Die IT ist nicht für das Gelingen der Transformation verantwortlich

Bereit für die digitalisierte Zukunft

01.07.2015
Von 
Axel Oppermann beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Social Enterprise, Cloud Computing und Microsoft hineinfällt. Axel schreibt auf Computerwoche als Experte zu den Themen Enterprise Cloud, Digital Enterprise und dem IT-Lieferanten Microsoft. Als IT-Analyst berät er Anwender bei der Planung und Umsetzung ihrer IT-Strategien. Axel ist Geschäftsführer des Beratungs- und Analystenhaus Avispador aus Kassel. Normal 0 21 false false false DE X-NONE X-NONE

Geschäftsmodelle und Betriebsprozesse sind gleichermassen betroffen

Die Änderungen der Betriebsprozesse zeigen sich insbesondere in einer mobilisierten Arbeitswelt, also der orts- und zeitunabhängigen Arbeitsleistung. Treiber sind auch hier mobile Geräte und der Zugriff auf Daten und Rechenleistung. So ist es kein Wunder, dass das Einführen von mobilen Technologien in Unternehmen bereits seit einiger Zeit erhöhte Priorität hat.

Und diese Priorität wird noch weiter steigen. Die aktuell verfügbaren Geräte weisen einen hohen Reifegrad hinsichtlich Bedienkomfort und Funktionalitäten auf. Damit einher geht eine weitere Verbesserung von Qualität und Geschwindigkeit des mobilen Datenaustauschs. Diese, und weitere Formfaktoren werden dafür sorgen, dass zukünftig die Vielzahl von Geschäftsmodellen - oder kritische Betriebsprozesse - über mobile Lösungen umgesetzt werden. Dazu gehören nicht nur "Spielereien" wie Instant Messaging oder Videokonferenzen, sondern ebenfalls umfassende CRM-, ERP- und SCM-Prozesse. Es geht um das nachhaltige Verbessern der mobilen Wissensarbeit. Die allgegenwärtige Verfügbarkeit von Wissen sowie der Austausch darüber werden Realität.

Wo liegen die Vorteile durch die digitale Transformation?

Der Nutzen bei Unternehmen, die sich für die digitale Tansformation entscheiden, liegt insbesondere in der Produktivitätssteigerung. Schnellere Prozesse und weniger redundante Arbeitsabläufe sind dabei die Folge. Auch der Austausch mit Kunden, Lieferanten und Partnern kann in vielen Bereichen bedeutende Vorteile bringen. Hierdurch entstehen wiederum neue Geschäftsmodelle.

Die ersten Schritte einleiten

Wollen Unternehmen unter den neuen Bedingungen bestehen, sollten sie ihr Selbstverständnis überdenken. Dabei gehen die Anforderungen, die die digitale Transformation an das Unternehmen stellt, über klassisches Change Management hinaus. Eine Aufgabe für alle Organisationseinheiten, die nur in einem gemeinsamen Dialog zu einem gemeinsamen Ziel kommen können. Abteilungen wie Organisationsentwicklung oder Stabsstellen der Geschäftsführung müssen hier die führende Rolle übernehmen.
Im Ergebnis werden viele Unternehmen ihre Aktivitäten auf mobile, und somit Cloud-basierte, Betriebsprozesse und Geschäftsmodelle fokussieren.

Dabei sind "Mobile" und "Cloud" absolute Organisationsthemen. Die Kombination von Technik und Werten wird Grundlage im Spannungsdreieck aus Wettbewerb, Gesellschaft und Mensch sein. Hierauf muss sich das einzelne Unternehmen - aber auch die Verantwortlichen in der IT-Abteilung einstellen. Die Analyse der Bedürfnisse und Bedarfe, das technische Design und die eigentliche Transformation dürfen nur synchron erfolgen. Der CIO und seine Mannschaft sind hierfür nicht verantwortlich, beziehungsweise sollten diese Verantwortung nicht übernehmen. Die Effekte einer digitalen Transformation sind für diese Rolle zu komplex.

Die Rolle der IT

Eine oftmals notwendige Transformation von Geschäftsmodellen und Betriebsprozessen braucht Zeit und eine (IT-)Architektur. Und für eine solch funktionierende IT zeichnet die IT-Abteilung verantwortlich. Die Aufgabe des CIOs ist es, die technischen Rahmenparameter schnell und umfassend bereitzustellen. Dazu zählen insbesondere

  • Das Wissen über technologische Möglichkeiten und gesellschaftliche Entwicklungen, den Aufbau und/oder der Erweiterung derselben.

