Nixdorf-System 8818 mit Zugans zu IBM-Hosts:

Berliner Wasserwerk steigt auf Inhouse-ISDN um

11.12.1987

BERLIN (sch) - Wenn die Berliner Wasserwerke/Berliner Entwässerungswerke den Wasserverbrauch der Stadtbewohner per Computer abrechnen, dann geschieht dies künftig auch über das neue ISDN-Inhouse-System 8818 von Nixdorf. Durch die mit Inbetriebnahme der neuen Anlage vollzogene Verlagerung wichtiger DV-Aufgaben konnte das Versorgungsunternehmen vor allen Dingen einer kostspieligen Neuverkabelung aus dem Wege gehen.

In der Hauptverwaltung der Berliner Wasserwerke ist das ISDN-System 8818 derzeit mit 52 Amtsleitungen und 1250 Nebenstellen ausgestattet; rund 250 davon können digital durchgeschaltet werden, arbeiten also mit dem digitalen Nixdorf-Telefon Digifon oder mit Daten-Endgeräten, wie zum Beispiel Bildschirmarbeitsplätzen oder später auch Teletex-Geräten. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hängen insgesamt 21 Nixdorf-Terminals (10 Bildschirme in der Hauptverwaltung und 11 Bildschirme in den Zweigwerken) vom Typ 8270 an dem System; bis Juni 1988 ist ein Ausbau auf 80 Bildschirme geplant. Im Endausbau läßt sich der Bestand auf 256 aufstocken.

Für die Datenübertragung bildet das System 8818 den Mittelpunkt eines sternförmigen Netzes. Es verbindet zwei IBM-Host-Computer mit den Typbezeichungen 4341 und 4381, die die Abwicklung kommerzieller Aufgaben der Berliner Wasserwerke wie zum Beispiel Buchhaltung oder Verkaufsabrechung "bewerkstelligen", mit den Bildschirmarbeitsplätzen der jeweiligen Sachbearbeiter. Die Verbindung über das Datennetz mit IBM-Workstations lief bis zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme des neuen Systems auf der Basis von Kupferkoaxialkabel. Vorgänger der 8818 war eine analoge HDW-Anlage (Heb-Dreh-Wähl-System) von Siemens. Heute werden DV-System und Nebenstellanlagen noch weitgehend parallel gefahren, wobei langfristig gesehen eine Anbindung der 3270-Terminals von IBM - ihre Zahl liegt bei 145 - vorgesehen ist. Hier muß der Berliner Betrieb vorerst noch in Wartestellung verharren, weil die entsprechende DIN-Norm für den Anschluß dieser Geräte noch fehlt. Den Betrieb der IBM-Arbeitsplätze in der Hauptverwaltung steuern IBM-Einheiten vom Typ 3174 und 3274, das "Handling" der Bildschirme in den Außenstellen übernimmt die Datenfernsteuereinheit IBM 3704.

Hohe Verkabelungskosten eingespart

Die Entscheidung zugunsten von ISDN im Inhouse-Bereich fiel hauptsächlich aus finanziellen Erwägungen. Der Einsatz des Nixdorf-Telefon-Systems als Datenvermittlungsanlage soll mehr als 500 000 Mark Verkabelungskosten eingespart haben, die bei konventioneller Koaxialverkabelung entstanden wären. Neben Nixdorf lagen in der Entscheidungsphase noch vier weitere Unternehmen im Rennen, die das Berliner Versorgungsunternehmen allerdings nicht nennen möchte.

Als Kommunikationsadapter zwischen Farbterminal und Nebenstellenanlage dient die Geräte-Schnittstelle X.21 intern (GSXI), die ebenfalls von Nixdorf beigesteuert wurde. Das System 8818 überträgt die Daten mit einer Geschwindigkeit von 144 Kbit pro Sekunde, wie für das öffentliche ISDN festgelegt, an die GSXI. An einem Kommunikationsadapter hängen je zwei Bildschirme; das Interface verwaltet die Telefonleitung als zwei logische Kanäle mit je 64 Kbit pro Sekunde und einem 16 Kbit/s-Signalisierungskanal.

Die beiden Host-Computer sind mit einem 8274-Subsystem von Nixdorf verbunden, über das die gesamte Kommunikation mit dem System 8818 gesteuert wird. Zwischen Subsystem und 8818 ist wieder eine GSXI geschaltet, um auch zu gewährleisten, daß sämtliche Endgeräte mit dem Standard-Protokoll X.21 wie beispielsweise Teletex-Geräte über die Nebenstellenanlage vermittelt werden können.

Im Inhouse-Bereich erreicht das System der Baustufe 3W3000 einen Radius von bis zu drei Kilometern. Um weitere Distanzen zu übermitteln, werden von PKI entwickelte Datennetzgeräte des Typs DNG als Verstärker eingesetzt. Drei von weiteren sieben Knotenämtern der Berliner Wasserwerke (Wasserwerk Tegel, Wasserwerk Jungfernheide und Klärwerk Ruhleben) sind ebenfalls mit Baustufen des Systems 8818 versehen, an die maximal 180 bis 600 Teilnehmer angeschlossen werden können. Die Gesprächsvermittlung zu den Betriebsstellen, die noch mit herkömmlicher Technik telefonieren, wird durch die Knotenvermittlungs-Software im System 8818 realisiert. Die Kommunikation lauft über Modemstrecken mit Analogtechnik, da nach Aussagen des Berliner Versorgungswerks hier die Industrie den Anwender noch im Stich läßt.

Sobald die entsprechende öffentliche ISDN-Vermittlungstechnik in Berlin verfügbar ist, wollen sich die Wasserwerke in das diensteintegrierende Netz einklinken. Zunächst ist daran gedacht, Dienste wie Telefax und Teletex über die neue Kommunikationsschiene abzuwickeln.