Bank spart viel Geld mit Linux

20.01.2006
Die Key Bank in Cleveland hat Mitte 2004 begonnen, in die Jahre gekommene Unix-Server durch PC-Server von Hewlett-Packard mit Red Hat Linux zu ersetzen.

Dadurch seien die Server-Kosten um 80 Prozent gesunken, berichtet Dave Seager, Vice President für das Unix System Engineering. Seager wechselte vor vier Jahren von einer Dotcom-Firma zu dem Geldinstitut, das Einlagen im Wert von 92,3 Milliarden Dollar verwaltet. Die Unterstützung seiner Chefs inklusive des damaligen CIOs für einen Linux-Umstieg zu gewinnen war nicht einfach - sie fragten, ob die in Aussicht gestellten Einsparungen nicht durch mögliche Probleme mit Support, Extra-Wartung und unsicherer Kompatibilität wieder zunichte gemacht würden.

Seager klopfte verschiedene Anbieter ab und landete schließlich bei Red Hat, wo er aus seiner Sicht "ehrlich" informiert wurde. "Red Hat ist all unsere Applikationen mit uns durchgegangen", erzählt Seager. "Sie sagten uns ganz klar, wo Linux Vor- oder Nachteile hat und wo wir den größten Dollar-für-Dollar-Nutzen erzielen könnten." Unter anderem riet der Linux-Distributor dazu, Oracle-Datenbanken und Websphere-Application-Server auf Linux umzusetzen. Dagegen bringe es wenn überhaupt nur minimal etwas, Windows-Server zu ersetzen, die bereits auf Intel-Hardware liefen.

Die Key Bank verwendet nun hauptsächlich Zwei- oder Vier-Wege-Server von HP ("ProLiant"-Modelle wie "360", "380" oder "585"). Deren Preise begännen um die 3000 Dollar statt bei 30.000 für eine Sparc-basierende Sun-Maschine. Dieser Preisunterschied überzeugte letztlich das Management der Bank: "Es brachte nichts, denen zu erzählen, Linux sei cool oder das nächste große Ding", so Seager. "Aber zu sagen: Das spart uns x Prozent vom Budget hat gut gewirkt."

In den letzten eineinhalb Jahren hat die Key Bank nun rund eine Million Dollar in Linux-Server investiert - einen Bruchteil der Summe, der ansonsten für die Upgrades proprietärer Unix-Systeme fällig gewesen wäre. Was die Features angeht, musste Red Hat laut Seager nur "auf einem Niveau" mit den Unix-Plattformen sein, wobei vor allem die Zuverlässigkeit im Vordergrund stand. Bislang habe das Linux hier nicht enttäuscht. Key betreibe auch sein internes Monitoring, System-Management sowie Web- und Netz-Server mit dem Open-Source-Betriebssystem.

Seinen Mainframe, der zusammen mit Windows rund ein Drittel des Backend-Systems ausmacht, will das Geldinstitut im Übrigen nicht ablösen. Laut Analystin Alenka Grealish von der Celent Group in San Francisco gehört Key zu den Banken, die sich beim Linux-Einsatz bis dato am weitesten vorgewagt haben. Die ganz Großen wie Citigroup, Bank of America oder Well Fargo hätte zwar alle "jede Menge Beta-Testing" absolviert. "Sie sind aber viel vorsichtiger, weil sie ein größeres Risiko befürchten als eine überregionale Bank wie Key und weil viel mehr Wettbewerber ihren Leichnam fleddern werden, wenn das passiert." Zudem habe die starke Konsolidierung im Bankensektor dazu geführt, dass viele IT-Abteilungen bloß mit der Integration vorhandener Systeme befasst seien und sich nicht um Plattformwechsel oder andere Dinge den Kopf zerbrechen könnten. (tc)