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BenQ-Nachbeben: Infineon streicht 400 Stellen

25.10.2006
Neben dem Chiphersteller ist auch Balda, ein Anbieter von Handyschalen, von der Insolvenz der ehemaligen Siemens-Sparte betroffen.

Der Halbleiter-Konzern Infineon rechnet durch die Pleite des Handy-Herstellers BenQ Mobile mit Belastungen in Höhe von rund 80 Millionen Euro. Darüber hinaus werde für das im Oktober begonnene Geschäftsjahr 2007 ein Umsatzausfall von 150 Millionen Euro erwartet, davon allein 40 bis 50 Millionen Euro im ersten Quartal, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Infineon werde seine Mobilfunkaktivitäten nun auf das Geschäft mit neu gewonnenen und zukünftigen Kunden fokussieren. Davon seien weltweit rund 400 Arbeitsplätze betroffen, darunter knapp 200 an den deutschen Standorten München, Salzgitter und Nürnberg. Die Kosten der Restrukturierungsmaßnahmen beliefen sich voraussichtlich auf rund 30 Millionen Euro. Als weitere Folge soll das verlustbringende Drahtlosgeschäft die Gewinnzone später als geplant erst zum Ende des Kalenderjahres 2007 erreichen, teilte Infineon mit.

Die Aktien von Infineon Technologies sind am Mittwoch nach Bekanntgabe der Belastungen durch die Pleite seines Kunden BenQ Mobile unter Druck geraten. Am Vormittag verloren die Titel des Halbleiterherstellers knapp ein Prozent und waren damit der schwächste Wert im DAX. "Dass die Entwicklung bei BenQ nicht ohne Folgen für Infineon und den Turnaround im Kommunikationsgeschäft bleiben wird, war abzusehen. Die jetzt genannten Zahlen fallen allerdings etwas höher als von uns erwartet aus", schrieb Analyst Thomas Hofmann von der LRP. "Wir hatten in der Summe mit Ergebnisbelastungen im mittleren zweistelligen Millionen-Bereich gerechnet." Angesichts der neuen Details würden nun die Schätzungen überarbeitet.

Der Handy-Ausrüster Balda ist ebenfalls vom BenQ-Ausfall betroffen. Das Unternehmen hat einen hohen Verlust und den Verkauf von drei Werken mit insgesamt 1.000 Mitarbeitern angekündigt. Wegen Sondereffekten und Kapazitätsabbau dürfte 2006 ein Verlust zwischen 45 und 50 Millionen Euro anfallen, teilte Balda am Dienstag mit. Davon gingen 35 Millionen Euro auf einen Buchverlust zurück. Die Werke in Seelbach, Oberlungwitz und Herford sollen noch in diesem Jahr verkauft werden. Dadurch werde die Balda-Belegschaft in Deutschland von 1.600 auf 600 schrumpfen. Operativ will Balda 2006 nun zwischen zehn und 15 Millionen Euro verdienen.

Balda hatte erst vor einem Monat die Prognose für den Vorsteuergewinn von bis zu 48 auf 20 Millionen Euro gesenkt. Im dritten Quartal sank der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 19,8 Prozent auf 82,6 Millionen Euro. Balda begründete den Einbruch mit der Entwicklung beim Handy-Hersteller BenQ Mobile und nachlassender Nachfrage bei anderen Abnehmern. Dabei entstand ein Vorsteuerverlust von 47,8 Millionen Euro. Im kommenden Jahr peilt Balda einen Vorsteuer-Gewinn zwischen 50 und 55 Millionen Euro an. Dabei will das Unternehmen 650 bis 700 Millionen Euro umsetzen. (dpa/ajf)