Bescheidenheit ist keine Zier

05.10.2006
Von Veronika Renkes
Buchtipp: Ein Manager verrät, wann Mitarbeiter mehr Gehalt fordern können.

Die schlechte Konjunktur als Totschlagargument bei Gehaltsverhandlungen lässt der Autor Martin Wehrle nicht gelten. Für den Gehaltsprofi steht fest. Chefs haben oft ein leichtes Spiel, weil sich die meisten Mitarbeiter viel zu leicht abspeisen lassen und nicht nachhaken. "Ich sage meinen Kunden immer, dass sie nicht schlecht bezahlt werden, sondern sich schlecht bezahlen lassen. Viele Mitarbeiter fordern erst mehr Gehalt, wenn sie frustriert sind. Doch mit Wut im Bauch lässt sich wenig erreichen", hat der frühere Manager und heutige freiberuliche Gehaltscoach beobachtet.

In neun pointiert geschriebenen Kapiteln bürstet Martin Wehrle gängige Tabus und Verhaltensregeln gegen den Strich und zeigt auf, wie diese meistens den eigenen Erfolg sogar ausbremsen: "Mut bringt Gehalt", "Eigenlob stimmt" oder "Vergleich macht reich" lauten einige der provozierenden Anleitungen zu mehr Gehalt. Doch wer nun glaubt, es komme nur darauf an, während der Gehaltsverhandlung zu punkten und den richtigen Ton zu finden, der sitzt nach den Erfahrungen des Autors einem gewaltigen Irrtum auf. Nachher ist vorher: Je stärker Mitarbeiter ihren Chefs präsent sind, desto eher haben sie eine Chance, ihre Forderungen durchzubringen: "Nehmen Sie an Meetings teil, auch wenn Sie sie für Zeitverschwendung halten. Nur wer seinen Vorgesetzten auffällt, kann mit guten Leistungen in Verbindung gebracht werden."

Man merkt dem Ratgeber an, dass er von einem Insider geschrieben wurde. Neben vielen hilfreichen Tipps ist es vor allem der lockere Ton, der ihn für jeden Leser zu einer erquicklichen Lektüre macht.

Martin Wehrle: Geheime Tricks für mehr Gehalt. Ein Chef verrät, wie Sie Chefs überzeugen. Econ Verlag, München 2003, ca. 221 Seiten, 20,00 Euro, ISBN 3-430-19542-X.