Börsengang soll weitere Expansion der R/3-Spezialisten sichern

Beratungsgruppe Plaut will den Globalisierungskurs fortsetzen

18.06.1999
MÜNCHEN (CW) - Ganz im Zeichen der Globalisierung stand für die Beratungsgruppe Plaut International Management Consulting das Geschäftsjahr 1998. Auch die Umsatzentwicklung setzte sich dynamisch fort. Um die weitere Expansion zu finanzieren, plant die Consulting-Gruppe in der zweiten Jahreshälfte 1999 den Gang an den Neuen Markt.

"Wir konnten 1998 die ohnehin hochgesteckten Ziele nicht nur erreichen, sondern deutlich übertreffen", berichtete der Gesellschafter und Vorstandsvorsitzende Erich Lebeiner auf der Bilanzpressekonferenz in München nicht ohne Stolz. Statt der anvisierten 60 Prozent wurden die Einnahmen gegenüber dem Vorjahr um 76 Prozent auf 336,4 Millionen Mark gesteigert. Auch mit dem Ergebnis in Höhe von 20,9 Millionen Mark (72 Prozent mehr als 1997) zeigte sich Lebeiner zufrieden.

Im Rahmen der Neuausrichtung der Beratungsgruppe kam es 1998 auch zu strukturellen Veränderungen. Unter dem Dach der Plaut AG, Salzburg, operiert heute die in Ismaning bei München ansässige Plaut Consulting GmbH mit fünf Tochtergesellschaften. Im einzelnen sind das die auf den IT-Bereich und R/3-Mittelstandsberatung spezialisierte Plaut Systems & Solutions GmbH, die Plaut Strategy Consulting GmbH, die Plaut Management Training GmbH und die Personalberatung A Management Search GmbH.

Neu als Gesellschaft hinzugekommen ist im letzten Jahr die Syntacom IT-Services GmbH, die ausschließlich auf R/3-Outsourcing-Projekte für den Mittelstand fokussiert ist. Stärkster Umsatzträger mit 35 Prozent war auch 1998 die R/3-Applikationsberatung, gefolgt von den Units Geschäftsprozeßgestaltung (26 Prozent), Controlling (22 Prozent) und IT-Services/Outsourcing (zehn Prozent). Die Wachstumsimpulse kamen dabei vor allem aus den internationalen Aktivitäten der Consulting-Gruppe. So kletterten die Umsatzerlöse der US-Landesgesellschaft, die 25 Prozent zu den Einnahmen beisteuerte, um 85 Prozent. Im Vergleich dazu entfiel auf Plaut Deutschland erstmals nur mehr ein Drittel des Umsatzes - bei einem Plus von 26 Prozent.

Als "Global Player" unter den Mittelstandspartnern der SAP zeigt Plaut heute weltweit in 14 Ländern Präsenz. Auslandsgesellschaften wurden 1998 in Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen, Brasilien und den USA gegründet. Neben neu eröffneten Niederlassungen verstärkten die Consultants ihr internationales Netz auch mit drei Akquisitionen. Eine davon ist die bereits erwähnte Wiener Syntacom. Auch die ersten Monate des laufenden Geschäftsjahres standen unter dem Motto "Plaut follows clients". Zur bisherigen Bilanz gehören die Gründung weiterer Gesellschaften in Deutschland und Mexiko sowie Firmenübernahmen in Tschechien und Polen. In Australien, Kanada und Spanien, bislang ebenfalls noch weiße Flecken auf der Plaut-Weltkarte, wollen die Consultants ihre Expansionstour fortsetzen. Bis zum Jahr 2002 will das Unternehmen in mehr als 25 Ländern mit rund 4000 Beratern vertreten sein.

Vorwurf der SAP-Lastigkeit ist nicht gerechtfertigt

Bei der Zahl der internationalen Dependancen kann sich Plaut heute durchaus mit den Großen der Branche messen lassen. Le- beiner gibt sich allerdings keinen Illusionen hin: "Die Big five, also Firmen wie Andersen Consulting oder KPMG, werden überall unsere Wettbewerber sein." Hinzu kämen klassische IT-Outsourcing-Anbieter wie CSC Ploenzke. Ungünstig könnte sich dabei auch eine gewisse Einseitigkeit des Beratungsangebots auswirken. Die Kritik, daß seine Company im Markt als zu stark SAP-lastig gesehen werde, ließ Lebeiner jedoch nicht gelten. Mittelfristig werde man, so der Plaut-Chef, das ERP-Geschäft mit rund 50 Prozent der Einnahmen als stärksten Umsatzträger sogar noch ausbauen.

Zur Finanzierung des weiteren Wachstums will sich Plaut im zweiten Halbjahr 1999 zusätzliches Kapital an der Börse holen. "Expansion kostet", erklärt Le- beiner lapidar. Damit leitete der Vorstandsvorsitzende zugleich zu der Aussage über, daß "die Ergebnisse auch 1999 noch nicht den Erwartungen entsprechen werden". Für das laufende Geschäftsjahr sehen die eher konservativen Planungen der Beratungsgesellschaft einen Gruppenumsatz in Höhe von 522 Millionen Mark vor, was ein Plus von 55 Prozent bedeuten würde.