Weg von den Bits und Bytes hin zur Strategie

Berater fordern neue Rolle für CIO

03.10.2003
MÜNCHEN (CW) - Der CIO von heute kämpft intern mit sinkenden Projektbudgets und Kostensenkungsprogrammen, extern machen ihm die schnellen Marktveränderungen und der zunehmende Wettbewerb zu schaffen. Welche Anforderungen auf die CIOs zukommen, erläuterten die Berater Regina Köhler und Michael Proft von Ray & Berndtson auf einem Vortrag in Frankfurt am Main.

Das Topmanagement stellt höhere Ansprüche an den obersten IT-Verantwortlichen im Unternehmen. Es erwartet im operativen Bereich angemessene, zuverlässige und ökonomische IT-Infrastrukturen sowie IT-Systeme, welche die Geschäftsstrategie unterstützen. Darüber hinaus sehen sich CIOs damit konfrontiert, dass sie nicht nur das aktuelle Geschäft zu unterstützen haben, etwa bessere Entscheidungsgrundlagen liefern müssen, sondern neues Geschäft generieren sollen.

Damit, so die beiden Personalberater, fokussiere sich die neue Rolle des CIO zunehmend auf strategie- und geschäftsgetriebene Inhalte. "Er ist sowohl ein Business-Manager mit IT-Skills als auch ein IT-Verantwortlicher mit Management-Skills", postulieren Köhler und Proft. So sollte er die Technik beherrschen und Projekte realisieren können, aber auch über Führungsqualitäten verfügen, strategisch denken, komplexe Geschäftmodelle verstehen sowie Veränderungen antizipieren.

Allerdings werde das neue Verständnis und die veränderte Rolle des CIO als strategisch denkender Business-Manager von diversen Risiken begrenzt. Entscheidende Fehler werden laut den Erfahrungen der beiden Frankfurter Berater bereits bei der Auswahl der CIOs gemacht: "Zu oft wird nach einem IT-Manager gesucht, der nur in Bits und Bytes denkt. Das Profil wird auf IT-relevante Kriterien beschränkt. Zudem fehlt den IT-Chefs häufig eine Profit & Loss-Erfahrung."

Aber auch die organisatorische Zuordnung der IT-Verantwortlichen innerhalb der Unternehmenshierarchie sehen die Personalberater kritisch: "CIOs sind oft keine ''vollwertigen'' Mitglieder des obersten Führungsgremiums, sondern berichten an ein anderes Geschäftsführungsmitglied, häufig an den Chief Financial Officer." Dazu komme die Vertrauenskrise nach dem Platzen der Dotcom-Blase: Das erneute Misstrauen in die Technologie führe zu Frustration.

Um CIOs für die kommenden Aufgaben erfolgreich zu machen, seien einige Punkte zu berücksichtigen. Dazu Köhler und Proft: "Bei der Auswahl des CIO sollten CEO und Aufsichtsrat genau überlegen, welche Erwartungen sie heute und in Zukunft an den CIO stellen." Entsprechend diesen Erwartungen müssten Verantwortungen und Kompetenzen eindeutig übertragen werden. Abschließend empfehlen Köhler und Proft den CIOs, das eigene Selbstverständnis zu überprüfen und nachhaltig einzufordern, was sie zur Umsetzung der an sie gestellten Erwartungen benötigen. (hk)