Kahlschlag bei Handy-Sparte?

Bericht: Microsoft plant groß angelegten Stellenabbau

15.07.2014
Microsoft plant laut einem Medienbericht nach der Übernahme des Handy-Geschäfts von Nokia den größten Jobabbau seit fünf Jahren.
Microsoft-Chef Satya Nadella
Microsoft-Chef Satya Nadella
Foto: Microsoft

Ziel sei unter anderem, die Nokia-Sparte zu verschlanken und zu integrieren, schrieb die Finanznachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag. Die Stellenstreichungen könnten den Abbau von 5800 Arbeitsplätzen im Jahr 2009 übertreffen, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. An Details werde noch gearbeitet, die Maßnahmen könnten aber noch kommende Woche angekündigt werden.

Der neue Microsoft-Chef Satya Nadella hatte in einer öffentlichen E-Mail an die Mitarbeiter den Strategiewechsel hin zu Online-Diensten bekräftigt und angedeutet, dass damit auch strukturelle Veränderungen einhergehen werden. Am 22. Juli legt Microsoft aktuelle Quartalszahlen vor, spätestens dann wird die Frage wieder aufkommen. Der Windows-Konzern übernahm beim Kauf des Nokia-Handygeschäfts auch rund 30 000 Mitarbeiter und hat jetzt über 127 000 Beschäftigte.

Bei der Bekanntgabe des Deals im September 2013 hatte Microsoft innerhalb von 18 Monaten Kostensenkungen von 600 Millionen Dollar jährlich in Aussicht gestellt. Um dieses Ziel zu erreichen, so die Insider gegenüber Bloomberg, werde es wohl auch Stellenstreichungen in Bereichen geben, wo sich die beiden Unternehmen überschneiden. Weitere Jobs könnten im Zuge der von Nadella geplanten Veränderungen in der Entwicklungsabteilung wegfallen, hieß es.

Traditionell sind Entwicklerteams in Programm-Manager, Entwickler und Tester unterteilt. Mit neuen Cloud-basierten Methoden bei der Softwareentwicklung mache es häufig jedoch mehr Sinn, dass die Entwickler selbst testen und Bugs entfernen würden, hatte Nadella in einem Interview in der vergangenen Woche erklärt.

Nicht unerheblich für mögliche Abbaupläne dürfte auch der Umstand sein, dass der Ballmer-Nachfolger Microsoft laut seinem Strategie-Manifest nicht mehr ganz klar als "Anbieter von Geräten und Diensten" sieht. Es ist bisher unklar, welchen Stellenwert die Produktion eigener Smartphones mit Nokia in seinem Konzept hat. Microsoft macht nach wie vor einen Großteil seiner Milliardengewinne in der PC-Welt mit dem Betriebssystem Windows und den Office-Büroprogrammen. Das große Wachstum gibt es aber im Geschäft mit Smartphones und Tablets, in dem Microsoft trotz jahrelanger Anstrengungen bisher nur kleine Marktanteile hat.

"Wir haben nur einen Marktanteil von 14 Prozent"

Microsoft-COO Kevin Turner
Microsoft-COO Kevin Turner

Auf der Worldwide Partner Conference, die aktuell in Washington stattfindet, nahm Microsoft-COO Kevin Turner erstmals eine andere, realistischere Sichtweise ein. Bislang habe Microsoft seinen Erfolg an der Fähigkeit gemessen, Windows-Lizenzen an Computerhersteller zu verkaufen, holte er aus. Aber selbst wenn die Company dies noch immer - und erfolgreich - betreibe, hätten sich die Dinge stark geändert. "Tatsache ist, dass sich die Welt verändert und weiterentwickelt hat", erklärte er während einer Präsentation:"Wir vergleichen uns jetzt mit dem gesamten Gerätebereich und bei allen weltweit verbreiteten Devices haben wir einen Anteil von nur 14 Prozent."

Turner gab damit im Großen und Ganzen die Auffassung wieder, die Nadella während seiner fünfmonatigen Amtszeit als Microsoft-CEO und in seiner öffentlichen E-Mail vertreten hatte - wenn er auch etwas konkreter wurde: "Wenn man sich in einer Welt mit über 90 Prozent Marktanteil bewegt, hat man eher die Haltung, diese zu schützen und zu erhalten. Bei 14 Prozent Marktanteil muss man eher wie ein Marktherausforderer denken."

Um diese Mentalität zu entwickeln, so argumentierte Turner, müssten Microsoft und dessen Partner disruptiv denken und Produkte und Services entwickeln, dies sich vom Wettbewerb unterscheiden - und das schnell. Das Schöne an dem Modell sei, so warb der Microsoft-COO, dass die Wachstumschancen nun größer seien als jemals zuvor in der Vergangenheit: Wir wollen von 14 auf 18 Prozent klettern, von 18 auf 25, von 25 auf 30 Prozent." (dpa/mb)