."

Insgesamt vermittelt die IBM-Anlage derzeit etwa 620 Leitungen, davon dienen etwa 30 dem reinen Sprechverkehr, über die restlichen werden Daten ausgetauscht.

Rund 50 Fernsprechapparate hängen als Wandapparate in kleinen Sprechzellen in den verschiedenen SKF-Betriebshallen und dienen der Erfassung aller Produktionsdaten: Die Fabrikarbeiter - zur Hälfte Ausländer - melden bei Schichtende ihren

produktionsnachweis. Die Methode ist denkbar einfach und auch für die ausländischen Gäste unproblematisch: Jeder Arbeiter trägt auf seinem Lohnbeleg manuell Informationen ein, und zwar die Personalnummer, die von ihm produzierte Stückzahl sowie die benötigte Zeit dafür. Zur Dateneingabe hebt er den Telefonhörer ab, steckt seine persönliche "Scheck-Karte" in den am Apparat angebrachten Ausweisleser, tippt per Tastenwahl seine Identnummer und die Informationen vom Lohnbeleg ein. Hat das System die Eingabe akzeptiert, ertönt ein Summton, bei Falschmeldung hört der Arbeiter das allseits bekannte "Besetztzeichen" und muß wiederholen.

Weitere 20 solcher Apparate - ohne Ausweisleser - setzt Felten in der Produktion ein, um den Betrieb transparent zu halten: Über diese Leitungen fließen sämtliche Zusatzinformationen wie Änderungen, Ergänzungen, Korrekturen sowie Anzeige, ob Einzel- oder Gruppenakkord, Zeitlöhner oder fest Angestellte, in den Großcomputer ein.

In der SKF-Kantine ist die erste Erfassungsphase bereits realisiert: Per Telefon wird heute der Lebensmittelverbrauch festgestellt, zudem die Teilnehmer an den unterschiedlichen Essenszeiten, die Gäste-Essen und der Barverkauf an den Schaltern.

Auch aus der Anlagenbuchhaltung kann Felten einen erfreulichen Kostenrückgang melden, seitdem alle Fremdleistungen über die bewährte Telefonmethode kontrolliert werden: "Oft muß, um die Produktionshallen in Schuß zu halten, Fremdleistung angefordert werden wie etwa Schreineroder Maurerarbeit. Wenn die Rechnungen dann einliefen und bei weitem den geplanten Betrag überstiegen, fühlte sich niemand mehr so richtig zuständig." Heute werden die Soll-Vorgaben erfaßt, mit den tatsächlich aufgelaufenen Kosten verglichen und sofort dem zuständigen Bereich zugeordnet.

Gefragt nach den Hardware-Kosten und den tatsächlich erreichten Einsparungen freut sieh Felten: "Seit Einsatz dieser Anwendung konnten wir unsere Kosten auf dem gleichen Niveau halten. Das Telefonnetz war von Anfang an da, der Ausbau brachte keine

Probleme. Und da wir seit dieser Zeit kaum neues Personal einstellen und die natürliche Fluktuation nicht ersetzen, kann man sieh an fünf Fingern abzählen, was diese Einsparungen in der heutigen Zeit bedeuten."