DV-Industrie bescheinigt den Data-Dictionaries strategische Bedeutung, aber:

Benutzer kämpfen noch mit Akeptanzproblemen

20.06.1986

Seit ihrer Einführung als kommerzielle Produkte haben die Data Dictionaries (DDS) zunehmend an Bedeutung gewonnen. Dem DBMS-Anbieter dienen sie als Eckpfeiler für ganze Produktlinien. Für den unabhängigen Lieferanten sind sie ein zentraler Punkt der Marktstrategie. Dieses Bild, so das Ergebnis einer Studie der International Data Corporation (IDC), steht jedoch in scharfem Kontrast zur Akzeptanz der Data Dictionary-Technologie durch den Anwender.

In den meisten Organisationen haben die DDS-Produkte, nach Erfahrung der US-Marktforscher, heute nur wenig Aufmerksamkeit erhalten. Die Situation dürfte sich aber ändern, wenn mehr und mehr Anbieter Systeme wie DBMS-Software, computer-aided Analysesysteme sowie Tools zur Anwendungsentwicklung auf den Markt bringen, die die von der DDS-Technologie versprochenen Produktivitätsvorteile realisieren.

In ihrer Studie "Data Dictionaries: Knowledge Bases of the Future" kommt die International Data Corporation zu dem Ergebnis, daß den Anwendern am meisten damit gedient ist, wenn Werkzeuge eines Information Resource Managements (IRM) in Top-down-Strategie implementiert werden.

Wenn ein Unternehmen sich für IRM entscheidet, werden Daten als allgemeine Firmenressource behandelt, die geplant, verwaltet und geteilt (über Netzwerk) werden muß. Somit ist klar, daß der gesamte Erfolg von der eingesetzten Software, zum Beispiel dem Data Dictionary, abhängig ist.

Anwender, die Data Dictionaries schrittweise einführen, werden nach Ansicht der IDC-Experten wahrscheinlich feststellen, daß die Gesamtinvestition für Software höher ist: Ein großer Teil des Codes muß unter Umständen neu geschrieben werden, wenn Netzwerke und verteilte Systeme dem Anwender die Vorteile des IRM nahebringen.

Außerdem verändern sich oft die Organisationsabläufe und firmenpolitischen Entscheidungen signifikant. Die amerikanischen Analysen erwarten, daß . Data Dictionaries künftig für jede Installation genauso lebenswichtig sein werden, wie heute die betriebssystemnahe Software.

Natürlich könnte sich herausstellen, daß kein einzelnes DDS in der Lage sein wird, alle Anforderungen sämtlicher Anwender zu erfüllen oder die Größe jedes gegebenen Jobs zu verarbeiten. Manches Unternehmen wird Software eines unabhängigen Lieferanten bevorzugen, wenn ein solches Produkt über die Fähigkeit verfügt, verschiedene DBMS-Umgebungen zu unterstützen.

Anderseits kann es ratsam sein, ein herstellerabhängiges DDS zu installieren, da es normalerweise aktiv in die Angebotsreihe von DBMS-basierten Produkten eines bestimmten Herstellers integriert ist. Schließlich kann ein unabhängiges DDS-Frontend eingesetzt werden, um die globale Informationsquelle modellhaft abzubilden. Dann ist eine Einbindung in anbieterabhängige DDS-Produkte möglich und eine Versorgung mit den benötigten Metadaten scheint gewährleistet. Die Verwaltung verteilter Netzwerke stellt der Studie zufolge eine weitere Situation dar, in der Data Dictionaries eine entscheidende Bedeutung haben. Die für die Handhabung erforderlichen Metadaten können in ein Netzwerk-DDS übernommen werden, das für die Überwachung des gesamten Netzwerks verantwortlich ist. Es zeigt dann den Zugang zu einer Vielzahl von physikalischen Datenbankmanagementsystemen und DDS innerhalb des gleichen Netzwerks auf.

Treten verschiedenartige DDS-Umgebungen tatsächlich in Erscheinung, ist es natürlich von entscheidender Bedeutung, die Kooperation zwischen ihnen aufrechtzuerhalten. Jedes muß die Metadaten nutzen, die von den anderen gespeichert sind, so daß die verschiedenen Environments den Anwendern als ein System erscheinen.

Die Metadaten sollten darüber hinaus noch ein einmaliger Input für die Benutzung durch alle User sein. Das National Bureau of Standards und das American National Standards Institut (ANSI) sind noch weit davon entfernt, bei der Erfüllung dieser Anforderung tatsächlich zu helfen.

In einer Umfrage hat die IDC ermittelt, daß heute das größte Problem bei der Implementierung von DD/DS die fehlende Bindung des Managements an IRM ist. Für die amerikanischen Marktforscher war dieses Ergebnis keineswegs überraschend: Die Implementierungszeit kann sich über einen Zeitraum von fünf Jahren erstrecken, und ein Teil der Technik existiert vorläufig nur auf dem Entwurfstisch. Aber die DD-Technik wird nach Ansicht der IDC unweigerlich Auswirkungen darauf haben, wie die Anwender die nächste Generation von CPUs installieren und benutzen.