Berater müssen Veränderungen lieben

05.04.2006
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

Oliver Kiper: Von Meilenstein zu Meilenstein

Das Münchner Büro von The Information Management Group (IMG) sieht Oliver Kiper in der Regel nur einmal im Monat, wenn sich der ganze Bereich CarTrade trifft.

Oliver Kiper, IMG: 'Man kann dem Kunden nur selten bei seiner alten Arbeit zuschauen. Darum muss man die Abläufe in vielen Gesprächen erfragen.'
Oliver Kiper, IMG: 'Man kann dem Kunden nur selten bei seiner alten Arbeit zuschauen. Darum muss man die Abläufe in vielen Gesprächen erfragen.'

Von Montag bis Freitag arbeitet der auf die SAP-Logistik-Module spezialisierte Berater derzeit in einem Vorort von Zürich. Das Leben aus dem Koffer ist für den 30-Jährigen in dieser Intensität noch relativ neu, auch wenn er seit fünf Jahren im Beratergeschäft tätig ist. Sein erster Arbeitgeber sitzt in Bielefeld, wo Kiper Betriebswirtschaft studierte. Dort waren auch immer mal wieder Projekte in der Nachbarschaft, wodurch sich die Reisebelastung in Grenzen hielt: "Es macht einen Unterschied, ob der Kunde 30 Kilometer entfernt seinen Standort hat oder ob man erst in ein Flugzeug steigen muss, um zum Projekt zu kommen."

Ungeachtet der größeren Reiseanstrengung hat sich Kiper vor einem halben Jahr bewusst für die IMG und ihre stärkere internationale Ausrichtung entschieden. "Ich konzentriere mich auf die Automobilbranche, speziell auf den Automobilvertrieb. Da verändert sich momentan sehr viel, deshalb ist das Feld sehr spannend. SAP und andere Standardlösungen sind noch nicht so verbreitet." Genug Beratungspotenzial also für Kiper und seine Kollegen, die sich in wechselnden Teams organisieren. Jedes Projekt leiten ein IMG-Berater und ein Verantwortlicher auf Kundenseite, die Berater finden sich in einzelnen Teilprojekten wieder. Während jeder Meilenstein ein übergeordnetes Ziel für das gesamte Projekt und damit das ganze Team beschreibt, etwa die Prozesse des Autohändlers in SAP abzubilden, bekommt jeder Berater seine selbst zu verantwortenden Arbeitspakete. Kiper richtete beispielsweise die Kundenauftragsabwicklung in der Standardsoftware ein oder erstellte ein Konzept für die Preisfindung.

Der Betriebswirt ist froh, in seinem ersten Job SAP von der Pike auf gelernt zu haben. Nach dem sechsmonatigen Traineeprogramm hatte er damals das Glück, eine große R/3-Einführung von der Angebotsphase bis zur Kundenbetreuung nach dem Start des neuen Systems zu erleben. "Danach habe ich verstanden, was ein IT-Berater macht", erinnert sich Kiper. In seinen Augen liegt die größte Herausforderung darin, die Kundenprozesse zu verstehen: "Da man dem Kunden nur selten bei seiner Arbeit zuschauen kann, muss man mit verschiedenen Ansprechpartnern reden, um die Prozesse zu erfassen. Nur so kann man auch aktiv an Prozessoptimierungen mitwirken."

Manches Mal zeigten sich die Knackpunkte erst während der Umsetzung, so dass der Anwendungsberater schnell Alternativen entwickeln muss. Solche Überraschungen ist Kiper mittlerweile ebenso gewohnt wie die Arbeit mit wechselnden Teams. "Berater bin ich geworden, weil ich schnell lernen und über den eigenen Tellerrand blicken wollte." Das hat sich auch deshalb erfüllt, weil "SAP ein stark integriertes System ist und ich mich nicht nur mit den Logistik- und Vertriebsmodulen beschäftige, sondern auch auf das Zusammenspiel mit anderen Modulen wie Finanzen und Controlling achten muss", beschreibt Kiper.