Microsoft vs. Google

Ballmer auf der Suche nach dem Stein der Weisen

26.09.2008
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Microsoft-CEO Steve Ballmer sieht seinen Konzern als "einzigen echten Wettbewerber", der Google im Online-Werbegeschäft das Wasser abgraben könnte. Er weiß zwar nicht, wie - weiß dagegen aber, dass Apple im Enterprise keine Schnitte machen wird.

Während eines Abendessens im Churchill Club in Silicon Valley gestern Abend stellte Ballmer fest, dass Microsoft noch viel Arbeit vor sich habe, das Geschäftsmodell "Online-Werbung" von Grund auf neu zu erfinden. "Niemand kann sein Glück erzwingen. Nur, wenn die Anwender beginnen, in neuen Kategorien zu denken, hat man Erfolg." Ballmer sieht es als große Aufgabe für die kommenden fünf Jahre an, dieses Umdenken anzustoßen. Microsoft will sich das Vorhaben einiges kosten lassen: 1,2 Milliarden Dollar pro Geschäftsjahr - das seien jeweils fünf bis zehn Prozent des operativen Gewinns - soll laut Ballmer in eigene Suchmaschinenprojekte fließen. Mit Live Search versucht der Konzern seit langer Zeit erfolglos, auch nur ansatzweise an den Erfolg von Konkurrent Google heranzureichen. Nach der gescheiterten Übernahme von Yahoo brauchen die Redmonder nun dringend neue Ideen.

Ballmer traf im Churchill Club noch einige weitere Aussagen zu anderen Themen: So soll das Cloud-Computing-Projekt "Red Dog" auf der Microsoft-Entwicklerkonferenz im Oktober diskutiert werden. Auf die Frage, ob Microsoft mit Red Dog einen Frontalangriff auf Amazons Linux-basiertes EC2 starten wolle, wollte Ballmer noch keine Antwort geben. Im Bereich der Servervirtualisierung plane Microsoft eine "Demokratisierung" der Technologie, indem der Konzern niedrige Preise, integrierte Verwaltungstools und verbesserte Software offeriere. "Wenn Sie statt fünf Prozent 80 Prozent aller Server virtualisieren möchten, verlangen Sie für die notwendigen Applikationen besser nicht den dreifachen Preis der Hardware-Kosten", konnte sich der Microsoft-CEO eine direkte Kritik an Marktführer VMWare nicht verkneifen.

"Apple ohne Chance im Unternehmen"

Auch zum boomenden Smartphone-Markt hatte Ballmer etwas beizutragen: Nach seiner Aussagen werden Apple und Blackberry-Hersteller Research in Motion (RIM) in den kommenden fünf Jahren wegen der zunehmenden Marktexpansion mehr verlieren, als ihnen lieb sei - als Grund führte Ballmer die proprietäre Hardware an, die beide Hersteller zu eng an ihre eigenen Applikationen bänden. Nur eine Loslösung der Software von der Hardware könnte den langfristigen Geschäftserfolg sicherstellen.

Aus dem gleichen Grund empfindet Ballmer Apple nicht als Bedrohung auf dem Markt für Enterprise-PCs: Nur wer seine Programme für Wettbewerber lizensiere (wie Microsoft es seit einiger Zeit tut), könne seine Marktanteile ausbauen. "Apple ist eine gute Firma, die aber alles selbst machen will. Solange wir und unsre Partner unsere Arbeit gut machen, gibt es überhaupt keinen Grund, warum Apple seinen Fuß in die Unternehmen bekommen sollte."