Beim mobilen Surfen 80 Prozent sparen

14.11.2005
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Proxy optimiert Übertragung

Die Optimierung der Datenübertragung erfolgt nicht auf dem Client selbst, sondern auf einem Proxy-Server von O2, über den der Speed Optimizer alle Daten routet, wenn er aktiv ist. Dabei komprimiert die Software einerseits die Daten, indem sie beispielsweise überflüssige Leerzeichen entfernt oder bei Bildern die Auflösung herabsetzt. Andererseits priorisiert das Tool bei der Übertragung von Web-Seiten bestimmte Inhalte, so dass Texte früher als Bildelemente geladen werden. Ferner werden Übertragungsprotokolle wie TCP/IP optimiert. Eine weitere Beschleunigung verspricht das bereits angesprochene Filtern von bestimmten Inhaltstypen.

Nach Darstellung von O2 lässt sich mit diesen Massnahmen die Übertragungsdauer um bis zu 70 Prozent beschleunigen und das Datenvolumen um 50 Prozent reduzieren. Entsprechend gespannt gingen wir angesichts dieser Versprechen an die praktische Erprobung. Als Testseite diente uns die "Spiegel"-Homepage. Diese riefen wir per GPRS unter optimalen Empfangsbedingungen mit einer Datenrate von 56 Kbit/s ab. Bei deaktivierter Optimierungssoftware dauerte der Download der Seite etwas über zwei Minuten, und es wurden rund 402 KB Daten transferiert.

Datenvolumen reduziert

Hässlich und günstig: Wer auf grafische Darstellungen verzichten kann, bezahlt für die gleichen Informationen nur rund 93 Cent.
Hässlich und günstig: Wer auf grafische Darstellungen verzichten kann, bezahlt für die gleichen Informationen nur rund 93 Cent.

Mit aktiviertem Speed Optimizer auf Höchststufe dauerte der Abruf der Seite dann nur noch eine Minute, und das übertragene Datenvolumen sank auf 87 KB. Allerdings muss der Benutzer hierbei, wie der Screenshot zeigt, auf jegliche grafische Elemente verzichten. Stattdessen sieht er nur Platzhalter für die Bildelemente. Weniger minimalistisch war dagegen die Darstellung der Homepage in der zweithöchsten Optimierungsstufe: Grafische Elemente waren nun vorhanden, und die Bilder, auch wenn sie nur sehr grob aufgelöst waren, vermittelten zumindest einen guten optischen Gesamteindruck der Originalseite. In dieser Stufe dauerte der Empfang der Seite 1,20 Minuten, und es wurden 205 KB Daten übertragen. Diese Werte könnten sich durch die Inhaltsfilter noch verbessern lassen.

Letztlich rief die Beschleunigung der Übertragung - in der zweithöchsten Stufe nur um 40 Sekunden - bedingte Begeisterung hervor. Ganz anders sieht das Resümee jedoch aus, wenn man die pekuniäre Seite mit ins Kalkül zieht. So hätte der unkomprimierte Abruf der "Spiegel"-Seite im O2-Active-Tarif (1 MB kostet 9,27 Euro, Abrechnung in 100 KB-Blöcken) rund 4,64 Euro gekostet.

Verzichtet der Anwender da- gegen auf grafischen Firlefanz - vor allem die unerwünschte Werbung trägt zum hohen Übertragungsvolumen bei - so zahlt er auf der höchsten Optimierungsstufe für die gleichen Inhalte nur noch rund 93 Cent. Nimmt er die Werbung in Kauf und surft wie in unserem Beispiel in der zweithöchsten Optimierungsstufe mit grob aufgelösten Bildern, so zahlt er für die gleiche Seite 2,78 Euro. Er spart also noch immer fast zwei Euro gegenüber der unkomprimierten Web-Seite.

Umgerechnet auf einen Datentarif mit einem Freivolumen von 30 MB ergibt sich folgende Kalkulation: Ohne Optimierungs-Tool kann der User die Beispielseite rund 60-mal abrufen, bis sein Freikontingent erschöpft ist. Mit dem Speed Optimizer in der zweithöchsten Stufe dagegen schätzungsweise 150-mal.

Fazit

Der getestete Speed Optimizer von O2 konnte in der Praxis auf ganzer Linie überzeugen. Dabei begeisterte weniger der gewonnene Geschwindigkeitsvorteil, sondern vielmehr das reduzierte Datenvolumen, das die Mobilfunkrechnung senkt. Vor allem Anwender, die viel im Ausland unterwegs sind, sollten deshalb auf den Einsatz eines solchen Tools nicht verzichten.

Angesichts der erzielbaren Einsparungen wäre es als Dienst am Kunden nur zu begrüßen, wenn die anderen Mobilfunkanbieter dem Beispiel von O2 folgen würden und ebenfalls einen entsprechenden Service anböten. Solange dies nicht der Fall ist, bleiben als Ausweg nur kostenpflichtige Optimierungs-Tools, wie sie etwa Opera anbietet.

Zwar zahlt der Benutzer hier für ein dreimonatiges Abo 6,90 Euro, doch diese Kosten dürften schnell wieder hereingespart sein.