Die Berliner haben ein US-Softwarehaus akquiriert

Beta verschiebt trotz guter Ergebnisse den Börsengang

05.07.1996

Nach den Ergebnissen des Geschäftsjahres 1995 steht das deutsche Software-Unternehmen eigentlich recht gut da: 37,9 Millionen Mark nahm die AG von Januar bis Dezember 1995 ein - rund 27 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Der Konzernumsatz stieg sogar um 29,4 Prozent auf 44,1 Millionen Mark. Vor Steuern blieben der AG etwa 4,09 Millionen Mark, dem Konzern 4,3 Millionen. Nachdem der Fiskus zugeschlagen hatte, betrug der Bilanzgewinn des Gesamtunternehmens allerdings nur noch 2,2 Millionen Mark.

Obschon der Spezialist für systemnahe Softwareprodukte kontinuierlich schwarze Zahlen schreibt, ist er noch nicht in der Lage, die strengen Regeln des deutschen Aktienmarktes zu erfüllen. Wie der Geschäftsführer Alfred Tauchnitz erläutert, bewerten die deutschen Banken das an der Börse zu streuende Unternehmenskapital als zu gering für eine Börseneinführung.

Ende des vergangenen Jahres konnte Beta Systems eine Eigenkapitalquote von 25,5 Prozent vorweisen. Das entsprach einem Betrag von 8,7 Millionen Mark. Im Juni des vergangenen Jahres hatte die Hauptversammlung der Beta-Eigner zusätzliches Kapital von 2,5 Millionen Mark genehmigt. Bislang gehört das Unternehmen zu sieben Zehnteln den beiden Geschäftsführern Alfred Tauchnitz und William Schmidt, zu einem Viertel der Berliner Landesbank und zu fünf Prozent den Mitarbeitern.

Wie Tauchnitz beteuert, wären die derzeitigen Unternehmenseigner auch in der Lage, die geplante Kapitalerhöhung aus eigener Tasche zu finanzieren. Trotzdem bemühe er sich darum, die Firmenanteile spätestens Anfang des kommenden Jahres an der US-Computerbörse Nasdaq zu lancieren. Dort werde das Unternehmen dreimal so hoch bewertet wie in Deutschland.

Ungeachtet der bislang erfolglosen Börsenpläne hat Beta kürzlich das in Atlanta, Georgia, beheimatete Systemsoftware-Unternehmen Pecan Software übernommen. "In die Nase gestochen" hat Tauchnitz dabei vor allem, daß Pecan über eine Job-Scheduling-Software für das Großrechner-Betriebsystem MVS verfügt. Nachdem die Kooperation mit dem texanischen Unternehmen Altai Ende 1995 in die Brüche gegangen war, klaffte hier eine Lücke im Beta-Portfolio.

Pecan wird Teil der kürzlich gegründeten Beta Systems Software Inc., Atlanta. Die Amerikaner erzielten 1995 einen Umsatz von umgerechnet 3,8 Millionen Mark. Nicht zuletzt deshalb rechnet Beta für das laufende Jahr mit einer Einnahmensteigerung um etwa 25 Prozent. Wieviel die Übernahme gekostet hat, will Tauchnitz nicht verraten.