Verstopfte Seekabel im Atlantik

Bandbreite könnte künftig wieder teurer werden

23.06.2009
Von 
Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Der steigende Bedarf an Bandbreite könnte dafür sorgen, dass in einigen Jahren das Angebot an Übertragungskapazitäten kleiner als die Nachfrage ist. Damit nähert sich der Preisverfall dem Ende.

Durch die zunehmende Nutzung des Internets und das steigende Datenvolumen - Stichwort: Videos - stößt die Kapazität der Transatlantikkabel an ihre Grenzen. Die Marktforschungsfirma Telegeography rechnet damit, dass in fünf Jahren die Kabel verstopft sind, so dass Carrier gezwungen sein werden, neue Kabel zwischen Europa und Nordamerika zu verlegen. Für die Nutzer bedeute dies ein bislang kaum gekanntes Phänomen - die Nachfrage übersteigt das Angebot. Eine Konsequenz daraus könnten steigende Preise sein.

"Die aktuellen Marktpreise rechtfertigen keine Investitionen in neue Verbindungen", sagt Telegeography-Analyst Eric Kreifeldt. Daher könnte es erstmals seit Jahren wieder dazu kommen, dass den Service-Providern von den Kabelgesellschaften höhere Preise in Rechnung gestellt werden. Dies müsse nicht bedeuten, dass auch die Preise für die Endkunden steigen. Jedoch sei damit zu rechnen, dass der langjährige Preisverfall für Bandbreite gestoppt werde.

Fehlprognosen zum Anstieg der Nachfrage hatten um die Jahrtausendwende zu einem rasanten Ausbau der Kapazitäten geführt. Zwischen 2000 und 2003 wurden sechs neue Transatlantikkabel verlegt. Das Überangebot und die sinkende Nachfrage nach dem Ende der New Economy brachen einigen Anbietern das Genick. Die gesamte Bandbreite über den Atlantik liegt laut Telegeography bei knapp 40 Terabit pro Sekunde (Tbit/s)

Von 2008 bis 2015 erwarten die Marktforscher einen Anstieg der Nachfrage von 33 Prozent - pro Jahr. Damit sei die Überkapazität etwa 2014 aufgezehrt. Während sich die Technologie an den beiden Enden eines Kabels aufrüsten lässt, sind die Geräte unter Wasser häufig auf 10 Gbit/s begrenzt. Dies führt zwangsläufig dazu, dass neue Kabel verlegt werden müssen. Die Analysten erwarten hierfür Investitionen der großen Carrier. Ein Kabel zu planen und verlegen zu lassen, würde rund 18 Monate dauern. Im Pazifik stelle sich die Situation anders dar: Durch das rasante Wachstum der Schwellenländer sei die Verlegung von Unterseekabeln in der Region an der Tagesordnung.