Noch geben CICS und UTM den Ton an

BEA positioniert Tuxedo als eine unternehmensweite Middleware

10.05.1996

Nach der Definition von BEA handelt es sich bei Tuxedo nicht mehr nur um ein System zur Bewältigung von Online-Transaktionsprozessen (OLTP), sondern darüber hinaus um ein Produkt für Entwicklung, Konfiguration und Management verteilter, geschäftskritischer Applikationen auf rund 35 Plattformen vom PC bis zum Mainframe. Für diese Aufgabe wurde der Monitor mit Messaging-Funktionen ausgestattet sowie mit der Möglichkeit, alle gängigen relationalen Datenbanksysteme einzubinden. Hinzu kommen System-Management-Features, Entwicklungswerkzeuge und Connectivity-Services.

Aufgrund dieser Anwendungsorientierung rechnet sich Edward Scott, Executive Vice-President Worldwide Operations, besonders gute Chance bei Kunden aus, denen Standardsoftware wie R/3 von SAP zu aufwendig und zu teuer ist. Ein solch monolithisches Paket zwinge den Kunden, ausschließlich die Software-intern festgelegten Geschäftsregeln zu nutzen. Die Verwendung von Tuxedo als Transaktions-Middleware biete den Anwendern dagegen die Freiheit, beliebige Komponenten unterschiedlicher Hersteller zu einer unternehmensweiten Anwendung zu konfigurieren. "Unsere Strategie richtet sich nicht gegen die SAP", beteuert Manfred Metzger, Geschäftsführer der eben gegründeten BEA Systems GmbH, München. Schließlich arbeite man mit den Walldorfern in einigen Projekten, etwa bei der Entwicklung von Intranet-Erweiterungen, zusammen. Auch hat BEA zum Beispiel den PC-Hersteller Compaq mit einer Tuxedo-Lösung ausgestattet, die dort auch R/3 unterstützt.

Metzger hat hierzulande keinen leichten Stand. Obwohl Tuxedo mit rund 35 Prozent Anteil mit Abstand den Weltmarkt für offene Transaktionssysteme anführt, gibt es in Deutschland neben dem Otto-Versand und dem Farbenhersteller Brillux kaum Kunden. Hier dominiert Siemens-Nixdorfs "UTM", das sich mit "Topend" von NCR und "CICS/6000" von IBM den Platz zwei der Weltrangliste teilen kann, obwohl es außerhalb Deutschlands kaum verkauft wird.

Die mangelnde Präsenz des Prototypen aller Unix-Transaktionssysteme erklärt Metzger damit, daß das serviceintensive Produkt bislang nicht aktiv vermarktet wurde. Auch die konservative Grundhaltung der hiesigen Anwender habe eine Rolle gespielt. Daher legt der Geschäftsführer großen Wert darauf, daß Tuxedo längst kein reines Unix-Produkt mehr sei. Im Gegensatz zu den Konkurrenten unterstütze man acht Betriebssysteme, darunter auch Windows NT, VMS und MVS.

In den anderen zentral- und westeuropäischen Ländern, die neben Osteuropa ebenfalls zum Aufgabenbereich Metzgers gehören, sieht die Situation besser aus. Vor allem viele Schweizer Banken und Behörden sind Tuxedo-Kunden. BEA hat 1995 in Europa 22 Millionen Dollar von insgesamt 35 Millionen Dollar erwirtschaftet.

Nach dem kurzen Gastspiel bei Novell soll Tuxedo nun auch technisch auf den neuesten Stand gebracht werden. Zwar unterstützt das Produkt schon jetzt eine ganze Reihe von Messaging-Standards wie Remote Procedure Calls (RPCs). Auch ein eigener Naming-Service ist vorhanden, der den Usern das Auffinden der Adressen von verteilten Anwendungskomponenten erspart. Standards wie Corba, DCE oder Novells NDS werden jedoch erst im nächsten, für 1997 angekündigten Release unterstützt.