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Bertelsmann erwägt Verkauf von Bol.com an Amazon

02.09.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Medienkonzern Bertelsmann will nach dem Rücktritt von CEO Thomas Middelhoff und dem Rauswurf von Direct Group-Chef Klaus Eierhoff seine Internet-Aktivitäten auf den Prüfstand stellen. Einem Bericht des "Manager Magazins" zufolge plant der neue Chef der Direct Group, Ewald Walgenbach, das Napster-Projekt aufzugeben und sich von dem defizitären Internet-Buchhändler Bol.com zu trennen. Daneben steht auch Barnesandnoble.com, das Online-Joint-Venture der Gütersloher mit dem US-Buchhändler Barnes & Noble, zur Disposition. Als möglicher Käufer wird in beiden Fällen der Konkurrent Amazon.com gehandelt. Bei einer Übernahme könnten die Kalifornier ihre Führungsposition weiter ausbauen und auf

zusätzliche Länder ausweiten. Trotz Bol.coms Position als Branchenzweiter ist das Unternehmen nur halb so groß wie Amazon. Im vergangenen Jahr verbuchte die Sparte einen Nettoverlust von rund 30 Millionen Euro bei 90 Millionen Euro Einnahmen. Dabei gelang es dem Internet-Buchhändler allerdings, Amazon in einigen Märkten wie Skandinavien und den Niederlanden auf den zweiten Platz zu verweisen. Auch bei einem Verkauf von Bol.com wollen die Gütersloher aber nicht automatisch alle diesbezüglichen Internet-Aktivitäten aufgeben. So sei denkbar, den Online-Buchverkauf unter die Fittiche des Buchclubs zu geben. Dieser Bereich ist mit Einnahmen in Höhe von 3,8 Milliarden Euro im letzten Jahr bereits stark etabliert.

Ein Sprecher von Bertelsmanns Direct Group wollte keine Stellung zu den Spekulationen nehmen. Er erklärte jedoch, dass es Ziel der Direct Group sei, als Gruppe im Kerngeschäft und den wichtigsten Märkten profitabel zu werden. Dabei würden für alle Bereiche, die nicht unmittelbar zum Stammgeschäft gehören, "sämtliche strategischen Optionen geprüft". (mb)