  • Analyse der eigenen IT-Infrastruktur, der personellen Ressourcen und organisatorischen Möglichkeiten; insbesondere Ermittlung der finanziellen Bedarfe.

  • Abgleich zwischen zukünftigen Anforderungen und der Ist-Situation.

  • Etablierung einer dynamischen und agilen IT-Roadmap zur flexiblen Gestaltung und Ausrichtung der IT.

  • Gewinnung neuer Know-how-Träger und Partner.

  • Exekution im Dialog mit anderen Organisationseinheiten.

  • Prozess zur permanenten Re-Organisation der IT-Abteilung.

Geschäftsführer und deren Top-Manager stehen vor der Herausforderung, verschwindende Grenzen zwischen On- und Offline-Welt reibungslos in ihrem Geschäftsmodell abzubilden. Gleichzeitig stehen die Ausrichtung auf neue Produkt-, Service- und Absatzmärkte auf der Agenda. Um kurz- und langfristig erfolgreich zu sein, müssen Geschäftsmodelle konstant weiterentwickelt werden. Deshalb sollten Geschäftsführer bei ihrem Vorgehen folgende Punkte besonders berücksichtigen:

  • Zuerst müssen im Unternehmen qualifizierte Leistungsträger definiert werden, die die digitale Transformation im Unternehmen vorantreiben. Auswahl und Führung dieser Mitarbeiter liegt im unmittelbaren Aufgabenbereich des Top-Managements.

  • Ein optimiertes Team setzt sich aus 70 Prozent visionären "Überzeugungstätern", 20 Prozent konsequenten "Umsetzern " und 10 Prozent konservativer "Bewahrer" zusammen. Dieses Team muss mit finanziellen Ressourcen und organisatorischer Befugnis ausgestattet sein.

  • Analyse des eigenen Geschäftsmodells, der Unternehmensorganisation und des Wettbewerbsumfelds. Hierzu zählt die Sammlung von Markt- und Kundenanforderungen genauso wie der tiefgehende Aufbau von Kompetenzen über das bereits heute technisch Mögliche und die stete Prüfung künftiger technischer Standards. Eine permanente Betrachtung neuer Service- und Leistungsmodelle - insbesondere außerhalb der eigenen Branche - ist anzustreben.

  • In einem weiteren - sehr frühen - Schritt muss der unmittelbare Zwang - die Notwendigkeit -einer andauernden Transformation des Unternehmens kommuniziert werden. Nur durch eine klare Verankerung der Chancen und Risiken im Mindset der Mitarbeiter werden alle weiteren Schritte erfolgreich verlaufen. Hiermit einher geht die Kommunikation der Unternehmensziele, Werte und Kultur.

  • Reorganisation des Unternehmens und Modernisierung der technischen Infrastruktur mit dem Ziel, dynamisch auf Anforderungen des Marktes, inklusive veränderter Wettbewerbssituationen, zu reagieren und agile Anpassungen in der Zielausrichtung des Unternehmens umsetzen zu können.

  • Konzeption und Umsetzung des eigenen Geschäftsmodells auf Basis der in Punkt 2 und 4 gefundenen Erkenntnissen - respektive der Ist-Situation und inklusive permanenter Entwicklung.

  • Tracking, Reporting und Kontrollmaßnahmen aufsetzen, um Erfolge messbar zu machen und regelmäßige Anpassungen vornehmen zu können.

Obwohl CIOs und IT-Manager nicht für das Gelingen der digitalen Transformation im Unternehmen verantwortlich sind, sind sie sehr wohl dafür verantwortlich, die technischen Rahmenparameter zu gestalten. Dies beinhaltet agile und dynamische Infrastrukturen genauso wie geschulte und qualifizierte Mitarbeiter, die die Anforderungen umsetzen können.

Was bleibt?

Die aktuellen Entwicklungen veränder die Struktur und Wertschöpfungskette aller Unternehmen und Branchen. Insbesondere die Gefahr von IoT für die Wertschöpfung und Relevanz wird umfassend unterschätzt. Dabei wird die eigentliche Umwälzung von Personen kommen, die diese Bereiche neu durchdenken und so Märkte vollkommen neu definieren.

Manche Unternehmen spüren diesen Wandel bereits; manche ignorieren ihn noch. Grundsätzlich ist zu erkennen, dass viele Unternehmenslenker erst dann auf Chancen - aber auch Risiken - neuer Technologien und gesellschaftlicher Strömungen reagieren, wenn es bereits fast schon zu spät ist. Nämlich dann, wenn die eigene Wettbewerbsfähigkeit gefährdet ist. In jedem Fall gilt es jetzt zu handeln; denn wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. (bw)