Bearingpoint stolpert in die nächste Führungskrise

16.11.2006
Hendrik Ansink, ehemaliger Deutschland-Chef von Bearingpoint, hat erfolgreich gegen sein fristlose Kündigung geklagt.
Hendrik Ansink, ehemaliger Deutschland-Chef von Bearingpoint, hat erfolgreich gegen sein fristlose Kündigung geklagt.

Auf jeden Fall klagte Ansink gegen seine fristlose Kündigung und bekam Recht. Seit Ende Oktober ist er wieder- zumindest formell - als Managing Director bei Bearingpoint beschäftigt. "Ob er je wirklich für Bearingpoint arbeiten wird, bezweifele ich", sagte ein dem Unternehmen nahe stehender IT-Berater. Der Bearingpoint-Sprecher bestätigte Ansinks Rückkehr nicht, sagte lediglich: "Zu laufenden Verfahren geben wir keine Stellungnahme ab."

Einen zweiten Rechtstreit konnte das Unternehmen dagegen zunächst gewinnen. Ein Aufsichtsratsmitglied der Arbeitnehmervertretung, das als Consultant am Standort Leipzig arbeitet, klagte gegen die Aufsichtsratssitzung vom Dezember 2005, in der die fristlose Kündigung gegen Ansink und Seeger beschlossen wurde. Warum und mit welcher Begründung der Einspruch eingereicht wurde, ist unklar, die Klage wurde jedoch abgewiesen. Ansink galt als Förderer des Bearingpoint-Standorts Leipzig. Mit rund 40 Mitarbeitern ist er die kleinste Niederlassung des IT-Beratungshauses und stand daher unabhängig von der wirtschaftlichen Leistung immer in der Diskussion.

In jedem Fall machte die Geschäftsführung Mai und Juni 2006 ernst und präsentierte den Mitarbeitern den Plan, den ostdeutschen Standort abzuwickeln. Laut einer anonymen Quelle verfolgte die Geschäftsleitung damit das Ziel, im Zuge der Schließung das dort beschäftigte Aufsichtsratsmitglied zu entlassen, weil die Unternehmensführung trotz einer Abwehr der ersten Klage eine Fortsetzung des Rechtsstreits befürchte. "Die Schlussfolgerung ist denkbar, aber sehr gewagt", sagte dagegen ein IT-Berater des Unternehmens, bestätigte jedoch Mobbing-Vorwürfe gegen das Aufsichtsratsmitglied. "Kein Kommentar", hieß es dazu von offizieller Bearingpoint-Stelle.

Die Schließungspläne gab das Unternehmen nach Verhandlungen mit der Leipziger Arbeitnehmervertretung auf. Der Betriebsrat konnte der Geschäftsführung einigen Zugeständnisse abringen, was die Kosten der Stilllegung in die Höhe getrieben hätte. "Es gibt keine Pläne zur Schließung des Standortes Leipzig", klärte der Sprecher auf. Auf die Frage, ob es in der Vergangenheit entsprechenden Vorhaben gab, hieß es: "Kein Kommentar." (jha)