Banken entdecken das Outsourcing wieder

11.10.2007
Die Dresdner Bank lagert Anwendungen, die Commerzbank die PCs aus.

Nach einer langen Flaute, in der es keine großen Auslagerungs-Deals unter den hiesigen Banken gegeben hat, unterzeichneten jetzt zwei Institute umfangrei-che Outsourcing-Deals. Mit der Commerzbank übergibt Deutschlands zweitgrößtes Kreditinsti-tut das Management von 33 000 PC-Arbeitsplätzen und 12 000 Druckern, die dazugehörigen IT-Dienstleistungen sowie das E-Mail-System an Hewlett-Packard (HP). Die Laufzeit des Projekts beträgt fünf Jahre, das Volumen liegt im unteren dreistelligen Millionenbereich. Branchenexperten schätzen es auf 150 Millionen Euro. Die Commerzbank hatte noch im Dezember 2003 bereits fortgeschrittene Verhandlungen mit IBM über die komplette Auslagerung der Investment-IT abgebrochen und seitdem sämtliche vergleichbaren Aktivitäten ruhen lassen.

Von der Desktop-Auslagerung erhofft sich das Institut, die bislang festen Kosten für Tischrechner, Notebooks und Drucker variabel zu gestalten. Zudem sollen Abläufe etwa im User-Support effektiver werden. HP macht sich zudem Hoffnungen, bei der Commerzbank auch in Innovationsprojekten zur Einführung von Unified Messaging und zur Überarbeitung des Infrastruktur-Managements zum Zuge zu kommen.

Im Rahmen des Abkommens wechseln 100 Mitarbeiter zu HP. Größere Zugeständnisse an die übernommenen IT-Experten hat es offenbar nicht gegeben. Waren in früheren Auslagerungs-Deals noch weitgehende Beschäftigungs- und Standortgarantien üblich, orientierten sich Mitarbeitervertretung, Commerzbank und HP im jüngsten Deal an den gesetzlichen Bestimmungen gemäß Paragraf 613a, der ein Jahr Bestandsschutz vorsieht. Grund für diese Zurückhaltung dürfte nicht zuletzt der enorme Preisdruck im Desktop-Management-Geschäft sein.

Dresdner beauftragt Atos Origin

Auch die zum Allianz-Konzern gehörende Dresdner Bank hat ein Outsourcing-Projekt mit Mitarbeiterübergang gestartet. Hier wechseln etwa 200 IT-Arbeitskräfte zu Atos Origin. Dem IT-Dienstleister obliegt künftig die Wartung und Weiterentwicklung von IT-Applikationen für das Privat- und Firmenkundengeschäft. Die Laufzeit erstreckt sich über sieben Jahre. Zum Volumen wollten die Partner ebenso wenig Angaben machen wie zu den näheren Konditionen des Mitarbeiterwechsels. Sie verwiesen darauf, dass der Betriebsübergang erst Anfang Dezember erfolgt.

Auch die Dresdner Bank beschreitet mit dem Deal neue Wege. Die Muttergesellschaft hatte erst kürzlich ihre Desktop-, Netz- und Telekommunikations-Services an Fujitsu Services ausgelagert. Die Applikationen galten bislang als tabu. "Diese Partnerschaft ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung unserer Anwendungsentwicklung", sagte Friedrich Wöbking, Vorstandsmitglied der Dresdner Bank. Die langfristige Zusammenarbeit beider Unternehmen sei wegweisend, um künftig schneller, effizienter und flexibler auf neue Anforderungen an die Banken-IT reagieren zu können. Um die versprochenen Einsparungen erzielen zu können, wird Atos Origin einen erheblichen Teil der Aufgaben nach Indien verlagern. (jha)