Bauplan fuer Client-Server-Loesungen Mit Open Blueprint will IBM an SAA anknuepfen

09.09.1994

MUENCHEN (CW) - Unter der Bezeichnung "Open Blueprint" hat die IBM wieder einmal ein Integrationskonzept vorgestellt. Waehrend einige Analysten diese Blaupause lediglich als Neuauflage des gescheiterten SAA-Versuchs betrachten, sehen andere einen fundamentalen Unterschied: Bei Open Blueprint steht der Mainframe nicht mehr im Mittelpunkt.

Als die IBM 1987 ihre "Systems Application Architecture" (SAA) vorstellte, versprach sie, die Brueche zwischen ihren unterschiedlichen Rechnerwelten zu kitten und Applikationen ueber Systemgrenzen hinweg interoperabel zu machen. Ganz davon abgesehen, dass diese Aussicht nur "True-blue"-Anwender verlocken konnte, blieb sie auch bis heute unverwirklicht. Das einzige, was SAA hervorgebracht hat, ist die Definition des "Common User Access" (CUA).

Mit Open Blueprint will die IBM nun das liefern, was sie vor sieben Jahren in Aussicht gestellt hat - aber diesmal in einer weniger proprietaeren Version: Einen "Bauplan fuer offene Client- Server-Loesungen" nennt sie das Konzept, das sie erklaertermassen zunaechst fuer den internen Gebrauch entwickelt hat.

Mit Open Blueprint beschreibt der DV-Gigant, wie sich ein Client- Server-System fuer ihn darstellt: Dabei handelt es sich um ein Schichtenmodell, in das sich die Bestandteile der jeweiligen Loesung bausteinartig einfuegen. Als Basis dieses Entwurfs dienten den IBM-Strategen das vor etwas mehr als zwei Jahren veroeffentlichte "Network Blueprint" sowie die fuer das System- Management definierten "System-View-Frameworks".

Aus IBM-Sicht erfuellt Open Blueprint vier Funktionen. Zum einen diene es als Leitfaden fuer eigene Entwicklungen. Zum anderen helfe es den Anwenderunternehmen dabei, individuelle Architekturen fuer die Organisation von Applikationen in offenen Umgebungen zu erstellen. Ebenfalls angesprochen seien die Third-Parties, die das Konzept als Schnittmuster fuer ihre eigenen Loesungen nutzen sollen. Last, but not least, schaffe diese Infrastruktur ganz allgemein die Voraussetzung dafuer, neue Technologien in verteilte Umgebungen einzubinden.

Das Adjektiv "offen" rechtfertigt die IBM damit, dass sie die einzelnen Module mit dokumentierten Schnittstellen und Protokollen ausgestattet habe. Dadurch sei es moeglich, das Konzept mit Produkten unterschiedlicher Lieferanten auszufuellen - vorausgesetzt, sie orientieren sich an denselben Interfaces.

Dabei verspricht IBM, die einschlaegigen ANSI-, ISO- und IEEE- Normen sowie akzeptierte De-facto-Standards zu beruecksichtigen. Dazu zaehlen unter anderen XPG von X/Open, Corba von der OMG und DCE von der OSF zu beruecksichtigen.

Wie der Hersteller weiter beteuert, ist Open Blueprint nicht als statische Architektur, sondern als Basis fuer Weiterentwicklungen konzipiert. Eine Schluesselrolle spiele dabei die Objekttechnologie, die auf allen drei Hauptebenen der Infrastruktur - bei den Applikationen, den Systemkomponenten und den Netzservices - an Bedeutung zunehme. Im Konzept vorgesehen sei auch die Koexistenz objektorientierter und prozeduraler Anwendungen.

Die eigenen Produkte will der blaue Riese kuenftig mit Angaben darueber versehen, welche der in der Open-Blueprint-Architektur definierten Schnittstellen, Formate und Protokolle jeweils unterstuetzt werden. Eigenen Angaben zufolge wird der Hersteller jedoch davon absehen, sein Konzept durch ein Warenzeichen schuetzen zu lassen.