Fernstudienzentrum in München gegründet

Berufstätige starten mit Zusatzwissen zur zweiten Karriere

05.05.2000
Der Präsident der Technischen Universität München, Wolfgang Herrmann, und der Rektor der Fernuniversität Hagen, Helmut Hoyer, unterzeichneten einen Kooperationsvertrag für das Südbayerische Fernstudienzentrum. Bei den Informatikern ist vor allem der Bachelor of Science gefragt.Von Ingrid Weidner*

"Die Feier findet erst nach dem erfolgreichen Probelauf statt", meinte Herrmann in seiner Begrüßungsrede, denn bereits seit dem Wintersemester 1998/99 können die Studierenden die Räumlichkeiten der TU nutzen. Für ein Fernstudium helfen den Studenten vor allem der Austausch mit Kommilitonen und Präsenzveranstaltungen, um das erworbene Wissen zu vertiefen. Bayernweit sind über 9000 Studenten eingeschrieben.

Auf Initiative der Studierenden gab es regelmäßige Anfragen im Landtag, und die Staatsregierung sieht es inzwischen als ihre Aufgabe an, die Wissbegierigen zu unterstützen.

Da das Interesse an wissenschaftlichen Weiterbildungsangeboten wächst, verspricht sich die TU von der Kooperation mit der Hagener Hochschule neue Möglichkeiten für die Positionierung in dem neuen Marktsegment, verfügt doch die Fernuniversität über umfangreiche Kursmaterialien. Auch für die Studierenden erleichtert die Kooperation das Studium. Etwa bei Praktika, im Prüfungsverfahren und bei der Nutzung der Bibliothek unterstützt die TU die Lernwilligen.

Neben den Wirtschaftswissenschaften sind die geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächer sowie Informatik bei den überwiegend berufstätigen Studenten sehr beliebt. Für das Fach Informatik sind allein im Studienzentrum 508 Studierende für ein Voll- oder Teilzeitstudium eingeschrieben, in den Wirtschaftswissenschaften sind es 2288 Studierende.

Bei den Neueinschreibern im Fach Informatik ist der Bachelor of Science besonders beliebt.

Dahinter verbirgt sich ein neues Studienkonzept, das auf sechs Semester Vollzeit angelegt ist. Dieser Studiengang ist berufsorientiert ausgerichtet und verzichtet auf eine Zwischenprüfung. Zusätzlich zu den Kursen rund um die praktische und theoretische Informatik enthält das Curriculum Themen aus der Arbeits- und Organisationspsychologie, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften. Der Bachelor ist alles andere als ein Schmalspurstudium.

Orientierungsphasen für UnentschlosseneDurch die neu aufgenommenen Inhalte müssen sich die Studierenden schon während der Ausbildung mit Themen wie Motivation, Arbeitszufriedenheit und Führungsstile beschäftigen. Themen, die nach einem erfolgreichen Abschluss den möglicherweise angehenden Führungskräften wieder begegnen.

Für Unentschlossene bietet die Fernuniversität eine Orientierungsphase an. Interessierte können Kurspakete für einen Fachbereich ihrer Wahl belegen und sich selbst während des Semesters testen, ob sie neben dem Berufsalltag ein Studium bewältigen können. Auch zum Schließen von Wissenslücken gibt es Hilfe. Stellen beispielsweise Studierende fest, dass ihre Mathematikkenntnisse nicht für ein ordentliches Studium ausreichen, gibt es die Möglichkeit, mit Brückenkursen das Abiturwissen aufzufrischen. Der große Vorteil ist, dass sich die Brückenkurse inhaltlich bereits auf das angestrebte Studienfach beziehen.

"Das System ist durchlässig und flexibel und ermöglicht individuelle Lösungen für berufstätige Studierende", so Renate Heese, Leiterin des Studienzentrums. Die Konzeption der Fernuniversität ermöglicht es beispielsweise, dass sich Interessierte mit Fachabitur für einen Diplomstudiengang einschreiben können und mit den Klausuren des Brückenkurses die Voraussetzungen der Studienordnung erfüllen.

Neben dem Präsenzunterricht möchte die Fernuniversität ihren Studierenden über virtuelle Seminare die Themen schmackhaft machen. Besonders in den Fächern Informatik und Elektrotechnik bieten die Lehrstühle viele Kurse über CD-ROM und das Internet an. Die "virtuelle Universität" befindet sich noch in der Test- und Evaluationsphase, die ersten Ergebnisse sind vielversprechend. Von den insgesamt 55000 Studierenden der Hagener Universität nutzen bereits 6000 die virtuellen Angebote.

Nicht alle, die in das Studienzentrum zur Beratung kommen, melden sich für ein Vollzeitstudium an, zumal 40 Prozent der eingeschriebenen Studierenden bereits über einen Hochschulabschluss verfügen. Viele Interessenten möchten sich mit ausgewählten Themen näher beschäftigen, die sie für ihre tägliche Arbeit brauchen. Hier bietet das Studienzentrum zahlreiche Weiterbildungskurse an. Zu den Angeboten für Berufstätige gehören beispielsweise Kultur-Management, Wirtschaftsphilosophie und Recht für Patentanwälte. Die Einschreibung für das Wintersemester 2000/01 beginnt am 15. Mai und endet am 15. Juli 2000.

Weitere Informationen und Beratung: Südbayerisches Fernstudienzentrum an der Technischen Universität München, Gabelsberger Straße, Eingang V, 1. Stock., Räume 1305 und 1303. Telefon 089/289-220 52 (Büro), Fax 089/289-220 53 oder unter www.studienzentrum.ze.tu-muenchen.de.

* Ingrid Weidner ist freie Journalistin in München.