IT in Behörden/Öffentlicher Dienst als IT-Arbeitgeber

Behörden stellen kontinuierlich IT-Profis ein

13.08.2004

Bayerische Staatsbibliothek, Bundesanstalt für Wasserbau/Außenstelle Ilmenau, oder Sekretariat des Bundesrates - diese und viele andere Behörden suchten in jüngster Zeit nach Diplominformatikern. Noch vor vier, fünf Jahren mussten sich die Personalverantwortlichen im öffentlichen Dienst lange gedulden, bis sich ein williger und geeigneter Bewerber für eine IT-Stelle fand - zu groß waren die Verlockungen, in einer Startup-Firma zum Millionär zu werden oder in einem etablierten Unternehmen mit einem deutlich höheren Gehalt einzusteigen. Der öffentliche Dienst mit seinem starren Regelwerk des Bundesangestelltentarifs (BAT) hatte dem wenig entgegenzusetzen.

"Noch 2001 sind Bewerber im Vorstellungsgespräch aufgestanden und haben uns ausgelacht, als wir auf die Vergütung nach BAT zu sprechen kamen", erinnert sich Susanne Weitz aus der Personalabteilung der Zentralen Polizeitechnischen Dienste des Landes Nordrhein-Westfalen. Darum spielt die Behörde, die als Servicezentrum für Polizei und Innenministerium des Landes fungiert, mit offenen Karten: Schon in der Einladung zum Vorstellungsgespräch steht, wie viel der Kandidat brutto verdienen kann. Die festgeschriebene Höhe der Gehälter im öffentlichen Dienst richtet sich nach Alter, Familienstand und Ausbildung des Mitarbeiters - wobei ein Universitätsdiplom immer höher als der Fachhochschulabschluss bewertet wird und zum Beispiel 500 Euro mehr im Monat bringen kann.

Ungeachtet der geringen Leistungsanreize dieses Systems bekommen auch Behörden mittlerweile eine größere Resonanz auf ihre Stellenanzeigen, so Weitz: "Die Bewerbungen sind in ihrer Zahl und Qualität deutlich gestiegen. Wir profitieren davon, dass der Arbeitsmarkt schlechter geworden ist." Derzeit haben die Zentralen Polizeitechnischen Dienste des Landes Nordrhein-Westfalen, die in Duisburg 750 Mitarbeiter beschäftigen, 20 offene IT-Jobs zu besetzen. Voraussetzung ist ein Studium der Informatik oder Kommunikationstechnik; Hochschulabsolventen haben ebenso eine Chance wie Bewerber mit Berufserfahrung. Der Polizei-Dienstleister deckt das ganze Spektrum von der Anwendungsentwicklung über den laufenden Betrieb bis zum User Helpdesk ab und sucht darum auch die unterschiedlichsten Profile. Ein Informatiker, der die Sicherheit von IT-Architekturen analysieren, Firewall-Systeme planen und Kommunikationsverfahren umsetzen wird, muss die Betriebssysteme Unix/Linux, Netztechnologien wie TCP/IP oder auch Internet-Dienste gut kennen. Eine weitere Stelle ist für den Betrieb der neuen Windows-Infrastruktur zu besetzen: Die Bewerber sollten unter anderem Windows-, Systems-Management-, SQL- und Exchange-Server administrieren können.

Eine große Bandbreite für IT-Spezialisten bietet auch der Bundesnachrichtendienst (BND) an. So wird in Perl, Java, C++ oder C programmiert; entwickelt werden kleine Tools in HTML bis zu großen Anwendungen, in denen zehn bis 15 Mannjahre Arbeit stecken. Der Geheimdienst sucht aktuell einen Netzwerkspezialisten sowie einen Softwareingenieur für die SAP-Einführung. Ersterer sollte große Netzwerke planen sowie LANs einrichten können und muss bereits mit Ethernet, Switches und Routern gearbeitet haben. Wer sich als SAP-Spezialist dem BND empfehlen will, sollte die Standardsoftware eingeführt und betreut haben sowie Erfahrungen mit relationalen Datenbanken wie Oracle mitbringen. Prinzipiell sollen Bewerber ihr Studium schnell und mit einem überdurchschnittlichen Abschluss beendet haben.

Allerdings müssen Jobinteressenten wissen, dass der BND kein Arbeitgeber wie jeder andere ist. Der Programmierer, der die Datenbank für sensible Quellen entwickelt, darf den späteren Inhalt nie sehen, sondern muss mit anderem Text arbeiten. Bei Seminaren oder privaten Klassentreffen dürfen BND-Mitarbeiter nicht offen erzählen, wo sie beschäftigt sind.

Heuer eher befristete Stellen

Auch der Bewerbungsprozess erstreckt sich in der Regel über mehrere Monate. Auf Vorstellungsgespräch und zweitägiges Assessment-Center, in dem unter anderem Allgemeinwissen, Persönlichkeit und Englischkenntnisse getestet werden, folgt die entscheidende Sicherheitsüberprüfung. So durchleuchtet der BND das persönliche Umfeld und das Vorleben des Kandidaten, befragt Referenzpersonen, die der Bewerber angegeben hat, und holt das polizeiliche Führungszeugnis ein. Ist das Gesamtergebnis negativ, bekommt der Kandidat den Job nicht. Bewerber mit Schulden, Alkoholproblemen oder Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz können nicht eingestellt werden.

Arbeitsfeld IT-Sicherheit

Sicherheit ist auch in einer weiteren Behörde groß geschrieben, die als IT-Arbeitgeber unter Studenten bekannt und beliebt ist, wie etwa die Befragungen des Berliner Marktforschungsinstituts Trendence ergaben: So schaffte es das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik, kurz BSI, als einzige öffentliche Institution unter die 20 beliebtesten IT-Arbeitgeber gewählt zu werden. Christoph Schlinkert aus der BSI-Personalabteilung führt die Popularität auf Kooperationen mit Universitäten, den Auftritt auf der CeBIT sowie den alle zwei Jahre stattfindenden BSI-Kongress zurück: "Wir waren schon immer als Arbeitgeber attraktiv. Neu ist jedoch, dass sich inzwischen auch ausgewiesene Experten bei uns bewerben."

Das BSI, das als IT-Sicherheitsdienstleister der Bundesregierung fungiert, beschäftigt in Bonn etwa 380 Mitarbeiter, zum Großteil Ingenieure, Informatiker, Mathematiker und Physiker. Nachdem die Behörde erst in den vergangenen zwei Jahren 75 neue Mitarbeiter eingestellt hat, schreibt man heuer eher befristete Stellen aus. "Wir stellen projektbezogen ein", sagt Schlinkert. Zuletzt suchte das BSI einen Diplominformatiker, der ein elektronisches Dokumenten-Management- und Vorgangsbearbeitungssystem einführen kann. Gefordert waren nicht nur sehr gute Kenntnisse in puncto IT-Sicherheit, sondern auch Projekt-Management-Erfahrung.

Hier lesen Sie ...

- wie der öffentliche Dienst seine Mitarbeiter bezahlt;

- welche Behörden derzeit IT-Spezialisten einstellen;

- wie der BND Bewerber auf Herz und Nieren prüft.