Berlecon kritisiert Outsourcing-Ausstellungskonzept auf der CeBIT

15.02.2007
Zu allgemein, zu wenig hilfreich für Messebesucher - die Kritik der Beratungsfirma Berlecon am Messekonzept der CeBIT-Veranstalter zum Thema Oursourcing ist deutlich. Die Berliner würden eine inhaltliche Eingrenzung bevorzugen.

Die Mäkelei an der CeBIT, so Berlecon-Analyst Andreas Stiehler, habe hierzulande Tradition. Die Veranstaltung in der Leine-Stadt sei "zu generisch, zu unfokussiert". Tatsächlich sei die "Positionierung der CeBIT auch ein halbes Jahrzehnt nach dem Platzen der Dotcom-Blase für die meisten Betrachter unklar". Die entscheidende Frage sei, was die CeBIT abgesehen vom Label "weltgrößte IT-Messe" noch an Besonderheiten zu bieten habe. Diese Frage stelle sich insbesondere in Anbetracht einer Vielzahl anderer branchen- und fachspezifischer Messeevents?

Um der desorientierten Ungefährheit einer Messe wie der CeBIT gegenzusteuern und um sich gegenüber fokussierten Wettbewerbern auf dem Messemarkt zu behaupten, könnte man, so Berlecon, "einen aktuellen Trend aufgreifen und interessierten Kunden dazu eine Orientierung" bieten.

Die CeBIT-Macher unternähmen solche Versuche auch durchaus. Wie aber der Sonderbereich "Outsourcing Services" der diesjährigen CeBIT in Halle 8 zeige, "geht diese Strategie nicht auf". Berlecon kritisiert, dass die Themen, mit denen Messebesuchern der Komplex Outsourcing näher gebracht werden soll, wieder nur viel "zu generisch, zu unfokussiert" gefasst werde.

Mit einem Hang zum Polemischen beantwortet sich Berlecon-Mann Stiehler die Frage selbst, was den interessierten Besucher in Halle 8 erwarten wird. Unter dem Schlagwort "Outsourcing Services" würden sich "wieder zahlreiche ausländische IT-Dienstleister aus Indien, Russland oder Papua-Neuguinea versammeln, um die Standortvorteile ihres jeweiligen Landes anzupreisen". T-Systems werde als Premiumsponsor des integrierten Outsourcing-Solution-Forums über Möglichkeiten des Bezugs von IT-Dienstleistungen aus der Steckdose referieren. Zudem biete die CeBIT "auch einige Rechtsanwälte auf, die über Fallstricke bei großen IT-Auslagerungsvorhaben aufklären wollen".

Stiehler fragt sich, was Offshore-Dienstleister, T-Systems und Rechtsanwälte abgesehen vom Dachbegriff Outsourcing thematisch miteinander verbindet. Man müsse sich vielmehr die Frage stellen: "Was ist eigentlich Outsourcing?". Wer darauf eine einfache und eindeutige Antwort erwarte, der werde enttäuscht. Im weitesten Sinne ließen sich unter Outsourcing nämlich alle extern erbrachten IT-Dienstleistungen fassen, so Stiehler.

"Unfokussierter geht es kaum"

Die CeBIT-Macher würden zur Klärung des Begriffs Outsourcing aber keine Hilfestellungen leisten. Berlecon zitiert als Beleg Beiträge von der Homepage der Deutschen Messe: "Im Mittelpunkt steht die Wertschöpfung - die Konzentration auf die Kernkompetenz im Unternehmen bedeutet Qualitätsvorteile zu erzielen! Der Bedarf an externen IT Dienstleistungen wächst stetig - bedingt durch die Fokussierung auf effiziente Prozesse im Unternehmen!". Kommentar Berlecon: "Generischer oder unfokussierter geht es kaum."

Outsourcing, so die Berliner Unternehmensberatung, sei ein Dachkonzept, das für die Vergabe von IT-Dienstleistungen an externe Provider steht und zahlreiche Spielarten aufweist. Die Branche benutze Definitionen, Begriffe, Leistungsaspekte etc., um das Thema Outsourcing zu fassen. Der Anwender bleibe bei dieser Diskussion hilflos auf der Strecke. Der interessiere sich nämlich weniger für Definitionen, sondern sei an einfachen Fragestellungen wie etwa der Suche nach geeigneten Anbietern, die eine Lösung für seine Probleme parat haben, interessiert.

Da Outsourcing jedoch "kein Allheilmittel zur Lösung von Problemen" darstelle, wäre es auch für die Messeveranstalter an der Zeit, das Thema des Spezialbereichs zu überdenken.

Stiehler schlägt vor, die CeBIT sollte sich in dem Ausstellungsbereich Outsourcing auf einen einzelnen Aspekt konzentrieren. Stiehler: "Ein mögliches Thema könnte zum Beispiel der "Internationale Bezug von IT-Dienstleistungen" sein". Dieser Ansatz könnte, so Stiehler weiter, den Kunden Orientierung bieten, was unter den häufig propagierten globalen Liefermodellen und Marketingslogans wie Rightshoring, Best und Intelligent Sourcing zu verstehen sei.

"IT aus der Steckdose" wäre ebenso ein interessantes Thema für einen Sonderbereich. Hier könnte Besuchern demonstriert werden, was tatsächlich hinter Konzepten wie "On Demand Computing" und "Software as a Service" steckt - und inwieweit sie heute bereits realisierbar sind. (jm)