Befristete Verträge und Gehaltsschwankungen

22.11.2001
Von Katja Müller
Laut einer Expertenumfrage des Fraunhofer-Instituts wird Flexibilität zu den wichtigsten Faktoren der künftigen Arbeitswelt gehören. Damit verknüpfen sich auch große Erwartungen an den Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie.

Im Rahmen der Studie “Die Zukunft der Arbeit” befragte das Fraunhofer-Institut deutschlandweit 516 Akademiker, die sich mit dem Thema Arbeit beschäftigen, sowie Geschäftsführer, Personal-, Ausbildungsleiter und Manager. Nach Ansicht der Experten müssen Arbeitnehmer künftig immer flexibler werden. So glauben etwa 37 Prozent der Teilnehmer, dass die meisten Beschäftigten in den nächsten drei Jahren mehrere Arbeitsverhältnisse gleichzeitig eingehen. Bei 86 Prozent besteht der Wunsch zu flexibleren Arbeitszeiten sowie einer höheren Verantwortung und Entscheidungskompetenz der Mitarbeiter.

Bis ins Jahr 2005 werden die Personalabteilungen vor allem befristete Arbeitsverträge ausstellen, meint knapp die Häfte in der Umfrage. Das lebenslange Ausüben von nur einer Tätigkeit wird laut einem Drittel der Experten bald der Vergangenheit angehören. Sie halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass sich Praktiken wie Personal-Leasing als Beschäftigungsstandard durchsetzen.

Große Schwankungen prophezeien die Befragten für die Höhe des Einkommens der Arbeitnehmer. Laut Umfrage gibt es ein starkes Auf und Ab bei den Gehaltszahlungen. Knapp 40 Prozent sind der Meinung, dass sich das in den nächsten fünf Jahren noch verstärken wird. Nicht ändern wird sich dagegen die Trennung von Wohnort und Arbeitsplatz, auch nicht durch eine zunehmende Vernetzung. Die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass in ihren Unternehmen bis Ende des Jahres 2003 die Büroarbeitsplätze mit Internet-Zugang und mobilen Telefonen ausgerüstet sind und die Arbeitsflächen in den Büros beispielsweise durch bewegliche Trennwände neu angeordnet und strukturiert werden.

Immerhin knapp 45 Prozent meinen, dass durch intuitive Eingabe in Form von Sprach-, Gestik-, und Stifterkennung in den nächsten drei Jahren ein ergonomischeres Arbeiten möglich ist. Große Skepsis wird dagegen Videokonferenzen - in ihrer Funktionsweise sind sie künftig vergleichbar mit Telefongesprächen - und E-Commerce im Business-to-Business-Bereich als Medium für Zahlungen oder Vertragsabschlüsse entgegengebracht.

Jeder zehnte Umfrageteilnehmer nimmt an, dass diese Anwendungen sich niemals durchsetzen werden. Zweifel gibt es auch beim Thema E-Learning. Zwar hält die Hälfte aller Befragten virtuelles Lernen in den nächsten drei Jahren für möglich, für ein Viertel bleibt diese Methode jedoch irrelevant. Pessimistisch äußerten sich die Befragten auch über die Karrierechancen von Frauen. Zwar würden sich über zwei Drittel der Experten mehr weibliche Mitarbeiter in Führungspositionen wünschen, aber nur knapp 27 Prozent glauben, dass sich in den nächsten acht Jahren etwas an der derzeitigen Situation ändert.