Berater profitieren vom Einstellungshoch

23.05.2005
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Reine SAP-Implementierungsjobs werden zunehmend in Billiglohnländer verlagert. Berater, die strategisch und konzeptionell tätig sind oder die Projekte koordinieren, haben aber auch in Deutschland gute Jobchancen.

Die mageren Zeiten sind für Unternehmensberatungen im IT-Sektor anscheinend vorbei. Zu den Profiteuren gehören auch die SAP-Experten. An Kandidaten mangelt es indes nicht. Bei den Consulting-Unternehmen gehen täglich Dutzende von Bewerbungen ein. Doch die Anforderungen sind hoch, und viele Interessenten fallen durchs Einstellungsraster.

Ganz oben auf der Prioritätenliste der Beratungshäuser stehen Projekt-, Management- und SAP-Erfahrung. Zusätzlich werden verstärkt soziale Kompetenzen wie Kommunikations- und Teamfähigkeit verlangt. Kein Wunder - , denn im SAP-Bereich wird, wie auch anderswo, nicht mehr der reine Programmierer, sondern der strategisch und konzeptionell handelnde Berater gesucht. Da ist Erfahrung wichtiger als ein frisches Hochschulstudium.

Uwe Günzel, bei Capgemini verantwortlich für das SAP-Geschäft in Deutschland, bestätigt diesen Trend: "Erfahrene Berater haben größere Chancen als Hochschulabsolventen. Neben Fach-Know-how müssen unsere SAP-Spezialisten über die entsprechende Sozialkompetenz verfügen." Diese Fähigkeiten seien Voraussetzung für die Arbeit beim Kunden. Schließlich müssten sich die Consultants nahezu täglich in sehr unterschiedliche Kundensituationen einfügen. "Um hier zu bestehen, ist diplomatisches Feingefühl mindestens genau so wichtig wie fachliches Wissen."

Gleichzeitig seien die Anforderungen der Kunden an das Spezialisten-Know-how der Consultants gewachsen. Es reiche nicht mehr aus, sich vier Wochen lang mit SAP zu beschäftigen, um dann zum Projekteinsatz zu kommen. Für das Customizing von Modulen holt sich laut Günzel kaum ein Unternehmen einen teuren Externen ins Haus: "Die Unternehmen verfügen heute über wesentlich mehr hauseigene SAP-Erfahrung als noch vor einigen Jahren. Von den Beratern erwarten sie, dass die noch mehr wissen." Das wiederum könnten aber nur diejenigen, die bereits über entsprechende Erfahrung verfügen.

Potenzielle Mitarbeiter sollten deshalb vorrangig aus einer verantwortlichen Position im SAP-Umfeld eines Anwenderunternehmens kommen oder langjährige Projekterfahrung bei einem Wettbewerber vorweisen können. Günzel: "Unterstützungsleistungen werden hauptsächlich für den konzeptionellen Bereich gesucht, wenn es darum geht, Lösungen mit dem Kunden zu erarbeiten und den Prozess zu moderieren."