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Bearingpoint-CEO tritt nicht unerwartet zurück

12.11.2004

Der Chief Executive Officer (CEO) und Chairman des US-amerikanischen IT-Beratungshauses Bearingpoint, Randolph Blazer, hat in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag seine Ämter niedergelegt. Das Unternehmen veröffentlichte keine Gründe für Blazers Demission. Der Aufsichsrat ernannte vorerst Roderick McGeary zum Chef, bis eine dauerhafte Lösung gefunden ist. McGeary leitete bereits von August 1999 bis April 2000 als Co-CEO gemeinsam mit Blazer das Unternehmen und gilt als einer der Kandidaten für den dauerhaften Chefposten.

Unter Blazers Amtsführung, der 1977 in das Unternehmen eingetreten ist, spaltete sich KPMG Consulting im Januar 2000 von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG ab, im Februar 2001 führte der Ex-CEO das Unternehmen an die Börse. Im Oktober 2002 folgte dann die Umfirmierung in Bearingpoint. Blazer leitete, bevor er zum CEO und Chairman ernannt wurde, den mächtigen Geschäftsbereich Public Services, der das Geschäft mit der öffentlichen Hand verantwortet.

Den zuletzt veröffentlichten Quartalszahlen zufolge erzielte Bearingpoint 56 Prozent seiner Einnahmen mit Behörden und öffentlichen Einrichtungen, doch die Reputation des Hauses in diesem Sektor hat zuletzt arg gelitten. Bearingpoint verlor ein Projekte mit dem Staat Florida und geriet in einem weiteren Vorhaben mit dem Department of Veteran Affairs kräftig unter Beschuss. Das mit 472 Millionen Dollar dotierte Projekt wurde gestoppt, weil das System nicht funktionierte. Zudem ermittelt die US-Justiz, weil möglicherweise beim Vergabeprozess nicht alles mit rechten Dingen zuging. Auch das Florida-Projekt wurde gestoppt, als Zweifel an der Rechtmäßigkeit bei Ausschreibung und Vergabe laut wurden.

Der US-amerikanische Branchendienst "Consulting News" führt den Rücktritt Blazers auf den Trubel im Geschäftsbreich Public Services zurück, denn angesichts der laufenden Ermittlungen droht dem Haus weiteres Ungemach. Der Branchendienst zitiert eine dem Beratungshaus nahestehende Quelle, wonach das US-Verteidungsministerium überlegt, Bearingpoint auf die hausinterne schwarze Liste zu setzen. Das würde wiederum Signalwirkung für andere öffentliche Einrichtungen haben und dem für Bearingpoint so wichtigen Behördengeschäft schaden. "Auch wenn Bearingpoint nur für einen Tag auf dieser Liste stehen würde, es wäre der Kuss des Todes", sagte der Insider gegenüber Consulting News. (jha)