IT-Arbeitsmarkt

Barrieren für ausländische Experten

22.12.2011
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Fachlich läuft es gut

"Heute ist es viel einfacher, ins Ausland zu gehen, als in den 1960er Jahren." Der Informatiker weiß, wovon er spricht, denn Delgado Kloos hat an der Technischen Universität in München promoviert und kennt aufgrund seiner zweisprachigen Erziehung beide Länder gut: "Die Sprache ist das Problem", fachlich sieht er für seine Studenten keine Schwierigkeiten, zumal zu ihrer Ausbildung auch gutes Englisch zählt. Doch selbst wenn in vielen Konzernen Englisch als Standard gilt, gestalte sich der Alltag ohne Deutschkenntnisse kompliziert.

Volker Zimmermann von der Information Multimedia Communication AG (IMC) aus Saarbrücken arbeitet seit einigen Jahren mit Hochschulen in Madrid und Barcelona in Forschungsprojekten zusammen. Der IMC-Vorstand könnte sich gut vorstellen, gezielt Informatiker nach Saarbrücken zu holen. Fehlende Deutschkenntnisse wären für sein Unternehmen kein Problem, doch Zimmermann vermutet, dass es junge Spanier mehr nach Berlin als nach Saarbrücken zieht. "Viele wollen in die Hauptstadt gehen, weil sie Berlin von Reisen her kennen und schätzen", so seine Beobachtung. Zimmermann kann sich gut vorstellen, Bewerbern auch einen Arbeitsplatz im Saarland anzubieten, wenngleich er keine große Recruiting-Initiative plant.

IMC arbeitet auch mit IT-Experten aus Osteuropa zusammen. 2005 baute das Unternehmen eine Niederlassung für Softwareentwicklung in Rumänien auf, die inzwischen 16 Mitarbeiter beschäftigt. "Wir arbeiten mit den dortigen Kollegen auf Augenhöhe, gesprochen wird Englisch", sagt Zimmermann. "Arbeitsmoral und Mentalität passen gut zu uns."

Wenig internationale Teams

Natalia Müller, IMC: "In Deutschland sind die Studien- und Arbeitsbedingungen viel besser als in Rußland."
Natalia Müller, IMC: "In Deutschland sind die Studien- und Arbeitsbedingungen viel besser als in Rußland."
Foto: IMC

Gute Karrierechancen veranlassten auch Natalia Müller und ihre Eltern, als sogenannte Spätaussiedler Russland den Rücken zu kehren und in Deutschland ihr Glück zu suchen. Natalia Müllers in Russland abgeschlossenes Betriebswirtschaftsstudium wurde allerdings hierzulande nicht anerkannt, deshalb entschloss sie sich, in Saarbrücken Wirtschaftsinformatik anzuschließen. Seit 2010 arbeitet sie nun für IMC. "In Deutschland sind die Studien- und Arbeitsbedingungen viel besser als in Russland", vergleicht sie.

Auch ohne den Modebegriff Diversity zu bemühen, könnten Firmen und Bewerber von mehr Vielfalt und Offenheit profitieren. Doch vermutlich wird es eine Weile dauern, bis junge Europäer und deutsche Unternehmen zusammenfinden. "Bisher suchen nur wenige deutsche Firmen im Ausland nach IT-Spezialisten", beobachtet Personalberater Jürgen Rohrmeier von Pape Consulting aus München. Zwar gebe es immer wieder Arbeitgeber, die ein internationales Team aufbauen möchten, doch solche Anfragen seien die Ausnahme.

Arbeiten in Europa

Innerhalb der Europäischen Union gilt die Arbeitnehmerfreizügigkeit, das heißt, EU-Bürger können frei über ihren Wohn- und Arbeitsort entscheiden. Bewerber aus Drittstaaten benötigen in Deutschland eine Arbeitserlaubnis. Unternehmen, die selbst keine Niederlassungen im europäischen Ausland haben oder weder Kapazitäten noch Erfahrung, dort nach Mitarbeitern zu suchen, können den Service der Zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) nutzen. Die ZAV kooperiert seit nahezu 20 Jahren in einem Netzwerk der öffentlichen Arbeitsverwaltungen in Europa (Eures).

Dieses Netzwerk unterstützt Arbeitnehmer bei der Jobsuche und berät Firmen, die Mitarbeiter innerhalb Europas suchen. Gemeinsam mit den europäischen Partnerverwaltungen veranstaltet die ZAV beispielsweise auch Jobmessen in vielen europäischen Ländern.

Weitere Infos unter ww.zav.de oder www.arbeitsagentur.de.