nT auch für festgeschaltete Verbindungen mit 64 KBits und mehr:

Basis sollte die reine Nutzdatenerfassung sein

16.11.1984

Mit der 25. Änderungsverordnung hat die Deutsche Bundespost die nutzungszeitabhängige Tarifierung (nT) für Festverbindungen im HfD-Netz eingeführt. Bei Festverbindungen bis 9600 Bit/s beabsichtigt die DBP, in ihrem bis 1993 von digitalisierten Netz durch Sensoren die Nutzungszeit auf den einzelnen Leitungen zu erfassen und den Kunden jeweils entsprechend dieser Nutzungszeit Gebühren zu berechnen. Seit Mitte 1983 bietet die Post festgeschaltete Verbindungen mit Übertragungsgeschwindigkeiten von 64 KBit/s und höher zur Datenübertragung an. Auch dort soll vorläufig wie für die festgeschalteten HfD-Verbindungen bis 9600 Bit/s die nutzungszeitabhängige Tarifierung angewendet werden.

In mehreren Sitzungen der Arbeitskreise zur nutzungszeitabhängigen Tarifierung wurde folgende Definition erarbeitet:

a) Nutzungszeit ist die Zeit, in der Nachrichten gesendet oder empfangen werden.

b) Nachrichten sind hierbei alle von einer Nachrichtenquelle (Datenendeinrichtung (DEC) gesendeten Informationen, also auch zum Status-Bits Synchronisier-Bits und Nachrichtenwiederholungen (Brutto-Prinzip)

c) Die erfaßten Nutzungszeiten je Festverbindung werden innerhalb eines Abrechnungszeitraumes addiert dabei werden Bruchteil von Sekunden bis zu einer Stelle nach dem Komma berücksichtigt. Die Summe der Nutzungszeiten werden auf volle Minuten aufgerechnet.

Aus dieser Definition ergab sich die Entwicklung eines vom Netz unabhängigen Erfassungsgerätes, welches von der Firma Controlware konzipiert wurde und bei mehreren Kunden bereits im Einsatz ist. Im Laufe der Entwicklungen wurde von einzelnen Herstellern und Anwendern dann die Anregung gegeben, daß Flag-Bits, die nur zur Synchronisation der Endeinrichtung dienen und keine Nutzdaten darstellen, bei der Erfassung nicht berücksichtigt werden sollten.

Die DBP hat dann den Begriff der Veroderung von Sende- und Empfangsdaten in die Diskussion gebracht, das heißt, wenn zum gleichen Zeitpunkt Sende- und Empfangsleitungen Daten übertragen, gehen diese nur einmal in die Nutzungserfassungszeit ein. Werden zum Beispiel nur Sendedaten übertragen und zeitversetzt Empfangsdaten, so gehen beide Volumen in die Berechnung ein. Die von der Post vorgeschlagenen envelope-strukturierten Meßverfahren können nur für Festverbindungen bis zu 9600 Bit/s eingesetzt werden. Da aus technischen Gründen bei einer Übertragungsgeschwindigkeit von 64 KBit/s keine Envelope-Bits zur Verfügung stehen, ist es notwendig, für die Nutzungszeiterfassung bei 64 KBit andere Meßverfahren einzusetzen. Diese werden im folgenden gegenübergestellt.

Für festgeschaltete Datenverbindungen im HfD-Netz bis 9600 Bit/s wird die DBP über Sensoren die Erfassung der Nutzungszeiten im Digitalnetz nach Verfügbarkeit der entsprechenden technischen Einrichtungen vornehmen.

Vereinfachend kann folgendes gesagt werden: wenn zwischen zwei Envelope-Bits kein Polaritätswechsel stattfindet, so geht diese Zeiteinheit von 8 Bit nicht in die Erfassung ein. Erfolgt ein Zeichen- oder Flankenwechsel, so wird vorausgesetzt, daß für den Zeitraum von 8 Bit die Leitung belegt ist, und somit wird er von als Nutzungszeit erfaßt. Aufgrund er Wünsche von Herstellern und Anwendern sollen sogenannte Flag-Bits bei der SDLC-Prozedur nicht in die Erfassung der Nutzungszeit eingehen.

Bei höherwertigen Leitungen, zum Beispiel 64 KBit/s, erlauben die Übertragungsstrukturen - wie bereits erwähnt - im Netz der DBP keine Synchronisation mit Envelope-Bits. Das bedeutet, es muß ein Meßverfahren gefunden werden, das sich technisch sehr eng an das Meßverfahren für festgeschaltete Leitungen bis 9600 Bit/s anlehnt. Dies kann bei Multiplexer-Prozeduren dadurch erreicht werden, daß man auf einer festgeschalteten Leitung an der Schnittstelle zwischen der Multiplexereinrichtung und dem Datenübertragungsgerät der DBP einen Sensor einfügt, der auf dem Multiplexer-Rahmen synchronisiert wird und dann wie bei der envelope-strukturierten Messung 8-Bit-Fenster betrachtet. Findet in diesem 8-Bit-Fenster ein Zeichenwechsel statt, so geht der gesamte 8-Bit-Rahmen in die Nutzungszeit ein.

