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Bericht: Anwender unzufrieden mit Mysap.com-Preisen

17.04.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Einem Bericht des "Wall Street Journal" zufolge hat die SAP AG massive Probleme, ihre neue Internet-Lösung "Mysap.com" an den Kunden zu bringen. Schuld daran seien zu hohe Preise und eine unflexible Lizenzpolitik, so das Blatt. Es zitiert Alan Zekelman, President des kanadischen Röhrenherstellers Atlas Tube mit der Aussage, man sei "ziemlich überrascht gewesen, dass SAP für Mysap.com mehr Geld wollte als wir für unsere SAP-Software vor vier Jahren bezahlt haben". Das bestätigt auch Chris van Ohane, CIO (Chief Information Officer) beim Maschinenbauer Makino aus Ohio. Er habe nicht glauben können, dass SAP für das Upgrade auf Mysap.com 1,8 Millionen Dollar und damit 300 000 Dollar mehr verlangt habe als für die ursprüngliche R/3-Installation des Unternehmens. "Das war derart hanebüchen, dass ich regelrecht geschockt war", meint van Ohane. Zekelman klagt zudem

darüber, dass Kunden nicht einzelne Module von Mysap.com auswählen können. "SAP sollte seinen Kunden den Umstieg auf Mysap.com erleichtern, statt ihnen die Pistole an den Kopf zu setzen und ´Alles oder gar nichts´ anzubieten", moniert der Manager.

SAP-Sprecher Herbert Heitmann will von solchen Methoden nicht wissen. Die Mysap.com-Preise basierten schließlich nur auf der Zahl der Anwender und der Art und Weise des Zugriffs. "Das sollte keinen Anwender daran hindern, nur die Anwendungen zu kaufen, die er haben will", so Heitmann weiter. Genau hier liegt aber laut Zekelman der Hase im Pfeffer. Vor vier Jahren, so der Kanadier, habe sein Company für eine 80-Nutzer-Lizenz von R/3 etwa 310 000 kanadische Dollar (umgerechnet rund 220 000 Euro) gezahlt. Für Mysap.com verlange SAP nun 300 000 Dollar - bei nur 40 Nutzern. Für die übrigen 40 wäre noch einmal die gleiche Summe fällig gewesen.

Am kommenden Mittwoch will die Walldorfer Softwareschmiede ihr aktuelles Quartalsergebnis bekannt geben. Aufgrund von Gerüchten, der Profit werde unerwartet niedrig ausfallen, fällt der Kurs des SAP-Papiers bereits seit fünf Tagen in Folge (aktuell: leicht erholt bei 480 Euro).