Infrastruktur für den elektronischen Handel

Bea Systems holt zum Schlag gegen IBM aus

24.11.2000
MÜNCHEN (as) - Mit der "Weblogic E-Business Platform" folgt Bea Systems einem Trend unter Herstellern von Applikations-Servern: Die bisherige Runtime wird durch zusätzliche (Mehrwert)dienste und Funktionalität veredelt und gezielter für diverse Integrationsaufgaben im E-Business vermarktet.

Fünf Module und Dienstleistungen hat Bea derzeit in seiner neuen Suite Weblogic E-Business Platform zusammengestellt. Sie eignen sich laut Hersteller insbesondere für die umfassendere Einbindung von E-Commerce-Anwendungen und Online-Marktplätzen in die Unternehmensinfrastruktur. Die Suite ist vergleichbar, wenn auch noch nicht so vielfältig, mit dem Portfolio, das beispielsweise IBM mit seiner "Websphere Plattform" aufbaut (siehe CW 29/00, Seite 12). Alle Produkte setzen auf dem mit der Java 2 Enterprise Edition (J2EE) konformen Applikations-Server "Weblogic" sowie künftig auch auf dem Produkt für Enterprise Application Integration (EAI) "E-Link" auf. Letzteres bietet eine Reihe von Adaptern und Entwicklungswerkzeugen für die Kopplung von Transaktionen zwischen dem Backoffice und Frontend-Systemen.

Die Bausteine im Einzelnen: Der "Weblogic Commerce Server" und der ihm zur Seite gestellte "Weblogic Personalization Server" sind mittlerweile in Version 3.1 erhältlich und zielen auf die Integration und individuelle Anpassung von Websites und Shops auf Basis der Java 2 Enterprise Edition ab. Hierzu wurden eine Reihe von HTML-basierten Verwaltungswerkzeugen, Anwendungsbausteinen und Integrationstechniken zusammengestellt (siehe CW 10/00, Seite 22). So bietet die Suite rund 80 vorgefertigte, aber dank offener API anpassbare Enterprise Javabeans (EJB), die grundlegende Geschäftsfunktionen wie Auftragsbearbeitung, Kunden-, Session- und Inventarverwaltung für den Online-Handel abdecken. Ebenso steht ein Satz an Templates mit vorgefertigten Java Server Pages und Tag Libraries bereit, die den Aufbau von Web-Seiten beschleunigen helfen sollen. Zusätzlich kündigte der Hersteller kürzlich den "Bea Weblogic Java Adapter for Mainframe" in der Version 4.1 an, mit dem Entwickler eine Verbindung zwischen der Java-basierten Weblogic-Plattform und Host-Systemen erstellen können.

Weblogic Personalization besteht im Kern aus dem regelbasierten System "Jrules" der Firma Ilog. Mit diesem lassen sich über eine Forms-basierte HTML-Oberfläche Produkte, Dienstleistungen und Inhalte auf den Kunden zuschneiden. Eine zusätzliche Recommandation Engine gibt es hingegen nicht. Außerdem erhält der Anwender die Möglichkeit, die Regeln durch weiteren Content zu verfeinern. Hierzu hat Bea vorkonfigurierte Schnittstellen zu den Repositorys der Content-Management-Systeme von Interwoven und Documentum, inklusive limitierter Lizenzen, beigelegt. Tags, die bei der Auszeichnung der Inhalte verwendet wurden, lassen sich nun direkt von der Rules-Engine nutzen. Um die Regeln weiter zu optimieren, ist Bea zudem eine Kooperation mit dem Hersteller Broadbase eingegangen, der Produkte zur Marketing-Automatisierung und -analyse entwickelt. Die bei der Auswertung der Vertriebs- und Sales-Aktivitäten gewonnenen Informationen sollen künftig dabei helfen, für hinterlegte Rules laufende Anpassungen vorzunehmen.

Speziell für Integrationsaufgaben beim Aufbau von virtuellen Marktplätzen platziert der Hersteller als weitere, ebenfalls J2EE-basierte Module "Weblogic Collaborate" und "Weblogic Process Integrator". Das Bundle soll im Dezember allgemein verfügbar sein und verspricht eine XML-basierte Messaging-Plattform für den Datenaustausch zwischen den beteiligten Systemen. Weblogic Collaborate übernimmt die Verwaltung und Sicherheit des Gesamtsystems. Die Modellierung, Anpassung und Verwaltung der komplexen Prozesse (Workflow) erfolgt mit Hilfe des Integrators, der dem Anwender eine grafische Benutzeroberfläche bereitstellt. Laut Hersteller haben sich zwölf Unternehmen in den letzten Monaten für Weblogic Collaborate entschieden, darunter Compaq, Adecco und DHL.

Als fünfte Lösung geht es schließlich mit "Weblogic M-Commerce" um ein spezielles Bundle für die Entwicklung und Integration von kommerziellen Anwendungen für mobile Ausgabegeräte. Das Produkt vereint den Applikations-Server, den Weblogic Commerce Server sowie die Serversoftware "Nokia WAP Server" des finnischen Mobilfunkriesen Nokia. Die mit Weblogic M-Commerce generierten Anwendungen nutzen laut Hersteller Standards wie die Wireless Markup Language (WML) und das Wireless Application Protocol (WAP) und sollen es mobilen Benutzer ermöglichen, auf die Bea-Server zuzugreifen.

Hersteller und Provider als Partner gesuchtBegleitet werden die Anstrengungen im Hause Bea von der Suche nach möglichst vielen Partnern, die die Weblogic E-Business-Plattform ergänzen oder in Lizenz nehmen sollen. Schon heute zählen Firmen wie Ariba, Compaq, Sun, Andersen Consulting oder Broadvision zu diesem Kreis. Laut Barbara Britton, President der E-Commerce Integration Division bei Bea, werde man im Januar eine Reihe von Kooperationen mit Application-Service-Providern (ASP), Systemintegratoren und Independent Software Vendors (ISVs) bekannt geben. Ein mit 20 Millionen Dollar dotiertes Partnerprogramm wurde hierzu kürzlich gestartet. Die Weiterentwicklung beziehungsweise der Ausbau von Weblogic ist laut Roland van Koll, Business Development Manager in der hiesigen Bea-Dependance, auch durch den sich verschärfenden Wettbewerb getrieben. Da heutige Java-Applikations-Server sich technisch immer stärker ähneln und offensichtlich die bisherige Funktionalität für die komplexen Integrationsaufgaben im E-Business nicht ausreicht, müssen die bisherigen Produkte entsprechend erweitert und neu vermarktet werden. Diese Idee hatten nach Schätzung Beas bereits mindestens 17 weitere Hersteller. Gut, wenn man da Produkte wie "Tuxedo" und E-Link hat, die laut van Koll dank ihrer guten Akzeptanz im Markt so etwas wie die "Rente" für den eigenen Umsatz sind.

Abb: Auf Basis des Applikations-Servers "Weblogic" und der EAI-Komponente "E-Link" hat Bea eine Integrationsplattform für elektronische Shops und Marktplätze geschaffen. Quelle: Bea Systems