Bei Byte-orientierten Übertragungsprozeduren, auch bekannt unter BSC bei der Firma IBM oder MSV-1 bei der Firma Siemens, liegen noch keine endgültigen Aussagen der DBP vor, wie hier das Meßverfahren sein soll, jedoch ist die Voraussage getroffen worden, daß Sync-Zeichen, die für Die gegenseitige Synchronisation notwendig sind, nicht in die Nutzungserfassungszeit eingehen sollen.

Einen Vorschlag, wie die Zählung unter Berücksichtigung der vorgenannten Kriterien erfolgen kann stellt Abbildung dar.

Bit-orientierte Übertragungsprozeduren

Bei Bit-orientierten Übertragungsprotokollen (HDLC/SDLC) kann mit dem vorgeschlagenen Meßverfahren über entsprechende Parametereingaben gewählt werden, ob eine Messung nach dem Brutto- oder Netto-Prinzip vorgenommen wird. Die Flag-Zeichen werden auf jeden Fall nicht bei der Erfassung der Nutzungszeit berücksichtigt. Die Bruttomessung beinhaltet das sogenannte Polling (Aufruf-Betrieb), während bei einer Nettomessung nur die Nutzungszeiten für die Übertragung der Zeichen oder Bits innerhalb des Informationsfeldes berücksichtigt wer den.

Bei der Veroderung von Sende-und Empfangsdaten wird davon ausgegangen, daß es für einen Übertragungsweg unbedeutend ist, ob nur gesendet oder empfangen oder gleichzeitig gesendet und empfangen wird, da die DBP in allen drei Fällen die Leitung nicht für andere Zwecke benutzen kann. Es wäre zum Beispiel vorstellbar, über ein entsprechendes statistisches Multiplexer-Verfahren Übertragungspausen, das, heißt keine Sende- und Empfangsdaten, anderen Kunden zur Verfügung stellen. Nur so kann die DBP ihrem langfristigem Ziel einer Mitbenutzung durch Dritte näher kommen.

Eine weitere Konsequenz hieraus ist, daß künftige Übertragungsverfahren so gestaltet werden sollten, daß sie im Burst Mode arbeiten um Übertragungskosten zu optimieren (siehe Abbildung 2).

Der Meßsensor Bit-Count wurde so entwickelt, daß es für die unterschiedlichen Übertragungsprozeduren (Bit- oder Byte-orientierte oder Multiplexer-Prozeduren) verschiedene Firmware-Optionen gibt. Für die Einstellung zur Erfassung der nutzungszeitabhängigen Tarifierung müssen das aktuelle Datum mit Angabe von Stunde und Minute sowie die Übertragungsgeschwindigkeit, das Datenformat, die Zählweise und der Beginn des Meßzyklus vorgegeben werden. Danach arbeitet das Gerät völlig automatisch und druckt am Ende des Meßzeitraums das übertragene Volumen aus.

Möchte der Anwender für bestimmte Zeiträume Auskunft über die Auslastung der Leitung zur Netzplanung haben, so kann er sich diese durch Einstellung eines entsprechenden Lastfensters täglich ausdrucken lassen. Darüber hinaus kann er diese Ausdrucke als Beleg für die Berechnung der DBP hinzuziehen. Äußerden täglichen Angaben über Nutzungszeit erhält er eine Summierung über den Zeitraum von 30 Tagen.

Auslastung bis zu 60 Prozent in Spitzenzeiten

Die von uns an den verschiedensten Leitungen und Anwendungen durchgeführten Messungen - sowohl an bit- und byte-orientierten als auch Multiplexer-strukturierten Prozeduren - haben ergeben, daß die Nutzungszeiten nur in wenigen Ausnahmefällen über 30 Prozent der maximalen bereitgestellten Nutzungszeiten liegen. Jedoch muß berücksichtigt werden, daß zu Spitzenzeiten, das heißt zwischen 9.00 und 12.00 Uhr und 14.00 und 17.00 Uhr Auslastungen bis zu 60 Prozent auftreten. Es ist zwar möglich, die Leitung durch weitere Konzentration höher auszulasten, jedoch wird dies in den Spitzenzeiten zu großen Antwortverzögerungen führen, da die Übertragungssteuerungen der Unterschiedlichen Hersteller auf einer durchschnittlichen Auslastung von 40 Prozent basieren.

Da die Art der Gebührenberechnung nach der Nutzungszeit ein relativ neues Gebiet ist, ist anzunehmen, daß im Laufe der Entwicklung von neuen Übertragungseinrichtungen (ISDN) Änderungen der Meßverfahren notwendig werden. Es sollte jedoch angestrebt werden, daß von dem Prinzip der Erfassung auf der Basis der reinen Nutzdaten nicht abgegangen wird.

*Helmut Wörner ist Geschäftsführer der Controlware GmbH, Dreieich. Der vorliegende Beitrag ist entnommen aus: telak Telekommunikations GmbH (Hg.): Orgatechnik Congress 84 Kongreßdokumentation 7/9, Overath 1984, S. 347 - 361.