Fortbildungsangebot auf betriebsfremde Interessent ausgedehnt:

BBC lockt Ingenieure mit Ausbildung

13.02.1987

BADEN (CWS) - Der Schweizer Maschinenbaukonzern Brown Boveri Cie. (BBC) öffnet seine betriebsinterne Informatikschule für Außenstehende. Ziel ist, die Zahl der Teilnehmertage 1987 auf 4500 zu verdreifachen. Auch beim Lehrpersonal will die Schule expandieren.

Daß High-Tech heute fast alle Tätigkeitsgebiete durchdringt, bekam auch die BBC zu spüren. Vorstandsvorsitzender Willy Ross: "Nichts geht mehr ohne die Informatik, die sozusagen den Treibstoff für die neuen Technologien bildet." Die BBC brauche deshalb genügend Mitarbeiter, die neben ihrer angestimmten Disziplin die Informatik beherrschen und nutzbringend anwenden können. 75 Prozent jener rund 900 Mitarbeiter, die überwiegend in Softwaregebieten tätig seien, erachteten Weiterbildung als wichtig. Jährlich benötige die BBC 150 zusätzliche Ingenieure und Techniker mit Informatikkenntnissen.

Die Informatikschule, die bisher hauseigenen Kräften vorbehalten, war, richtet sich an Absolventen höherer technischer Lehranstalten, Gymnasien und Hochschulen und liefert in einem anderthalbjährigen Grundkurs Grundlagen im methodischen und systematischen Programmieren. Zudem sind Weiterbildungskurse und Informatikkurse für Manager im Angebot.

Einen wichtigen Teil des Informatik-Einsatzes in dein Badener Unternehmen bildete wie Klaus Ragaller, Leiter des Funktionsbereiches Technik, ausführte, die Leittechnik zur Überwachung und Steuerung von technischen Prozessen. Als die "wohl größte Herausforderung der Informatik" erwähnte Ragaller die Software-Großprojekte in Umfang von 100 Mannjahren oder mehr.

Rund 300 Mitarbeiter beschäftigten sich bei BBC mit innerbetrieblicher Informationsverarbeitung, die optimale Gestaltung der Abläufe sei, so Ragaller, "ein Wettbewerbsfaktor ersten Ranges" . Kurt Egg, der Leiter der 1985 gegründeten Informatikschule, meint, der Besuch eines Programmierkurses genüge den Anforderungen nicht mehr, die an Ingenieure, Techniker oder Ablaufspezialisten gestellt würden.

Dabei wies Egg auf die "kritischen Randbedingungen der Informatikbranche" hin: Erstens sei der Software-Herstellungsprozeß theoretisch ungenügend untermauert. Zweitens würden Euphorie und Optimismus die realen Möglichkeiten vergessen machen - Egg nannte als Beispiel das amerikanische Rüstungsprogramm SDI. Drittens seien, entscheidende Phasen der Software-Entwicklung durch ein hohes Maß an Kreativität geprägt. Und viertens liege die Komplexität von Software-Systemen oft weit über der Vorstellungskraft ihrer Schöpfer.