Belebung im TK-Haifischbecken

05.04.2005
Die Jagd auf die kleinen Carrier und Service-Provider ist wieder eröffnet.

Die Telekommunikationsbranche steht vor weiteren Umwälzungen. Viele TK-Konzerne haben ihre Finanzen nach der Spekulationsblase zur Jahrtausendwende inzwischen wieder im Griff und denken jetzt an Wachstum durch Übernahmen. Hinzu kommen Finanzinvestoren, die auf der Suche nach lukrativen Anlagemöglichkeiten für ihre milliardenschweren Fonds sind.

So strebt die spanische Telefonica den Kauf der tschechischen Cesky Telecom an. Der Anteil des Staates, rund 51,5 Prozent, ist dem Carrier Berichten zufolge 2,7 Milliarden Euro wert. Der Übernahme, die bis Redaktionsschluss von der Regierung noch nicht formell abgesegnet wurde, war ein Bietergefecht mit der schweizerischen Swisscom, der belgischen Belgacom sowie einem Finanzinvestor vorausgegangen. Auch um die italienische TK-Firma Wind duellieren sich die Kauflustigen. Hier bieten zwei Konsortien jeweils zwischen elf und zwölf Milliarden Euro, um den Festnetz- und Mobilfunkanbieter zu übernehmen. Mitte April soll eine Entscheidung fallen, an welche Investorengruppe der italienische Energieversorger Enel seine TK-Beteiligung veräußert.

In den USA spitzt sich derweil der Akquisitionskampf um MCI weiter zu: Verizon und Qwest haben sich auf acht beziehungsweise 8,5 Milliarden Dollar für den Nachfolger des einstmals insolventen Carriers Worldcom hochgesteigert. Auch in der Mobilfunkszene ist einiges in Bewegung: So trennte sich Anfang der Woche die Telecom Italia von ihrer griechischen Funktochter TIM Hellas. Sie wurde an ein Investorenkonsortium verkauft. Der Mobilfunkkonzern Vodafone schluckte vergangenen Monat jeweils einen Anbieter in Rumänien und Tschechien, und die bulgarische Mobiltel fiel kürzlich in die Hände der Telekom Austria. Diese rückt ihrerseits wieder ins Visier der Swisscom. Die Schweizer hatten schon einmal Kaufabsichten im Nachbarland verfolgt, waren vor einem Jahr aber am politischen Widerstand gescheitert. In der Türkei stehen die Anbieter Turkcell und Turk Telecom vor dem Verkauf beziehungsweise der Privatisierung. Vodafone will seit geraumer Zeit seine deutsche Festnetztochter Arcor veräußern, war bislang damit aber nicht erfolgreich. Die Deutsche Telekom kämpft seit Jahren mit dem französischen Mischkonzern Vivendi Universal darum, ihren Anteil am polnischen Mobilfunker PTC zu komplettieren. (ajf)