Beraterin: Kunden wollen keine Schnittmuster

09.10.2001
Von Kathi Seefeld

Etwa die Hälfte der Zeit verbringt sie bei einem Projekt im Büro, die anderen 50 Prozent beim Kunden vor Ort, hatte Aini Olschner im Taxi erklärt. “Je größer ein Auftrag ist, desto höher ist der Kommunikationsaufwand.” Fast immer betreue sie drei Projekte parallel. Das sei insofern kompliziert, als jeder Kunde erwarte, dass man nur für ihn da ist. Aini Olschner denkt, dass klare Absprachen dazu beitragen, diesen Anspruch zu erfüllen. Jeder Schritt eines Projekts werde dokumentiert - nicht selten am Abend, wenn sie nach einem Beratungstag gegen 19 oder 20 Uhr wieder an ihrem Schreibtisch sitzt. Ein langer Arbeitstag, was ihr aber wenig ausmacht. “Noch”, sagt sie. Der Spaß komme nicht zu kurz, die Herausforderungen stimmten. Ein wenig mehr Zeit, Berlin zu erkunden, hätte sie gelegentlich aber schon ganz gern.

“Klasse, wie Sie das hinbekommen haben”, lobt sie Michael Burst, bevor sie die nächste offene Frage anpeilt. Sie beschreibt technische Abläufe, manövriert durch Datenbanken, als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan. Auch Stunden später motiviert sie die Runde, wann immer sich Ermüdungserscheinungen zeigen. “Wenn der Weblink nicht funktionieren sollte, spendier ich ein Eis”, sagt sie augenzwinkernd, und die Installation klappt perfekt.

Frauen als Berater sind bei MIS keine Seltenheit, und Quereinsteiger ebenfalls nicht. Aini Olschner ist beides. Unglücklich darüber, dass sie nicht bis in die letzten Winkel der MIS-Software zu dringen braucht, sei sie allerdings auch nicht. Diesen Part übernimmt ihr Mitstreiter Osman Kurt. Bis sie aus dem Urlaub zurückkam, war das Datenmodell für den Kunden programmiert. Ein prima Team: Einer der beiden erklärt, der andere lässt die Kunden nicht aus den Augen. Waren da Zweifel im Blick? Sofort wird nachgefragt.

Es gibt Kunden, sagt Aini Olschner, die wollen mit technischen Details nicht weiter konfrontiert werden. “Bei anderen liegt der Schwerpunkt auf der Umsetzung einer klar definierten Anwendung, die angefangen von der Softwareinstallation komplett von uns betreut wird.” Bei Daimler Chrysler Services Assekuranz Makler heißt dagegen die Devise: “Keine ausschließlichen Abhängigkeiten von externen IT-Anbietern”, und so werden viele Überlegungen auch am Potsdamer Platz getroffen, die das Beraterteam wiederum für den weiteren Projektverlauf berücksichtigen muss.

Ein Wirtschaftsmagazin hatte das Vorgehen von MIS einmal mit einem Feldzug verglichen und die Tätigkeit der Berater dabei die “Stunde der schweren Geschütze” genannt. Aini Olschner hat für solche Parallelen wenig übrig. Ihr Ziel sei es, jedes Projekt dahingehend abzuschließen, dass sie und ihr Kunde auf dem gleichen Wissensstand sind. “Der Kunde soll im besten Fall ohne uns auskommen und mit unseren Produkten arbeiten können.” Das schließe natürlich nicht aus, bei Bedarf auch später Unterstützung zu geben. “Es gibt immer wieder neue Entwicklungen bei Management-Informationssystemen.” Die MIS-Mitarbeiter selbst könnten vielfältige Fort- und Weiterbildungsprogramme, zum Beispiel der hauseigenen Akademie, wahrnehmen.

Als Aini Olschner und Osman Kurt an diesem Abend vom Potsdamer Platz in die Berliner MIS-Niederlassung zurückkehren, sind sie mehr als zufrieden. Alle geplanten Datenimporte, Installationen und Anbindungen haben funktioniert. Michael Burst und Magdalena Okreglicka haben mit anerkennenden Worten über die Kompetenz und gute Beratung sowie die Schulung durch das MIS-Team nicht gegeizt, neue, konkrete Ziele für das kommende Meeting wurden festgelegt.

“Wir haben hier ja auch einen wundervollen Ausblick”, schließt Aini Olschner gut gelaunt diesen Arbeitstag. Ihrem Schreibtisch gegenüber strömen die ersten abendlichen Besucher ins Theater des Westens. Zumindest ist sie heute nicht die Letzte, die die Büroetage verlässt. Es sei denn, in der Schweiz gibt es vielleicht ein Problem ....