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Bertelsmann gründet E-Commerce-Gruppe

05.06.2000
Andreas Schmidt wird Chef

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Bertelsmann AG hat ihre E-Commerce-Aktivitäten in eine Holding ausgelagert, die vor allem Medieninhalte und -Services für drahtlose Internet-Dienste anbieten soll. Die Bertelsmann E-Commerce Group (BECG) teilt sich in fünf Divisionen: E-Commerce (mit Bol.com und dem 40-prozentigen Anteil an Barnesandnoble.com), M-Commerce, Broadband E-Commerce (Bertelsmann Broadband Group), Bertelsmann Venture Capital-Fund und der Strategic Alliances Division, in der die globalen Partnerschaften von Bertelsmann mit AOL und Terra Lycos gebündelt werden. President und CEO (Chief Executive Officer) der neuen Holding ist seit dem 1. Juni 2000 Andreas Schmidt, der bislang europäischer Geschäftsführer von AOL war. Die Firmenzentralen der Gruppe befinden sich in Hamburg und New York.

Mit diesem Schritt gibt der deutsche Medienkonzern offenbar seine Bemühungen um das Geschäft mit Internet-Service-Providing auf und konzentriert sich statt dessen auf Inhalte und Services für Websites. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" will Bertelsmann noch in dieser Woche den Verkauf seiner ISP-Einheit Media Ways GmbH an die Telefónica bekannt geben. Des weiteren überlegen die Gütersloher, ihren Online-Medienshop Bol.com noch enger mit Barnesandnoble.com zusammenzulegen. Dabei handelt es sich um die Internet-Tochter des US-Verlages Barnes & Noble, an der Bertelsmann 40 Prozent hält. Zeitungsberichten zufolge sollen beide Marken künftig unter dem gemeinsamen Namen bn.com betrieben werden (CW Infonet berichtete). Auch eine Fusion der beiden Online-Läden wäre möglich, heißt es.

Die Bertelsmann Broadband Group (BBG) will in Europa möglichst schnell interaktives Fernsehen einführen. Dafür sollen die zur Zeit in Deutschland laufenden Breitband-Tests auf die Schweiz, die Benelux-Länder, Spanien und Skandinavien ausgedehnt werden. Dies gab BBG-Geschäftsführer Werner Lauff heute bekannt. Zudem hat die BBG eine weltweite Initiative zur Förderung von Breitbandtechnologien gestartet. Das "Broadband Content Delivery Forum" soll Entwicklungen standardisieren, denn "wir können im Multimedia-Bereich keine Eigenbrötlerei gebrauchen," erklärte Lauff mit einem Hinweis auf den Fall der d-Box, die sich als nicht multimedia-fähig entpuppte. Zu den Gründungsmitgliedern der Initiative gehören unter anderem Altavista, AT&T, BBC, British Telecom, Hewlett-Packard, NBCi, Nortel Networks, Qwest, Sun Microsystems und Telstra.