iSCSI macht Storage Area Networks (SAN) erschwinglich

Bestehende Infrastruktur nutzen

02.06.2004
Von Petra Riedel
Speichernetze bieten viele Vorteile: Sie sind hoch skalierbar, sehr flexibel und extrem ausfallsicher. Aufgrund der hohen Investitionskosten waren sie bisher jedoch nur in großen Unternehmen und Rechenzentren verbreitet. Dies soll nun mithilfe des Protokolls iSCSI anders werden.

VOR DREI JAHREN galt das Protokoll iSCSI (Internet Small Computer System Interface) schon einmal als die große Hoffnung für den Storage-Markt. Es sollte Speichernetze endlich auch für kleine und mittlere Unternehmen bezahl- und verwaltbarmachen. Doch die Hoffnung ließ sich nicht verkaufen. Vorreiter IBM lieferte genau eine seiner iSCSI-Disk-Arrays „IP Storage 200i“ aus. Einen „echten“ zahlenden Kunden konnte der Hersteller Gerüchten zufolge nie finden. Als Konsequenz stellte Big Blue die aktive Vermarktung und die Weiterentwicklung des Produkts im Sommer 2002 ein. Es sah also zunächst nach einem schnellen Ende für Internet-SCSI aus, doch der Standard erlebt derzeit eineWiederkehr. Zu verlockend ist die Idee, die überall vorhandenen Ethernet-Netze auch für

Speicherzwecke zu nutzen. Die iSCSI-Technik, so die Argumente der Befürworter, macht dies möglich, denn sie kombiniert die Vorteile eines IP-Netzes - preiswerte Komponenten, allgemeine Verfügbarkeit und einfaches Management - mit der hohen Ausfallsicherheit, der effizienten Datenübertragung und der fast unbegrenzten Skalierbarkeit eines Speichernetzes.

Herkömmliche Storage Area Networks (SAN) beruhen auf der Fibre-Channel (FC)-Technik, die seit etwa sieben Jahren auf dem Markt ist. Das Fibre-Channel-Protokoll verpackt Datenblöcke und SCSI-Befehle und überträgt sie in serieller Form. Für den Betrieb eines FC-SAN ist eine eigene Infrastruktur aus Schnittstellen-Karten (Host Bus Adapter), FC-Switches beziehungsweise -Direktoren, Fibre-Channel-fähigen Speichergeräten und einer speziellen Kupfer- oder Glasfaser-Verkabelung notwendig. Die Anfangsinvestitionen in die Hardware sind deshalb hoch: Unter 80 000 Euro ist ein solches SAN kaum zu haben, für ein mittelgroßes Speichernetz mit 1,5 TB Kapazität muss man zwischen 250 000 Euro und 500 000 Euro rechnen. Hinzu kommen erhebliche Beratungskosten für den Aufbau und die Wartung des

Netzes. FC-Know-how ist nämlich in den meisten Unternehmen nicht vorhanden und muss deshalb teuer eingekauft werden. Es selbst aufzubauen und vorzuhalten ist meist auch gar nicht sinnvoll. In einem laufenden SAN sind nicht sehr häufig Administrationsaufgaben fällig. Das nur selten angewandte Wissen ist dann in einem Notfall, bei dem es um rasches Reagieren geht, nicht mehr abrufbar. Da es sich bei den gespeicherten Daten meist um das wichtigste Kapital eines Unternehmens handelt, gehört zu einemSANfast zwingend ein Wartungsvertrag mit einer Notfall-Bereitschaft, die rund um die Uhr verfügbar ist und Reaktionszeiten zwischen zwei und vier Stunden garantiert.

Diese hohen finanziellen und technischen Anforderungen führten dazu, dass die Storage-Welt in groß und klein eingeteilt blieb. Konzerne, Banken und Versicherungen mit erheblichem Speicherbedarf sowie hohen Anforderungen an Leistungsfähigkeit und Ausfallsicherheit ihrer Storage-Systeme investierten viele hunderttausend Euro in den Aufbau von Fibre-Channel-Netzen. Kleine und mittlere Unternehmen, die nach Angaben der Storage Networking Industry Association (SNIA) 85 Prozent des Speichermarktes ausmachen, blieben überwiegend beim Modell „Direct Attached Storage (DAS)“. Dabei erhält jeder Server sein eigenes Festplatten-Raid (Random Array of Independent Disks) oder sein eigenes Bandlaufwerk. Obwohl preiswert und leicht zu implementieren, ist diese Lösung allerdings kaum skalierbar und macht die Verwaltung der Speicherkapazität mit zunehmender Serverzahl zum Albtraum für Administratoren.