FEoLL-Arbeitskreis:

"Basic für Schulen nicht geeignet

27.05.1977

PADERBORN-Der Arbeitskreis Schulsprache (ASS) des Forschungs- und Entwicklungszentrums für objektivierte Lehr- und Lernverfahren (FEoLL) beschäftigte sich mit der Frage, welche Programmiersprachen für den Informatikunterricht geeignet sind. Das Ergebnis: Elan (Elementary Language) und Pascal sollen in den Schulen intensiv erprobt und voll integriert werden. Die Programmiersprache Basic sollte dagegen nicht mehr weiter an Schulen verbreitet werden.

Die Arbeit des ASS wurde aus Mitteln des Bundesministers für Forschung und Technologie durch den Projektträger "DV im Bildungswesen", FEoLL Paderborn finanziert. Die Aufgabe bestand darin, einen differenzierten Entwurf für eine schulorientierte Programmiersprache zu entwickeln. Darüber hinaus sollte sich der ASS kritisch mit der auf Schulrechnern international eingesetzten Sprache Basic auseinandersetzen.

Der Arbeitskreis wählte ein iteratives Verfahren, um das Konzept für eine Schulsprache zu entwickeln: Einerseits sollten die didaktischen Anforderungen an die Sprache präzisiert und - parallel dazu - bereits an Sprachentwürfen gearbeitet werden. Zum anderen sollten die Anforderungen an die Sprachkonzepte zurückgekoppelt werden, um diese schrittweise weiterzuentwickeln.

Elan und Pascal für Schulen geeignet

Als geeignete Programmiersprache für Schulen wurde Elan empfohlen: Da im ASS bereits relativ früh grundsätzliche Kritik an der Schultauglichkeit des Elan-Konzepts geäußert wurde, kam eine weitere Programmiersprache ins Gespräch: Pascal. Die Bemühungen, diese neue Sprache als reine Dialogsprache zu konzipieren, blieben jedoch ohne Erfolg.

Obwohl sich der ASS auf einen Katalog mit 23 Auswahlkriterien für eine Schulsprache geeinigt hatte, reichte dieser nicht aus um eine Entscheidung zwischen den Sprachkonzepten Elan und Pascal herbeizuführen. Insbesondere für die "Schulpraktiker" war es schwierig, sich einen Überblick über Pascal zu verschaffen, da lange Zeit keine Beschreibung der Sprache vorhanden war. Der Elan-Gruppe war es gelungen, die "Schulpraktiker" von einigen der Elan-Konzepte (schrittweise Verfeinerung, Verbalisierung, Paketstruktur) zu überzeugen. Doch die Argumente über Qualität und Implementierbarkeit der bereits auf breiterer Basis - wenn auch nicht in Schulen - erprobten Programmiersprache Pascal waren so gewichtig, daß schließlich beide Sprachen für Schulen empfohlen wurden. Dabei spielte das (umstrittene) Kriterium "die Schulsprache sollte eine gewisse Nähe zu vorhandenen Sprachen aufweisen" eine wichtige Rolle.

Autonomer Informatikunterricht nicht sinevoll

Der Arbeitskreis war sich einig darüber, daß die Programmiersprache ein breites Spektrum von Rechnernutzung in verschiedenen Schulfächern ("vom Latein bis zur Physik") ermöglichen muß, da ein autonomer Informatik- Unterricht auf die Dauer wenig sinnvoll ist. Daher auch die Bedenken gegenüber Basic: Durch die Verbreitung dieser Programmiersprache könnte sich ein numerisch/mathematischorientierter Informatikunterricht an Schulen durchsetzen.

Über die quantitative Bedeutung der Sprache für den Informatikunterricht gab es unterschiedliche Auffassungen: Zum einen wurde ein methodisches Programmieren durch schrittweises Verfeinern bis zur konkreten Lösung (Top-down-Methode) und ein methodisches Programmieren (bottomup-Methode) durch algorithmische und datenlogische Abstraktion und den schichtweisen Aufbau von Paketen gefordert. Diese Vorstellungen sind im Elan-Konzept realisiert. Die Informatiker im ASS neigten dagegen mehr zu einer "general purpose language", zu denen Pascal gehört.

Aus der ASS-Arbeit haben sich im wesentlichen sieben "Feststellungen" ergeben:

- Die Notwendigkeit moderner Programmiersprachen für die Schule:

Im Informatikunterricht an Schulen müssen moderne Programmiersprachen verwendet werden. Numerisch/mathematisch orientierte Konzepte wie Basic oder Maschinensprachen sine nicht geeignet. Sie bieten keine Garantie dafür, daß Problemlösen, Umgehen mit Daten und Algorithmen sowie die Informationsverarbeitung angemessen erlernt werden kann.

- Programmiersprachen sind für Schulen ökonomisch realisierbar:

Schulorientierte Programmiersprachen mit den im ASS ermittelten Anforderungen sind auf Klein- und Kleinstrechner-Konfigurationen implementierbar.

- Bezug auf den Problemlösungsprozeß:

Die Schulsprachen sind ein wesentliches Element für die "Technik" des Problemlösens. Sie sollen eine Hilfe für die Schüler sein.

- Notwendige Datenstrukturen und Algorithmen:

Für die Verwendung einer Schulsprache in der Praxis ist es notwendig, daß neben einfachen auch komplexere Datenstrukturen verfügbar sind.

- Experimentelle Weiterentwicklung der Schulsprache:

Die lernpsychologischen, didaktischen und informatik-orientiertenn Bedingungen für das Design einer Schulsprache reichen zur Zeit noch nicht aus, diese eindeutig zu bestimmen. Es ist deshalb notwendig, die vorhandenen Ansätze in der Praxis zu erproben und weiterzuentwickeln. Dabei sollte noch intensiver untersucht werden, ob künftig eine standardisierte Schulsprache entwickelt werden kann.

-Dokumentation, Programmbibliothek:

Voraussetzung für die Verwendung einer Programmiersprache in der Schulpraxis ist eine ausgefeilte, didaktisch gut strukturierte Dokumentation, die Lehrer und Schüler anspricht. Programme und Dokumentationen sollten aus ökonomischen Gründen an einem Ort gesammelt werden und von dort abrufbar sein.

- Gemeinsamer Subset:

Wenn die vielen Ähnlichkeiten in den Grundstrukturen von Elan und Pascal berücksichtigt werden, so erscheint es möglich, einen gemeinsamen Subset zu bilden, der für viele Programme in den Schulen ausreichen wird.

Quelle: Forschungs- und Entwicklungszentrum für objektiverte Lehr- und Lernverfahren (FEoLL), Paderborn