Beratungsverbot für Hersteller

04.07.1986

Es stand in der CW: "Trotz Computer nicht produktiver als 1966"(Nr. 25 vom 20. Juni 1986, Seite 1). Zitiert wurde eine US-Studie des Bankhauses Morgan Stanley über den White-collar-Bereich in amerikanischen Unternehmen. Bundesdeutsche DV/Org.-Leute werden sich ebenfalls betroffen fühlen müssen, denn in der Banker-Aussage schwingt massive Kritik an den Computerspezialisten mit, die sich in der Vergangenheit allzu unkritisch den Ratschlägen der DV-Hersteller gebeugt hätten. Und die deutschen Anwender werden auch nicht schadenfroh denken können: "Ein Glück, daß uns dergleichen nicht passieren kann. "

In der allgemeinen Verwaltung, das gilt hier wie drüben, wurden Milliarden für die Büroautomation verbraten - und es ist nicht viel dabei herausgekommen. Jetzt endlich beginnen die Unternehmensleitungen etwas zu wittern, wollen wissen, was da los ist, und sie entdecken: Da gibt es DV-Spezialisten, die ein unkontrolliertes Eigenleben führen - ob sie nun auf der Payroll eines Herstellers eines Anwenderunternehmens stehen.

Diese Leute haben es offenkundig nicht geschafft, die DV-Organisation - von der Aufgabenspezifikation bis zur Anwendung im Büro - methodisch durchgängig zu geben, die die Unternehmensleitungen erwartet. Mangelzustände, dies sinngemäß das US-Kritiker, gibt es an allen Ecken und Enden.

Wo setzt man in einer solchen Situation an? Ganz oben, beim Management. Die Banken etwa (siehe Morgan Stanley) sind ja soweit, zu sagen: "Wir investieren nicht mehr blindlings in die DV; wir klopfen jetzt erst einmal die Anwendungen ab und prüfen, wie gut oder wie schlecht sie unsere Organisation abbilden."

Den Ansatz, um den es hier geht, kann man in der Tat nur von Informationsmanager erwarten - im Sinne einer strategischen Unternehmensplanung. Worauf es ankommt: Es ist die Sache des einzelnen Anwenders, Information als strategische Größe anzuerkennen und darin zu entscheiden, wo und wie der Computer als intelligentes Toll eingesetzt wird.

Das heißt: Den DV-Anbietern sollte der Platz zugewiesen werden, der ihnen zusteht. Sie sind Lieferanten von Software und Hardware nicht mehr und nicht weniger. Die Programmierzunft laut bei der Aufgabe versagt, Softwareingenieurmäßig - zum Produkt hin - zu entwickeln, ist in kreativer Fulemmei steckengeblieben. Die DV-Hersteller wiederum haben ein legitimes Interesse, Toolstandards so lange wie möglich zu verhindern, um ihre spezifischen Hardwareprodukte zu verkaufen - dafür setzen sie Inkompatibilität als Waffe ein.

Mit anderen Worten: IBM & Co. bauen Kisten, das ist alles. Und doch gehen sie ständig mit "Lösungen" hausieren, mischen sich in die Rationalisierungsdebatte ein. Daß sich wirklich neutrale Berater der Sache annehmen, davon hat man leider noch nichts gehört. Warten wir also, bis Informatiker in den Schlüsselpositionen beim Kunden sitzen, Leute, die wissen, wie "Information" zu verwenden ist - die den Hersteller allenfalls fragen: Kannst du Æs, oder kannst du Æs? Aus, Feierabend .