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Auflagen für Subventionen

Bericht: Ex-Wirtschaftsminister Schartau wusste von Nokia-Verstößen

01.02.2008
Bei der Kontrolle der Subventionsauflagen für Nokia in Bochum wird der "Schwarze Peter" herumgereicht.

Die frühere rot-grüne NRW-Landesregierung hat nach einem Bericht des "Focus" davon gewusst, dass Nokia in seinem Bochumer Werk die Subventionsauflagen nicht erfüllt hat. Das Nachrichtenmagazin berichtet unter Berufung auf ihm vorliegende Regierungsvermerke, dass der damalige Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) am 5. Februar 2004 über diese Fakten umfangreich informiert worden sei. Schartau wies die Vorwürfe am Freitag zurück. "Über Subventionsbedingungen wurde zu keinem Zeitpunkt hinweggesehen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums in Düsseldorf sagte: "Wir werden den Vorgang prüfen."

Dem Bericht zufolge hat Schartau mit roter Tinte auf dem Vermerk Notizen gemacht, aber keine Sanktionen veranlasst. Am 11. Januar 2005 habe er aus seinem Haus einen Schnellvermerk mit dem Zusatz "Herrn Minister wegen Eilbedürftigkeit unmittelbar" erhalten, in dem detailliert beschrieben worden sei, dass im Bochumer Werk nur noch 2.450 Menschen arbeiteten, 400 weniger als zugesagt. Weitere 240 Jobs würden abgebaut. Fachbeamte hätten den Wirtschaftsminister gewarnt, dass Nokia Ende 2005 in Bochum "weniger Mitarbeiter beschäftigt, als bei Subventionsbeginn", und die Millionenförderung zurückgefordert werden müsse.

Das Wirtschaftsministerium hatte am Donnerstag berichtet, dass die Zahl der vereinbarten Arbeitsplätze im Jahr 2002 um 318, im Jahr 2003 um 368 und im Jahr 2004 um 347 unterschritten worden war. Dazu sagte Schartau, die Subventionen seien im Jahr 2001 für den Zeitraum von 2002 bis 2006 bewilligt worden. Im Gegenzug habe sich Nokia verpflichtet, 2.860 Arbeitsplätze zu schaffen. "Erst am Schluss dieser Bindungsfrist wäre der Zeitpunkt für die Abrechnung gewesen", meinte Schartau. Als es soweit war, war die rot-grüne Regierung aber nicht mehr im Amt. (dpa/ajf)